Bad Godesberger Innenstadt Aus für die City-Streife

BAD GODESBERG · Der Verein Bad Godesberg Stadtmarketing hat das Projekt City-Streife beendet und die Zusammenarbeit mit der Firma TH Sicherheit zum 31. Juli gekündigt. Es sind zu wenig Geschäftsleute bereit, den nächtlichen Wachdienst in der Bad Godesberger Innenstadt mitzufinanzieren.

Die Folge: Der Verein Stadtmarketing als Initiator und Auftraggeber musste regelmäßig die finanziellen Löcher stopfen. Bei einer Mitgliederversammlung hatte der alte Vorstand vor zwei Wochen noch um Unterstützung geworben. Der neue Vorstand hat jetzt die Reißleine gezogen.

Die Mitglieder von Bad Godesberg Stadtmarketing wurden am Dienstagabend per E-Mail informiert: "In den ersten Tagen seiner Tätigkeit musste der neue Vorstand über die weitere Vorgehensweise bezüglich der Citystreife eine Entscheidung treffen. Es hat in den letzten Monaten vom alten und neuen Vorstand zahlreiche Versuche gegeben, die Mitglieder vereint für das Projekt zu motivieren.

Angesichts der immer größer werdenden Lücke zwischen den teilnehmenden Mitgliedern und den nicht mehr aktiv teilnehmenden Mitgliedern, wird die Unterdeckung des Kostenaufwandes immer größer", heißt es in der Mitteilung. Anders ausgedrückt: "Wir können nur beauftragen, was wir auch bezahlen können. Das ist unsere kaufmännische Verantwortung", sagte der neue erste Vorsitzende Andreas Lüderitz dem GA am Mittwoch.

Trotz mühsamen Werbens für den Erhalt der Streife, so Lüderitz, nahmen zuletzt gerade noch 36 Geschäftsleute teil, mindestens 50 müssten es sein. Das "Basispaket", das drei Kontrollphasen pro Nacht an sieben Tagen in der Woche garantierte, kostetet 50 Euro pro Monat.

Parallel zum Aus für die City-Streife boomt die neue Privat-Streife im Villenviertel, wo sich erst vor wenigen Wochen Anwohner zusammengeschlossen hatten. "Da ist der Zuspruch sehr stark gestiegen", berichtete Timo Hähnlein, Chef von TH Sicherheit. "Zurzeit sind es etwa 80 Haushalte, die von uns angefahren werden, Tendenz steigend. Vermutlich brauchen wir bald noch einen zweiten Wagen für diesen Bereich." Auch in Mehlem, so Hähnlein, haben etwa 30 Kunden sein Unternehmen beauftragt, regelmäßig auf Kontrollgang zu gehen. Zahlreiche Anfragen gebe es im Moment auch aus Schweinheim.

Hähnlein will auch an der City-Streife festhalten. "Es haben sich einige Neukunden gemeldet, die nicht über Stadtmarketing mitmachen wollten", sagte er und kündigte an: "Wir machen das dann in Eigenregie weiter. Die Godesberger Innenstadt ist ja ein viel problematischerer Bereich als das Villenviertel." Hähnlein konstatiert auch, "dass die Einbruchszahlen in der Innenstadt drastisch gesunken sind. Das ist auch auf die gute Arbeit der Polizei zurückzuführen." Sein privater Sicherheitsdienst stärke vor allem das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen. Bei Stadtmarketing "ist die Tür für neue Lösungsansätze nicht zu", so Lüderitz. Die Villenviertel-Initiative sieht er kritisch: "Ich will keinen Pool von Streifen."

Aus der Polizeistatistik lässt sich nicht ablesen, was die City-Streife gebracht hat. Delikte in der Innenstadt werden da nicht separat ausgewertet. Bei den Geschäftseinbrüchen für den gesamten Bereich Alt-Godesberg, Godesberg-Nord, Villenviertel und Hochkreuz, so Christoph Schnur aus der Pressestelle der Bonner Polizei, sei die Tendenz im Vergleich zum Vorjahr "etwa gleichbleibend", bei den Wohnungseinbrüchen um etwa 30 Prozent abnehmend.

Als "Armutszeugnis und nicht Zeugnis von Armut" kommentierte der FDP-Ortsverband den Ausstieg aus der City-Streife. Er sei "ein Schlag ins Gesicht der vielfachen Bemühungen, Godesberg sicherer zu machen, und ein Beleg für mangelnde Solidarität einiger Geschäftsinhaber", sagte der FDP-Bezirksverordnete Ulli Hauschild.

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