Festival der Begegnungen in Friesdorf Was Oliver Welke und Dirk Kaftan aus ihren Jobs lernen

Friesdorf · Beim Talk in der Pauluskirche zeigt der Satiriker Respekt vor Politikern, der Dirigent vor der Botschaft von Musik. Der "heute-Show"-Moderator lobt ehrenamtliches Engagement, Kaftan übt Kritik an der Kulturpolitik in Bonn.

 Welke trifft Kaftan: (v.l.) Oliver Welke, Christiane Florin und Dirk Kaftan.

Welke trifft Kaftan: (v.l.) Oliver Welke, Christiane Florin und Dirk Kaftan.

Foto: Sebastian Tews

„Haltung zeigen im Beruf“ – das war das Thema der ersten Talkrunde im Rahmen des 1. Bonner Festivals der Begegnungen in der Pauluskirche. Nach dem erfolgreichen Start mit Gottesdienst und dem Konzert von Jean Faure & son orchestre am Sonntag begann die Woche mit einer ersten Talkrunde. Pfarrer und Organisator Siegfried Eckert begrüßte das Publikum voll besetzten Pauluskirche und erläuterte noch einmal, was Auslöser für ich gewesen sei, dieses Festival ins Leben zu rufen: „Die Begegnung zwischen Menschen wird in unserer Gesellschaft zunehmend der Schlüssel sein.“

Ein musikalisches Statement folgte auch mit den musikalischen Gästen Fred Prünte & Freunde nebst Gast Jiggs Wigham und dem Song „Respect“ der kürzlich verstorbenen Aretha Franklin. Auf dem Podium saßen an diesem Abend Oliver Welke, Moderator der „heute-Show“ und Sportjournalist, der Bonner Generalmusikdirektor (GMD) Dirk Kaftan und als Moderatorin die Journalistin Christiane Florin. Sie begann das Gespräch entspannt und auf beide Gäste zutreffend mit einem Zitat von Ambrosius von Mailand: „In der Haltung des Körpers zeigt sich die Haltung des Geistes“.

Von der Botschaft der Musik

Beide nehmen in ihren Berufen gezielt eine Haltung ein, die für das steht, was sie tun: Welke mimt den Anchorman hinter dem Schreibtisch, Kaftan stellt sich vor das Orchester, um dieses zu leiten. Bei der Frage, wann man ihnen zuletzt das Kompliment gemacht habe, sie hätten in einer bestimmten Situation Haltung bewiesen, wurde es für Welke allerdings etwas schwieriger. „Das kommt selten vor, weil wir zum Glück in keiner Diktatur leben und so etwas wie Satire ein normaler Vorgang ist“, so der Moderator. Kaftan hatte diese Erfahrung erst am Vortag noch gemacht, als Peter Brings nach dem gemeinsamen Konzert mit dem Beethoven Orchester genau dies lobte. „Jede gute Musik hat eine Botschaft. Und unsere Aufgabe ist es, diese Message zu vermitteln – auch wenn sie 200 Jahre alt ist“, beschrieb er seine Aufgabe, bei der er eher auf Motivation der Musiker setze denn auf diktatorisches Gebaren.

Das Publikum lernte Welke und Kaftan mal von einer anderen Seite kennen. So zeigte sich Welke teils sehr selbstkritisch und betonte, dass es doch heute wichtiger sei, „etwas zu tun als Satire zu machen“. Sein Respekt vor Politikern und ihrer Arbeit sei im Übrigen mit der Arbeit für die heute-Show eindeutig gestiegen: „Vor allem, wenn man an die Basis geht und sich die ganzen ehrenamtlich Engagierten anschaut. Wir können froh sein, dass es diese Menschen gibt.“

Streitbare Kultur

Kaftan sagte im Gespräch, sich als Musiker völlig aus politischen und gesellschaftlichen Diskussionen rauszuhalten, halte er für den falschen Weg: „Die Menschen, die die Tendenz haben, sich abzukapseln und Mauern aufbauen wollen, streichen als erstes die Kultur. Scheinbar steckt dahinter auch eine gewisse Angst. Aber Kultur muss streitbar sein, Kultur muss frei sein.“ Das Publikum stellte Fragen zur Bonner Kulturpolitik, zu der sich Kaftan kritisch äußerte: „Bonn ist eine so polarisierte Stadt, wie ich es noch nie erlebt habe. Hier heißt es Sport oder Kultur, ein Kindergartenplatz gegen zehn Streicher des Beethoven Orchesters. Dabei handelt es sich um nur drei Prozent des Gesamtetats. Sport und Kultur sind Dinge, die sich nicht in Geld auszahlen werden. Wenn diese Dinge abgeschafft werden, dann ist das eine Gesellschaft, in der ich persönlich nicht mehr leben möchte.“

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