Sicherheit in Bad Godesberg Bei Jugendlichen bleibt das ungute Gefühl

Bad Godesberg · Nach der Attacke auf Niklas Pöhler wurde in Bad Godesberg der "Runde Tische gegen Gewalt" initiiert. Eine erste Zwischenbilanz fällt positiv aus: Die Straßenkriminalität ist zurückgegangen. Bei den Jugendlichen bleibt allerdings ein unwohles Gefühl.

Der schreckliche 7. Mai 2016, als Niklas Pöhler an der Rheinallee brutal misshandelt wurde und schließlich starb, hat sich in den Köpfen Bad Godesberger Jugendlicher festgebrannt. Die vom GA befragten Schüler äußern sofort Mitgefühl mit den Angehörigen und immer noch Entsetzen über die Tat. Sie erhoffen sich nun zum Prozessauftakt, dass man die Täter zur Rechenschaft ziehen kann.

„Wir lehnen Gewalt ab. Die war falsch“, sagen zwei 14- und 15-jährige Hauptschüler. Wie viele andere wollen sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Nur dieser Prozess sei der richtige Weg, nach der Tat Urteile zu fällen, meint ein 17-jähriger Gymnasiast. Und ein anderer sagt: Volkes Meinung sei mit Vorverurteilungen ja immer schnell. „Wenn die Angeklagten also die Täter sind, dürfen auch ihre Hintergründe nicht ignoriert werden.“

Von den Maßnahmen, die der Runde Tisch Gewaltprävention veranlasst hat, also vom Rückschnitt des Grüns am Tatort, erhöhten Straßenkontrollen, vom Einsatz zweier Jugendkontaktpolizisten und von der Sicherung der Schulsozialarbeit, haben die Jugendlichen gehört.

Der Runde Tisch zieht laut einer Pressemeldung eine positive Zwischenbilanz: Die Straßenkriminalität sei deutlich zurückgegangen. In den vergangenen Monaten wurden mehr als 2.300 Personen und 600 Fahrzeuge kontrolliert. 21 Personen wurden festgenommen, gegen acht von ihnen lagen Haftbefehle vor.

Nein, sie hätten keine Angst mehr an der Rheinallee, antworten die Hauptschüler zuerst. „Jetzt, wo die Büsche weg sind, könnten andere Leute notfalls helfen“, sagt der 15-Jährige. Der Jüngere schränkt dann aber doch ein, er sei dort lieber nicht so spät unterwegs. „Ich gehe nur hin, wenn ich muss.“

Klartext kommt auch von den Gymnasiasten. Sie würden sich spätabends im Zentrum ungern allein aufhalten. „Hoffentlich ändert sich mehr als die Bepflanzung.“ Obwohl, fügt einer nachdenklich hinzu: Er selbst habe in Bad Godesberg eigentlich noch nie Jugendgewalt miterlebt.

Die Stimmung unter Jugendlichen habe sich seit 2016 sicher beruhigt, antworten die Hauptschüler. „Wir haben keine kriminellen Handlungen mehr gesehen.“ Ja, die Kontaktpolizisten sorgten für mehr Sicherheit. Einen Bogen machen die beiden aber um das Areal im Kurpark an den Tennisplätzen. „Da feiern und trinken abends oft Jugendliche. Hier kann es schon mal Stress geben.“

Die Gymnasiasten meiden ebenfalls Parkanlagen und einsame, dunkle Orte. Sie haben die Kontaktbeamten noch nie bemerkt. „Die Polizeipräsenz als solche ist aber sichtbar erhöht“, erzählt der Oberstufenschüler. Man solle die Lösung der Problematik jedoch nicht nur der Polizei zuschieben.

Was sehen Bad Godesberger Schüler denn selbst als Rezepte an, um die Gewaltspirale zu stoppen? Die Hauptschüler loben sofort ihre Schulsozialarbeiter. „Die helfen uns bei Problemen. Und sie schlichten Streit.“ Schule an sich, wo Jugendliche verschiedener Herkunft Tag für Tag zusammenkommen, sei ein guter Ort, Lösungen anzugehen, stimmen die Gymnasiasten zu.

Aber auch Familien, Glaubensgemeinschaften, Politik und Gesellschaft stünden in der Pflicht. Integration sei in jeglicher Hinsicht der Schlüssel. Allerdings betont einer: „Es ist aber bei weitem nicht nur eine Gruppe mit einem bestimmten soziokulturellen Hintergrund, die gewalttätig oder aggressiv ist.“

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