Majestät im Exil So lebt Godesia Gabriele Böke

Bad Godesberg/Bornheim · Die Godesia Gabriele Böke ist im Herzen Bad Godesbergerin, wohnt aber in Bornheim. Für sie ist die Regentschaft dennoch ein wahrer Glücksfall. „Ich hab‘ viel Pech gehabt im Leben, deshalb ist das jetzt so etwas wie eine Belohnung“, sagt sie.

 Als Godesia verfügt Gabriele Böke über eine mobile Ankleide in ihrem Sechtemer Wohnzimmer.

Als Godesia verfügt Gabriele Böke über eine mobile Ankleide in ihrem Sechtemer Wohnzimmer.

Foto: Matthias Kehrein

Richard ist als erster an der Tür. Vier Beine sind einfach schneller als zwei, obwohl Besitzerin Gabriele Böke dem tibetischen Tempelhund in Sachen Lauffreude in nichts nachsteht. Bis nach Bornheim-Sechtem muss fahren, wer die amtierende Godesia privat treffen möchte. „Die stauanfällige Anreise habe ich bei den Terminen immer im Blick“, sagt ihre Majestät und zeigt sich durchgeplant.

An den närrischen Tagen kommt deshalb eine ihrer fünf Schwestern, die praktischerweise Friseurmeisterin ist, um 6 Uhr zu ihr. „Nach gut einer Stunde sitzen Hochsteckfrisur und Make-up“, erzählt die gebürtige Godesbergerin mit markant tiefer Stimme. „Ich nehme gerade tatsächlich ein besonderes Öl, um sie zu schonen.“ Bislang seien weder sie noch ihr Prinz, Harald I. Witschel, krank gewesen. Sie seien aber auch beide hart im Nehmen, betont die Godesia.

Es war ihr Lebensgefährte Andreas Langos, der Böke vor vier Jahren nach Bornheim brachte. „Ich bin da zu Hause, wo mein Bett steht“, sagt die überzeugte Godesbergerin pragmatisch. Karneval hat in ihrem Leben von klein auf eine Rolle gespielt. „Wir sind alle seit Urzeiten bei den Jecken Goten aktiv.“ Wobei unter den Begriff „alle“ in ihrer Familie einer nicht fällt: ihr Lebensgefährte. Der nämlich konnte mit Karneval vor dem ersten Date überhaupt nichts anfangen. „Es ist aber besser geworden, denn er hat gemerkt, dass es mehr ist als nur Alkohol, nämlich ein Lebensgefühl.“

Ihn habe vor allem die soziale Arbeit fasziniert, die die Jecken Goten leisteten. „Vor zehn Jahren hat der damalige Präsident Reinhard von Haselow soziale Projekte eingeführt wie Ferienfreizeit, Bewerbungstrainings oder Seniorenweihnacht, und das führen wir fort“, erzählt die aktuelle Präsidentin des Karnevalsvereins, die dieses Amt für die Session ruhen lässt.

Die Bühne war ihr nicht fremd

Die Bühne war ihr von vielen Moderationen nicht fremd, lange Jahre war sie Tanzmariechen – warum also ist die gelernte Buchhalterin erst mit 48 in Amt und Würden der Kurstadt gekommen? „Ich hab‘ viel Pech gehabt im Leben, deshalb ist das jetzt so etwas wie eine Belohnung“, findet die grundgutgelaunte Frau kurz ernste Worte. Um dann sogleich wieder ihr Lächeln aufzusetzen und begeistert von den Anfängen der royalen Geschichte zu erzählen. Im Prinzip sei der Senat der Kleffbotze vor zwei Jahren auf sie zugekommen, da Witschel eine Regentin für die Bewerbung fehlte. „Der Typ sieht nett aus, mit ihm würd‘ ich’s machen“, habe sie direkt gedacht. Als Witschel dann noch ihren Partner Langos fragte, war sie vollends begeistert.

Seit November lebt sie nun ihren Traum, er begegnet ihr direkt des Morgens im Wohnzimmer in Form des mobilen Karnevalskleiderschranks. Hier hängt auch ihr Kleid. „Ich stehe auf historische Kostüme, deshalb habe ich mir ein altes Kleid mit besonderen Stickereien umschneidern lassen“, sagt Böke stolz. Fast schade, dass man ihre Schuhe kaum sieht. Die Basis ist rot, der Rest wild, aber anscheinend noch Festausschusskonform.

Hofstaat harmoniert gut

Es scheint, als würde gerade ganz viel passen im Leben der Godesia. Ein Hofstaat, der – das berichten Insider – wirklich gut harmoniert. Ihr Chef, ein Kölner Rechtsanwalt, der sich kulant zeigt. Und ein Prinz, für den sie mehr ist als schmückendes Beiwerk. „Wir treten gleichberechtigt auf, das sieht man schon daran, dass wir auf dem Orden beide das Hänneschen tragen“, sagt die 48-Jährige.

Für ihre 300 Auftritte haben sich die beiden Plattsprecher schulen lassen. Wobei Böke einen kleinen Vorteil hat: Neben den „Tatorten“ im Fernsehen liebt sie nämlich auch Sachbücher, vor allem mit psychologischem Hintergrund. Sie weiß also ihrem Gegenüber zu begegnen. Immer. „Wenn keine Stimmung im Saal ist, mache ich welche, da bin ich schmerzfrei“, so die Weltenbummlerin, deren Leidenschaft trotz großer Flugangst Fernreisen sind. Aber auch Nahziele sind gefragt, zum Wandern und Joggen. Sehr zur Freude von Tempelhund Richard, der so weiter an seiner Schnelligkeit arbeiten kann.

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