Handel in Bonn Aufstieg und Niedergang des Bonner Unternehmers Vonhoff

Bad Godesberg · Lebensmittel-Unternehmer Peter-Josef Vonhoff betrieb 30 Jahre lang Geschäfte. Zuletzt elf Edeka-Filialen in Bad Godesberg, Bonn und Wachtberg. 2003 wurde der Name „Vonhoff“ aus dem Handelsregister gelöscht. In den „Heimatblättern“ wird die Historie des Unternehmers nachgezeichnet.

 Friesdorf am Grünen Weg. Günter Klein, Familienbesitz Vonhoff)

Friesdorf am Grünen Weg. Günter Klein, Familienbesitz Vonhoff)

Foto: Günter Klein, Familienbesitz Vonhoff)

Wie vielen Godesbergern ging nicht in den 1950er bis 1980er Jahren das gefügelte Wort „Ich gehe mal zum Vonhoff“ automatisch über die Lippen? Ganze drei Jahrzehnte hatten die Brüder Peter-Josef und Bert Vonhoff mit ihrer 1951 gegründeten Feinkost Vonhoff GmbH den Lebensmittelhandel in Bad Godesberg dominiert. Schließlich hatten sie noch auswärtige Filialen etwa in Wachtberg, Tannenbusch und Oberkassel eröffnet.

In der hohen Zeit des Unternehmens waren in elf Edeka-Märkten 250 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei war Peter-Josef Vonhoff der Chef im Ring. Er hatte mit seiner Autorität, Energie und Kreativität und der Hilfe auch seiner Ehefrau Helga ein lokales Imperium errichtet. Er war, so urteilte in seinem Todesjahr 2016 die Lebensmittel-Zeitung in ihrem Nachruf, drei Jahrzehnte lang „ein idealer Genosse der Edeka Mittelrhein“ und ein „aktiver Mitgestalter und Mitgründer des Vereins der mittelständischen Lebensmittelfilialbetriebe MLF“ gewesen.

Bis eben ab Ende der 1970er Jahre der Strukturwandel den Märkten zusetzte. Heimatforscher Volkhard Stern hat die spannende Historie des Unternehmens in den demnächst erscheinenden „Heimatblättern 2020“ detailliert nachgezeichnet und den bis ins hohe Alter aktiven Peter-Josef Vonhoff damit gewürdigt.

Standort in Mehlemer Neubausiedlung

1928 war Vonhoff in eine Koblenzer Händlerfamilie hineingeboren und dann als 16-jähriger Junge als Kanonenfutter noch in den Zweiten Weltkrieg geschickt worden. Nach 1945 hatte er, mit dem Notabitur des Aloisiuskollegs in der Tasche, ein Jurastudium bis zum ersten Staatsexamen geführt – um dann schließlich im Nachkriegs-Godesberg doch zu seinen Wurzeln zurückzufinden und das Wagnis Lebensmittelhandel einzugehen.

Mit einem aus heutiger Sicht klitzekleinen ersten Laden im Parterre des gerade errichteten Pennenfelder Hochhauses der amerikanischen Hicog-Siedlung (High Commissionier of Germany) ging es an der Röntgenstraße 1951 los. Vonhoff hatte die Lizenz für den Verkauf von Delikatessen, Weinen und Spirituosen ergattert. Er hatte clever argumentiert, mit Branntwein zur Versorgung der hier angesiedelten 1200 US-Bürger dienen zu wollen, da „im Umkreis von 1000 Metern kein Geschäft mit Spirituosen-Konzession vorhanden“ sei.

Den nächsten Standort eines nun schon größeren Ladens machte Vonhoff 1954 in der Mehlemer Neubausiedlung Im Meisengarten aus. Gut 1500 Bürger waren dort besonders mit Milchprodukten zu beliefern. 1956 kam die Filiale am Langen Grabenweg hinzu, 1958 der Edeka-Markt am Grünen Weg in Friesdorf und 1966 schließlich die Märkte in Lannesdorf und auf dem Heiderhof, beide anfangs in provisorischen Baracken.

1968 sollte sich genau das Geschäft im Neubaugebiet Heiderhof im frisch errichteten Einkaufszentrum zum Flaggschiff der Vonhoff-Filialen entwickeln. Dort stimmten einfach alle Koordinaten. Der Laden war großflächig und konkurrenzlos. Er hatte riesige Parkflächen, eine Idee, die sich Vonhoff wie das Prinzip der Teilselbstbedienung in den USA abgeschaut hatte. Als Erfolgsgarant hatte sich seit 1955 auch die Kooperation mit dem lokalen Fleischlieferanten Rasting entpuppt. Vonhoff arbeitete mit Bringservice und Rabatten, allesamt Ideen, die einschlugen.

2003 aus Handelsregister gelöscht

Als Macher sei der Chef schon in aller Herrgottsfrühe auf dem Großmarkt zu finden gewesen, um frische Waren abzuholen und dabei 50 Kilogramm schwere Kisten mit Weißkohl zu stemmen, berichtet Stern. Auch im Verkauf sei Vomhoff ständig präsent gewesen, ein Tausendsassa auch in anderer Beziehung: „Seinen Redefluss konnte man nur schwer stoppen, sein Gedächtnis und seine Formulierungskunst schlugen immer neue Pirouetten“, steht im Nachruf.

Vonhoff selbst pflegte ein Foto von 1966, das ihn auf einer Messe im Gespräch mit dem damaligen Bundeskanzler Ludwig Erhard zeigte, selbstbewusst zu kommentieren: „Der Einzige, der hier redet, bin ich.“

Erst die aufgekommene Konkurrenz der deutlich größeren Läden Globus, Hit und Huma sowie der Preiskampf mit dem neuen Discounter Aldi sollten dem Macher das Lebenswerk zerstören. 1976 erzielte er mit seinen elf Filialen noch den höchsten Umsatz von 50 Millionen DM bei zwei Millionen DM Gewinn, rechnet Stern vor. 1977 sei der Gewinn nach Steuern schon auf 200.000 DM gesunken. Ab 1978 habe man rote Zahlen geschrieben. Es kam zum Zerwürfnis mit Edeka, der Erzrivale Rewe belieferte bald acht der elf Märkte. Nur die Standorte Heiderhof, Mehlem und Niederbachem wurden noch einige Jahre von Bruder Bert Vonhoff weitergeführt, bis der Name 2003 schließlich aus dem Handelsregister gelöscht war. Eine sagenhafte Firmengeschichte war zu Ende gegangen. Und der Godesberger ging endgültig nicht mehr „zum Vonhoff“.

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