GA-Serie "Traditionsgeschäfte in Bad Godesberg" Blumen Ließem: Ein florierendes Erbe

Bad Godesberg · Bei Blumen Ließem fing alles mit dem Gewächshaus der Großmutter an. Enkelin Gabriele Ließem fand über einen Umweg in die Archäologie zur Floristik.

Seit fast 80 Jahren versorgt die Familie Ließem Bad Godesberg mit frischen Blumen. Was als Lädchen mit angeschlossenem Gewächshaus begann, ist heute ein Betrieb, der Blumen aus aller Welt verkauft. Die tägliche Blumenernte im Gewächshaus ihrer Großmutter kennt Gabriele Ließem nur aus Erzählungen. Die Blumen, die sie anbietet, kommen zwei- bis dreimal pro Woche über die Großmärkte in Köln und Bonn mit dem Lieferwagen ins Geschäft in der Bad Godesberger Innenstadt. Ließem verkauft die Schnittblumen, Gestecke und Topfpflanzen in dritter Generation.

„Ich hatte schon als Kind immer Blumen um mich herum, ich bin praktisch am Bindetisch groß geworden“, sagt Ließem. Trotzdem sah es zunächst überhaupt nicht danach aus, dass sie den Betrieb einmal übernehmen würde. Sie studierte Archäologie und merkte erst nach einiger Zeit an der Universität, dass sie sich mit frischen Blumen doch am wohlsten fühlt.

1990 begann sie ihre Lehre im Betrieb der Eltern und absolvierte fünf Jahre später ihre Meisterprüfung. Seit nun 20 Jahren ist sie alleine für das Geschäft verantwortlich – und führt damit das Lebenswerk ihrer Familie weiter. „Meine Eltern waren schon sehr froh, dass ich hier eingestiegen bin“, sagt sie.

Maiglöckchen im Winter

Das Geschäft habe sich in den vergangenen Jahren verändert, sagt die 48-Jährige. Die Kunden seien anspruchsvoller geworden, hätten auch ausgefallene Wünsche. „Aber wenn es sein muss“, so Ließem, „können wir heute auch im Winter frische Maiglöckchen bestellen.“ Wenn gewünscht, bringt Ließem ihren Kunden die Blumen per Lieferdienst bis an die Haustür.

Auch eine Reihe von Firmen und Verbänden gehört zum Kundenkreis. „Die einen wollen nur ein schlichtes Bühnengesteck für das Rednerpult, die anderen erwarten aufwendige Blumen in den Firmenfarben“, beschreibt Ließem die unterschiedlichen Ansprüche. Sie hilft den Kunden dabei, die richtigen Blumen auszusuchen.

Vor dem grauen Adler im ehemaligen Plenarsaal des Bundestags, heute Teil des Kongresszentrums WCCB, machen sich beispielsweise weiße Anemonen besonders gut, findet sie. Bei einer internationalen Tagung von Experten aus der Wasserwirtschaft vor einigen Jahren lieferte sie für das Rednerpult ein schlichtes Gesteck in Weiß und Grün. Auch bei Geburtstagen und Hochzeiten sorgt Ließem für den passenden Blumenschmuck, genauso bei Beerdigungen.

Ursprünge in der historischen Altstadt

Angefangen hatte alles im Jahr 1938, als Ließems Großmutter Maria in der Winterstraße in der historischen Bad Godesberger Altstadt ein Blumengeschäft eröffnete. Während ihr Mann zum Kriegsdienst eingezogen wurde, startete sie in die Selbstständigkeit. „Das war ein echter Ein-Mann-Betrieb“, sagt Enkeltochter Gabriele heute über die Frau, die ihre Familie in den Kriegsjahren durch den Verkauf frischer Blumen aus ihrem Gewächshaus am Leben hielt.

Der kleine Betrieb überstand nicht nur den Zweiten Weltkrieg, sondern schaffte auch den Sprung in die nächste Generation. Als die Eltern der heutigen Geschäftsführerin mit einstiegen, eröffnete die Familie 1968 einen zweiten Laden an der Koblenzer Straße und verlegte wenige Jahre später das Hauptgeschäft von der Winterstraße an seinen heutigen Sitz in der Innenstadt. Der Platz vor der Fronhofer Galeria bekommt dadurch eine frische, grüne Note und die Passanten sehen schon im Vorbeigehen, was ihnen gerade blüht. Aktuell machen Heide und Astern Lust auf Herbst.

Der Namen Blumen Ließem soll weiter zu Bad Godesberg gehören. Sorgen um die Zukunft ihres Betriebs macht Gabriele Ließem sich nicht. Zwar habe inzwischen fast jeder Supermarkt ein Sortiment an günstigen Blumensträußen, doch sei das keine ernsthafte Konkurrenz, urteilt Ließem. Wer eine ordentliche Beratung suche oder aufwendige Gestecke kaufen möchte, komme ohne Fachhändler nicht zurecht. „Die Geschäfte vor Ort“, so ihre Überzeugung, „wird es immer geben.“

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