Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke Assistenten machen weiter

BAD GODESBERG · Die Mahnung des Bonner Oberbürgermeisters ist wirkungslos verhallt, Godesbergs Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke besucht auch weiterhin mit ihren Protokollassistenten öffentliche Termine.

So auch am Mittwochabend bei einer Premiere im Kleinen Theater. Der Titel des neuen Stücks schreckte Stein-Lücke und ihre Begleitung nicht ab: Gezeigt wird zurzeit "Das Verhör" von John William Wainwright.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hatte die Initiative Stein-Lückes kritisiert. Er verwies nach Rücksprache mit dem Rechtsamt auf seine "Fürsorgepflicht" und begründete seine Bedenken unter anderem damit, dass Privatpersonen bei solchen Terminen nicht versichert seien. Nimptsch bat Stein-Lücke, von ihrem "Vorhaben Abstand zu nehmen". Dass sie daran nicht im entferntesten denkt, hatte ihm die Godesberger CDU-Politikerin bereits schriftlich vermittelt. Jetzt ließ sie dem Brief Taten folgen und nahm Protokollassistentin Gisela Ritter-Pilger zur Premiere.

"Alle Assistenten haben eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen, das Problem ist damit behoben", sagte Stein-Lücke mit Blick auf den Versicherungsschutz. Zur Verschwiegenheitspflicht befragt, schaute Protokollassistentin Ritter-Pilger etwas befremdet und stellte ihrerseits die rhetorische Frage, was es an diesem Theaterbesuch zu verschweigen gebe. Auch Stein-Lücke hält die Termine, die sie in Begleitung ihrer Protokollassistenten wahrnimmt, für "gänzlich unverfänglich".

Allerdings bedauert sie weiterhin, dass die "Dienstanweisung" des Oberbürgermeisters an die Mitarbeiter der Bezirksverwaltungsstelle, sich an dem Projekt nicht zu beteiligen, dessen Durchführung zurzeit erschwere. "Es wird daran gearbeitet, dass diese Anweisung zurückgenommen wird", sagte Stein-Lücke. Ohne genaue Kenntnis des Sachverhalts konnte das Presseamt der Stadt gestern keine Angaben mehr zu der Sache machen.

Die Premiere im Kleinen Theater war der dritte Termin, den Stein-Lücke "assistiert" wahrnahm. Der erste liegt gute zwei Monate zurück. Ihr damaliger Begleiter, Holger Fürstenberg, habe sie unter anderem mit wertvollen Ratschlägen und Feedback unterstützt. "Unsere Rolle kann einen Schneeballeffekt haben, man redet über die Termine, man bekommt mehr Leute ins Boot", meint Ritter-Pilger.

Sie lebt bereits seit 1978 in Bad Godesberg. Sie war im Auswärtigen Dienst tätig, ist verheiratet und hat zwei Kinder auf. Um das Ehrenamt als Protokollassistentin bewarb sie sich spontan im vergangenen Juli, als die neugewählte Bezirksbürgermeisterin Bürger aufforderte, sie als bei der Wahrnehmung von Repräsentationsaufgaben zu begleiten und zu unterstützen. Stein-Lücke wollte auf diese Weise dem "Bedürfnis der Bürger nach Beteiligung, Transparenz und Nähe entgegenkommen".

Die Resonanz auf diese Aufforderung war groß. Die Bezirksbürgermeisterin verfügt nun über einen "Stab" von 15 Assistenten, welche die gesamte Spannbreite vom Möbelpacker bis hin zum promovierten Beamten umfassen.

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