Sozialamt mit Barrieren Behindertenstelle in Bad Godesberg nicht barrierefrei

Bad Godesberg · Eigentlich sollte die städtische Dienststelle für Behinderten-Angelegenheiten besonders behindertenfreundlich sein. Doch schon der Aufzug am Eingang ist nicht für alle nutzbar.

 Der Aufzug vor den städtischen Büros für Behinderten-Angelegenheiten ist nicht für jeden Rollstuhl geeignet.

Der Aufzug vor den städtischen Büros für Behinderten-Angelegenheiten ist nicht für jeden Rollstuhl geeignet.

Foto: Richard Bongartz

Die Ende 2016 eröffnete Dienststelle für Behinderten-Angelegenheiten des Sozialamts an der Zeppelinstraße ist noch immer nicht komplett barrierefrei. Darauf weist ein Rollstuhlfahrer hin, der den Aufzug am Eingang nicht nutzen konnte und ohne fremde Hilfe nicht seine Amtsgeschäfte hätte erledigen können.

Hans-Joachim Stadeler musste zu der im Hinterhof gelegenen Dienststelle, um als Schwerbehinderter die Nachweise für einen neuen Nahverkehrsausweis vorzulegen. Der 81-Jährige kann nicht gut laufen, ist aber mit seinem Elektro-Scooter recht mobil. „Damit bin ich beweglich“, sagt er. An der Rampe mit den zwei Treppen fragte er sich allerdings, wie er ins Gebäude kommen soll. Der Fahrstuhl sei für ein bis zwei Personen ausgelegt. „Elektrokrankenstühle sind dafür zu schwer und zu groß“, so Stadeler.

Zum Glück habe ihm dann jemand aus einer der anderen Behörden im Haus geholfen und unter den Arm genommen. „Den Scooter musste ich stehenlassen“, sagte er. In solchen Situationen fühle er sich abhängig, es sei ihm unangenehm – auch wenn alle sehr freundlich und hilfsbereit gewesen seien. Stadeler kritisiert auch, dass es im 30 Meter langen Flur keinen Handlauf oder keine Gehhilfe gebe. Ein Stuhl, um sich mal hinzusetzen? Fehlanzeige.

Viele Beschwerden erhalten

„Ich war erschrocken, wie man so etwas machen kann“, sagt der Godesberger. „Wer hilfsbedürftig ist, kann eigentlich direkt wieder gehen.“ Für den Rückweg habe ihm eine nette Beamtin zumindest einen Aktenschrank auf Rollen gegeben, damit er wieder nach draußen kommen konnte. Auch am Aufzug habe ihm wieder jemand geholfen. „Das ist eine wirklich unzumutbare Angelegenheit.“ Im Lift selbst müsse man dann während der Fahrt permanent eine Taste gedrückt halten. Wer in einem Rollstuhl sitze, komme da gar nicht dran. Die Stadt sagt dazu, dass der Mechanismus aus Sicherheitsgründen eingerichtet worden sei. „Lässt man den Knopf los, stoppt der Fahrstuhl sofort, um Unfällen vorzubeugen“, so Stefanie Zießnitz vom Presseamt. Der Lift sei in Abstimmung mit der Behindertengemeinschaft nachträglich angebaut worden. Als sich die Behindertenstelle noch im Rathaus an der kurfürstlichen Zeile befand, seien die Schwerbehinderten in Godesberg gut versorgt gewesen. „Man konnte direkt ins Rathaus reinfahren“, sagt Stadeler. Wer in die oberen Etagen musste, habe den Aufzug nutzen können.

Städtisches Gebäudemanagement (SGB), Sozialamt und Personalamt äußern sich auch zu den weiteren Kritikpunkten. So könne ein Handlauf in Abstimmung mit dem Vermieter und der Stabsstelle für Arbeitssicherheit nachträglich dort installiert werden, wo die Brandschutzvorschriften dem nicht entgegenstehen. „Zum Mietbeginn wurde das Objekt mit einem Blindenleitsystem ausgestattet, darüber hinaus sind die Türen nachgerüstet worden und können elektrisch geöffnet werden. Im Moment wird ein Wetterschutz für den Eingang geplant“, so Zießnitz. Anregungen der Kunden des Sozialamtes nehme das Städtische Gebäudemanagement gerne an und setze diese – sofern sie laut Eigentümer möglich sind – um.

Laut Verwaltung haben die Sachbearbeiter des Sozialamtes schon häufiger Beschwerden zur Lage des Gebäudes innerhalb des Stadtgebiets und die weiten Wege im Haus erhalten. „Schriftliche Beschwerden wegen einer nicht ausreichenden Barrierefreiheit gibt es nur sehr wenige“, sagt Zießnitz. Bei eingeschränkter Mobilität können Behinderte auch andere Personen bevollmächtigen, die dann den Behördengang machen. „Die Vollmacht muss bei der Vorsprache gezeigt werden“, so die Verwaltung.

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