Kriminalstatistik veröffentlicht Weniger Gewalt in Bad Godesberg

Bad Godesberg · Wer nur auf die Zahlen schaut, sieht die Kriminalität in der Bäderstadt gestiegen. Indes betont die Polizei, dass das nur aufgrund der gestiegenen Ladendiebstähle und vieler erwischter Schwarzfahrer ao aussieht. Insgesamt zeigt die Statistik rückläufige Zahlen.

Der gewaltsame Tod des 17-jährigen Niklas Pöhler im Mai 2016 hat weit über die Bad Godesberger Grenzen hinaus für Betroffenheit gesorgt und das Sicherheitsgefühl vieler Bürger nachhaltig beeinflusst – und zwar negativ. Die Zahlen, die die Polizei am Mittwoch für den Stadtbezirk veröffentlicht hat, spiegeln das aber nicht wider. Zwar gab es im vergangenen Jahr mit 6105 Delikten 187 mehr als noch 2015. Dies aber führen Uli Sievers, Leiter der Kriminalinspektion 3, und Andreas Piastowski, Leiter der Polizeiinspektion 2, zu der Godesberg gehört, auf zwei Faktoren zurück: auf die Ladendiebstähle, von denen es 103 mehr gab, und auf den Anstieg beim Schwarzfahren um 155 auf 360 Fälle. „Zieht man diese ab, ist die Kriminalität in Godesberg rückläufig“, so Piastowski.

Allerdings müsse man beachten, dass das Sicherheitsgefühl nicht von Zahlen abhänge. So seien fast 90 Prozent der Opfer von Straßenkriminalität Männer. „Deswegen fühlen sich Frauen aber abends dennoch unsicher.“ Damit sich die Bad Godesberger wieder sicherer fühlen, wolle die Polizei „erkennbar und ansprechbar sein“. Dies geschehe zum Beispiel bei den Präventions- und Interventionseinsätzen, bei denen die Beamten mit Unterstützung des städtischen Ordnungsamts verstärkt an neuralgischen Punkten im Stadtbezirk unterwegs sind. Die Bad Godesberger wissen das zu würdigen: „Wir bekommen positives Feedback aus der Bevölkerung“, hieß es.

Die verstärkte Präsenz, die Piastowski zufolge fortgeführt wird, ist nach Angaben der Polizei der Grund dafür, „dass die Kriminalitätsentwicklung in Bad Godesberg generell gut ist“ – genau wie im gesamten Zuständigkeitsgebiet (Stadtgebiet Bonn, linksrheinischer Rhein-Sieg-Kreis, Bad Honnef und Königswinter). So folgt Bad Godesberg auch dem positiven Gesamttrend in Sachen Wohnungseinbruch. Nicht nur, dass es mit 227 Einbrüchen 54 weniger gab als 2015 – die Aufklärungsquote ist von 8,2 auf 16,3 Prozent gestiegen. „Wir konnten einen Einzeltäter festnehmen, dem wir 24 Einbrüche zugeordnet haben“, so Sievers. Dieser wurde am 20. Dezember zu vier Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.

Außerdem wurden Banden wie die Fensterbohrer und eine albanische Truppe, die in der Unterkunft an der Deutschherrenstraße lebte, dingfest gemacht. Insgesamt konnten diesen 100 beziehungsweise 74 Taten zugeordnet werden. „Außerdem hatten wir Rückläufe der Spurensicherung, von DNA oder Fingerabdrücken“, so Sievers. Dies bedeutet, dass die Polizei mit Hilfe der Technik im vergangenen Jahr Fälle aufklären konnte, die schon vor 2016 begangen wurden – aber nun Einzug in die statistische Aufklärungsquote halten. Rückläufe seien auch der Grund dafür, dass mit 14,3 Prozent deutlich mehr Fälle von Autoaufbrüchen geklärt werden konnten als noch 2015 (2,3 Prozent). „An fast allen Tatorten gibt es Spuren. Es dauert nur manchmal, bis man sie zuordnen kann“, erklärte Sievers.

Doch nicht nur die Rückläufe sind eine Besonderheit der polizeilichen Kriminalstatistik. So werden nur die Delikte erfasst, die im betroffenen Jahr – in diesem Fall also 2016 – abgeschlossen wurden. Wann die Tat begangen wurde, spielt statistisch gesehen keine Rolle. Die Folge: Der tödliche Angriff auf Niklas Pöhler ist in der aktuellen Statistik noch nicht erfasst worden. Er taucht erst bei den Zahlen für 2017 auf.

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