Training der Bonner Einsatzhundertschaft Bengalische Feuer in der Rheinaue

Bonn · Zunächst sieht alles ganz harmlos aus. Eine kleine Gruppe demonstriert friedlich in der Rheinaue - als Unterstützung für die Regierung in ihrem Heimatland. Die Polizei hat das Geschehen im Blick. Doch auf einmal geht alles ganz schnell. Bengalische Feuer werden gezündet, orangefarbener Rauch dringt aus einem Gebüsch.

Beamte löschen das bengalische Feuer.

Beamte löschen das bengalische Feuer.

Foto: Barbara Frommann

Gegenüber hat sich ein Demonstrant beim Hantieren mit Benzin schwerste Verbrennungen zugezogen. Außerdem beginnen die anderen Demonstranten, die Polizisten zu beschimpfen, wollen an den Beamten vorbei. Doch es kann Entwarnung gegeben werden. Denn was nach einer Eskalation klingt, ist in Wirklichkeit eine Übung, die die Beamten der Einsatzhundertschaft (EHU) regelmäßig absolvieren.

Starke Nerven sind trotzdem gefragt. Nicht nur, dass Polizeihauptkommissar Klaus Kapellner und sein Assistent André Bartnik das Geschehen im Blick haben und einige Zeit später dann die Nachbereitung ansteht. Hinzukommt, dass die Demonstranten ebenfalls Polizisten sind. Und die machen es ihren Kollegen nun nicht gerade leicht.

Die Einsatztrainings sind wichtig. Egal ob in Fußballstadien, an Bahnhöfen oder bei Demonstrationen: Die Beamten der EHU sehen sich oft schwierigen Situationen gegenüber. "Und das, was im Alltag passieren kann, sollte man trainieren", sagt Kapellner. Wie viele Beamten bei den Übungen, die einmal wöchentlich stattfinden, dabei sind, ist unterschiedlich. "Es können fünf sein, aber auch ein Zug, also bis zu 38", sagt Kapellner.

Ziel ist es, die Taktik zu trainieren. In der Rheinaue geht es unter anderem um den Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten, den Einsatz der Rettungskräfte bei Verletzten, die Bewertung der Situation. "Wir beobachten und analysieren. Wo müssen wir optimieren? Wo müssen wir Standards definieren und festlegen, welche Vorgehensweise die bessere ist?", erklärt Kapellner.

Was genau bei den jeweiligen Übungen ansteht, dafür zeichnen die Einsatztrainer Robert Gröser und Jürgen Mäusbacher verantwortlich. Die Beamten der EHU wissen nicht genau, was auf sie zukommt, sie erfahren nur die Grundinformationen. "Wir bauen kleine Unwägbarkeiten ein", erklären die beiden. Innerhalb des vorgegebenen Rahmens - so wird vorher festgelegt, welche Einsatzart trainiert werden soll - seien sie flexibel. "Aber es soll natürlich realistisch bleiben. Wir schöpfen da aus unserer Diensterfahrung - allerdings haben wir so gut wie alles schon gesehen."

Bei den Entwürfen bleibt es nicht bei einem Szenario. In der Rheinaue zum Beispiel gibt es den ersten Demo-Zwischenfall an der U-Bahn-Station, es geht weiter am ehemaligen Hubschrauberlandeplatz, von dort aus durch den Park.

Anschließend sitzen alle im Bus, der zur Bundespolizei in Hangelar fährt. Dort steht der Abschluss auf dem Programm. Die Demonstranten werden weggebracht, auf der Fahrt aber greift einer der Protestierer den Busfahrer an. Der Bus wird von der Polizei gestoppt und durchsucht, einzelne Personen "werden rausgeholt und zur Gefangenensammelstelle gebracht", erläutern die Einsatztrainer.

Die Orte, an denen trainiert wird, variieren. Denn auch die Kulisse soll möglichst realistisch sein. Einsätze mit Fußballbezug zum Beispiel werden unter anderem im Sportpark Nord trainiert, braucht man Wege, Straßen oder Büsche, bietet sich die Bonner Rheinaue an.

Einiges findet bei der Bundespolizei statt, Festnahmen oder ähnliches können auch im Polizeipräsidium simuliert werden. Eins gilt auf jeden Fall: Die Bürger sollen nicht gestört werden. So sind Fußgängerzone und Co. tabu. "Wir können ja nicht die Bonner Innenstadt lahmlegen", sagt Kapellner und lächelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort