Straßenbahnverkehr zwischen Godesberg und Mehlem Abschiedsfahrt vor 40 Jahren

Bad Godesberg · Heute vor 40 Jahren, am 22. Dezember 1976, endete mit der Einstellung des Straßenbahnverkehrs zwischen Bad Godesberg und Mehlem ein besonderes Stück Geschichte des Öffentlichen Personennahverkehrs in Bad Godesberg.

„Die Godesberger Sozialdemokraten begleiteten die letzte Fahrt der Straßenbahnlinie 3 ganz in Schwarz mit Zylinder und Sarg und die Straßenbahn trug Trauerflor“, erinnert sich der ehemalige Bürgermeister Horst Naaß (SPD), der viele Jahre auch Vorsitzender des Stadtwerkeausschusses war.

Bereits am 20. März 1975 war der Straßenbahnverkehr der legendären BGM (Bonn-Godesberg-Mehlem) eingestellt worden. Übrig blieb dann noch bis Ende 1976 die Straßenbahnverbindung zwischen der Rheinallee und Mehlem, eine Art Inselbetrieb. 1911 war die mit Dampf betriebene Verbindung zwischen Bonn und Bad Godesberg durch die elektrische Straßenbahn mit dem Kürzel „BGM“ ersetzt worden. Diese Linienbezeichnung wurde dann 1970 durch „Linie 3“ ersetzt. Sie verkehrte durchgehend bis 1975.

Viele ältere Godesberger werden sich beispielsweise noch an das „Schellemännche“ erinnern, ein Mitarbeiter der Stadtwerke, der mit Warnfahne an der Bürgerstraße (heute Kinopolis) die Straßenbahn durchwinkte, da der Bereich zwischen Plittersdorfer Straße und Rheinallee nur eingleisig war.

Mit der Inbetriebnahme des Bonner U-Bahn-Tunnels wurde der Verkehr zwischen Bonn und Bad Godesberg von der neuen Straßenbahnlinie U 3 übernommen, die vom Hauptbahnhof bis zur Rheinallee fuhr. Der Restabschnitt bis Mehlem-Ort wurde dann noch bis zum 22. Dezember 1976 separat bedient. „Die BGM war eine ausgesprochen attraktive Verbindung“, erzählt Naaß. „Auch für die Kinder war diese sogenannte Niederflurbahn, die berühmte Badewanne, ein Erlebnis. Und sie war durchaus komfortabel“, so Naaß.

Busse waren Könige der Straße

Das Problem: „Sie war meistens gerammelt voll. Oft konnten nur drei Fahrgäste zusteigen, ohne dass auf der anderen Seite drei Gäste ausgestiegen waren“, amüsiert sich Naaß und erinnert sich an eine besondere Episode. Als kleiner Junge war er nach einem Besuch der Großeltern in Mehlem mit der völlig überfüllten Straßenbahn nach Godesberg unterwegs, schaffte es wegen der Menschenmenge aber nicht, in Godesberg auszusteigen und landete in Bonn. „Und ich hatte natürlich kein Geld für die Rückfahrt nach Godesberg dabei. Da kam dann aber ein guter alter Schaffner und meinte: “Jung, da fährste jetzt umsonst mit und stellst dich bitte vorne hin, damit du an der Plittersdorfer Straße gleich aussteigen kannst.„“

„In den Siebziger Jahren war die Straßenbahn dann einfach out“, so Naaß. „Die Busse waren die neuen Könige der Straße.“ Dennoch: „In der Bevölkerung gab es viel Sympathie dafür, die Straßenbahn zu erhalten.“

Eine Renaissance erfuhr sie in den Neunziger Jahren, als beispielsweise in Auerberg der Straßenbahnbetrieb wieder aufgenommen wurde. Auf dem Abschnitt zwischen Godesberg und Mehlem wäre das so leicht nicht mehr möglich gewesen, da man Stück für Stück nach Beendigung des Straßenbahnverkehrs die Schienen entfernt und die Straße neu asphaltiert hatte.

Ab dem 23. Dezember 1976 wurde der Straßenbahnbetrieb auf der Reststrecke Rheinallee bis Mehlem Ort auf Omnibusbetrieb umgestellt und die alten Straßenbahnwagen, bis auf einen Triebwagen, verschrottet.

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