Doppelte Vakanz droht Der letzte Pfarrer verlässt die Johannes-Kirchengemeinde im August

Bad Godesberg · Pfarrer Jan Gruzlak hat überraschend seinen Abschied aus der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde in Bad Godesberg erklärt. Damit droht nach dem gescheiterten Nachfolgeverfahren für Pfarrer Rainer Fincke eine doppelte Vakanz.

 Jan Gruzlak wechselt nach Ulm zur Landeskirche Württemberg.

Jan Gruzlak wechselt nach Ulm zur Landeskirche Württemberg.

Foto: Ronald Friese

Die Nachricht trifft die meisten Mitglieder der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde dieser Tage unvorbereitet. „Am 1. September 2020 trete ich eine Pfarrstelle in der Evangelischen Landeskirche Württemberg an“, schrieb Pfarrer Jan Gruzlak am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Am 8. oder 9. August werde er sich in einem Gottesdienst verabschieden. „Nach sieben Jahren in Bad Godesberg war es mein Wunsch, neue Erfahrungen zu machen und mich neuen Herausforderungen zu stellen“, begründet der 41-Jährige seinen Weggang nach Ulm.

Wechsel vor der Einschulung des Sohnes

Hinzugekommen seien familiäre Gründe und der „lang gehegte Wunsch, im Süden Deutschlands Heimat zu finden“, und das vor der Einschulung seines Sohnes, so Gruzlak. „Sein Entschluss hat alle überrascht, ist gleichwohl aber auch verständlich, zumal es offensichtlich jetzt auch gut zur Familienbiografie passt“, meinte Mathias Mölleken, Superintendent des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel.

Mehrere Gemeindemitglieder, die anonym bleiben wollen, drücken Ratlosigkeit und Unverständnis aus. Denn der baldige Weggang trifft eine 4100-köpfige Gemeinde, die seit einem ersten misslungenen Nachfolgeverfahren für Gruzlaks in Pension gegangenen Kollegen Rainer Fincke (der GA berichtete) seit März schon mit einer Pfarrvakanz leben muss. Und deren Geschicke seither von einem fast vollständig neu gewählten, noch unerfahrenen Presbyterium mitgeleitet werden.

Zudem steckt die Gemeinde mittendrin in der sukzessiven Erneuerung aller ihrer Heiderhofer und Pennenfelder Gebäude. Der Kirchenkreis und die Nachbarkirchen werden sie selbstverständlich „in allen Fragen unterstützen“, zumal bei einer ab Sommer wohl folgenden „zweifachen Vakanz“, verspricht der Superintendent auf GA-Anfrage. „Neben der begleitenden Beratung im Besetzungsverfahren werden wir auch die pfarramtlichen Vertretungsdienste sicherstellen.“ Derzeit hilft schon Pfarrerin Beatrice Fermor aus.

Superintendent verspricht der Gemeinde Unterstützung

Gruzlak selbst verspricht, in den verbleibenden Monaten „eine gute Übergabe zu organisieren“. Er werde die Aufgaben den erfahrenen Mitarbeitern und elanvollen Presbytern vertrauensvoll in gute Hände legen. „Der Weggang von Pfarrer Gruzlak ist natürlich bedauerlich, da ich ihn als engagierten und motivierten Kollegen erlebt habe, der wohltuend in seiner Gemeinde und auch im Kirchenkreis gewirkt hat“, sagt der Superintendent. Die aktuelle Situation könne aber auch neue Möglichkeiten für die Pfarrstellenkonzeption eröffnen, so Mölleken. Die strikte Trennung der Bereiche Jugend und Familie und andererseits Senioren hatte offensichtlich für das Scheitern des ersten Wahlverfahrens gesorgt.

Bücherei-Leiterin betont Bedeutung des Presbyteriums

Sie wünsche Pfarrer Gruzlak für seine neue Stelle alles Gute, erklärt Ulrike von Bargen, Leiterin der Heiderhofer Gemeindebücherei. Vor Ort fühle es sich für sie momentan jedoch ein wenig so an, als ob der Kapitän das Schiff verlasse, bevor es im Hafen angekommen sei. „Aber andererseits ist es unsere Gemeinde inzwischen durchaus gewöhnt, in unruhigem Fahrwasser auch ohne Kapitän den Kurs zu halten.“ Umbauprojekte, fehlende Pfarrer – dank Presbyterium und Ehrenamtlichen gehe das Leben weiter.

Von Bargen schaut hoffnungsvoll in die Zukunft. „Unsere Gemeinde hat die besten Chancen: Mit bald zwei fertig renovierten und für die Zukunft flott gemachten Gemeindehäusern, einem frischen, motivierten Presbyterium und einem bunten, lebendigen Gemeindeleben fühlt sich hoffentlich der eine oder andere Kandidat zur Johannes-Kirchengemeinde hingezogen und ist interessiert, mit ihr sein Glück zu versuchen.“ Die Pfarrkandidaten mögen also kommen.

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