Mangel an Fachkräften Bäckernachwuchs in Bad Godesberg gesucht

Bad Godesberg · Die Bäckerei Maus muss tageweise schließen, weil ihm Mitarbeiter fehlen. Die Innung bestätigt: Es gibt einen Fachkräftemangel, nicht nur bei den Bäckern, sondern auch im Gesamthandwerk.

Bäckereien, die den Teig für ihr Brot noch selbst herstellten, gab es früher im Zentrum von Bad Godesberg viele. Heute ist Rolf Maus nach eigenen Angaben der einzige Bäckermeister, der hier noch einen alteingesessenen Familienbetrieb leitet. An seiner Ladentür an der Brunnenallee hängt ein Plakat, das Fragen aufwirft: „Sonntags und montags bleibt das Geschäft geschlossen.“ Die Erklärung: „Wir finden keine Bäcker/innen.“ Viele Kunden wundern sich, dass die Ladentür verschlossen bleibt. Woran liegt es wirklich, dass handwerkliche Bäcker tageweise oder sogar dauerhaft schließen müssen?

In der City-Bäckerei Maus werden keine tiefgekühlten Rohlinge aufgebacken. Dort werden die Zutaten von regionalen Händlern besorgt, der Teig wird gemischt, geformt und nach klassischem Bäckerhandwerk gebacken. So entstehe ein Produkt, mit dem sich das Supermarktbrötchen qualitativ nicht messen könne, meint Maus. Dafür seien seine Brötchen auch ein paar Cent teurer. Klassische Bäckereien müssten eben auch für ihre nächtliche Arbeit bezahlt werden, so Maus, der betont, dass er für seine Backwaren hochwertige Zutaten verwendet. Maus: „Wenn die Backwaren teurer werden, sind die Kunden ab einem gewissen Punkt nicht mehr bereit, den hohen Preis zu zahlen. Und die Löhne für Mitarbeiter können deshalb nicht unbegrenzt erhöht werden.“

Zuschläge von bis zu 100 Prozent für Sonntagsarbeit

Früher habe es genügend junge Leute gegeben, die den Beruf erlernen wollten. Das habe sich geändert. Rolf Maus hat mehrere Mitarbeiter verloren und ist jetzt dringend auf der Suche nach Fachkräften. Mit Zuschlägen von bis zu 100 Prozent für Sonntagsarbeit versuche er, Bewerber anzulocken, sagt er. Damit seine übrigen Mitarbeiter nicht an sieben Tagen der Woche arbeiten müssten, habe er sich gezwungen gesehen, den Laden am Sonntag und Montag zu schließen.

Maus ist nicht der einzige Bäckermeister, der vor diesem Problem steht. Elke Siewert, Geschäftsführerin der Bäcker-Innung Bonn/ Rhein-Sieg, weiß: „Es gibt einen Fachkräftemangel, nicht nur bei den Bäckern, sondern auch im Gesamthandwerk.“

Aber warum will niemand mehr Bäcker werden? Wegen einer guten gesamtwirtschaftlichen Lage und einigen geburtenschwachen Jahrgängen gebe es zwar weniger Arbeitssuchende, doch das sei nicht das Hauptproblem, meinte Siewert im GA-Gespräch. An den ungewöhnlichen Arbeitszeiten eines Bäckers könne es kaum liegen, denn die habe man auch beim Radio oder Fernsehen. Der Fachkräftemangel habe ihrer Ansicht nach viel mehr mit dem Image des Bäckerberufs zu tun. Insgesamt gebe es in der Zwischenzeit bei Schulabgängern einen starken Hang zum Studium. „Viele junge Leute haben, wenn es um die Berufswahl geht, das Handwerk nicht mehr im Fokus“, so Siewert. Einen großen Einfluss haben dabei Eltern und Lehrer, obwohl das Studium nicht immer der richtige Weg sei. Das beweise die hohe Quote an Studienabbrechern.

Beruf des Bäckers in der Gesellschaft unterschätzt

Derselben Meinung ist Britta Markmann, die gemeinsam mit ihrem Mann eine handwerkliche Bäckerei in Friesdorf betreibt. Der Familienbetrieb hat zurzeit noch genügend Beschäftigte und sogar noch zwei Auszubildende. Doch Markmann bestätigte dem GA, dass auch sie die Angst vor einem zukünftigen Fachkräftemangel umtreibt. Denn in Schulen werde auf den Beruf kaum aufmerksam gemacht, obwohl die Ausbildung sehr gute Berufsaussichten biete: Viele Bäckereien seien interessiert daran, ihre Auszubildenden auch nach Abschluss der Lehre in den Betrieb zu übernehmen.

Die Beteiligten sind sich darüber einig, dass der Beruf des Bäckers in der Gesellschaft unterschätzt wird. Dabei sei die Arbeit vielseitig und sinnvoll: „Ein Bäcker sieht am Ende des Tages, was er geschafft hat. Das ist das Schöne am Handwerk“, sagte Siewert. Inzwischen gibt es für Interessierte auch die Möglichkeit, das Studium und die handwerkliche Ausbildung miteinander zu verknüpfen. Den trialen Studiengang Handwerksmanagement absolviert man mit Bachelor, Gesellenbrief und Meisterbrief.

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