Annaberger Straße in Friesdorf Tausende Fahrzeuge fahren illegal durch Bonner Wald

Friesdorf · Eine Messung der Stadt hat ergeben: Unzählige Autos und Lkw nutzen den gesperrten Teil der Annaberger Straße. Das ärgert Anwohner und den Pächter des Annaberger Hofs.

Es herrscht viel Verkehr in Friesdorf. Und das an einem Ort, an dem man es nicht unbedingt erwarten würde, nämlich im Wald. Das belegen Zahlen einer Messung, um die Ratsmitglied Alfred Giersberg die Stadt gebeten hatte. „Seit gut einem Jahr beschweren sich Anwohner der Annaberger Straße, dass immer mehr Autos ihre Straße nutzen, um dann in den privaten Waldweg am Ende zu fahren“, so der CDU-Mann. Das Gros steuere den Annaberger Hof an, um dort zu reiten.

Dazu muss man wissen: Der Waldweg gehört auf den ersten 200 Metern der Stadt, danach dem Waldbesitzer, Alexander Graf von Westerholt. Die Durchfahrt ist Anliegern der Hausnummern 320, 324, 400 und 417 erlaubt, dahinter nur noch dem Forstverkehr sowie Feuerwehr und Rettungsdiensten. Der Annaberger Hof mit der Hausnummer 501 müsste folglich von Ippendorf aus angefahren werden.

„Das tut aber fast niemand“, sagte Giersberg, der auf eine objektive Zählung setzte. Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, sei auf der Annaberger Straße auf Höhe der Hausnummer 417 vom 18. April bis zum 5. Mai ein Seitenradar aufgestellt worden. „Hier wurden 8020 Bewegungen gemessen, davon waren etwa 7800 Autos oder Lastwagen“, führte Kristina Buchmiller vom Presseamt aus. Und zwar bergauf und bergab. Die Daten seien an die Polizei weitergeleitet worden, denn der Stadtordnungsdienst dürfe Vergehen des fließenden Verkehrs nicht ahnden. Dort kennt man die Problematik. „Es haben Kontrollen stattgefunden und es wird diese weiterhin geben“, teilte Pressesprecher Michael Beyer mit. Allerdings sei es kein Kontrollschwerpunkt für die Polizei.

Poller aufstellen lassen

Für Jan Büsch, Pächter des Annaberger Hofs, gäbe es neben den Reitern noch eine andere Gruppe zu beleuchten: „Viele nutzen den Weg über unser Grundstück als Abkürzung von und nach Bonn, wenn die Reuterstraße verstopft ist.“ Deshalb habe er Poller vor seinem Hof aufstellen lassen, die die Route unattraktiver machen. Derzeit seien sie aber kaputt; zudem verhinderten sie nicht die Anfahrt aus Godesberg. Durchaus gewollt, wie Büsch durchblicken ließ: „Wir sehen uns als Friesdorfer, haben Kontakt dahin und viele Familien von dort engagieren sich bei uns im Verein.“ Es gehe nicht zuletzt um die Existenz des Familienbetriebes.

Lösen könnte das Problem gegebenenfalls der Privatwegbesitzer. Im Gespräch mit dem GA schickte Graf von Westerholt vorweg, dass er dem Betrieb nicht die Lebensader abschneiden wolle. Zudem sei der Verpächter ein Verwandter von ihm. „Aber es ist eben ein gewidmeter Forstweg für berechtigte Anlieger“, so der Waldbauer. Er habe nur eine Ausnahmegenehmigung erteilt. „Entscheidend ist doch, wer für den Erhalt des Hofes unbedingt Zufahrt braucht.“ Schranken oder Poller unten in Friesdorf seien schwierig wegen der Feuerwehrzufahrt.

Von Westerholt spricht sich auch deshalb für eine Regulierung aus, da er oft gefährliche Situationen zwischen Radlern und Autofahrern im Wald beobachte. Nicht nur, dass Letztere dort meist illegal unterwegs sind: In Richtung Reiterhof fahren durchschnittlich 22 Prozent der Verkehrsteilnehmer schneller als die erlaubten 25 Stundenkilometer, gen Friesdorf gar 60,6 Prozent, so das Messergebnis. Wobei das Gerät bergab auch Radler erfasst haben könnte.

Für dieses Wochenende, wenn auf dem Reiterhof die Annaberger Geländetage stattfinden, bitten Büsch und auch von Westerholt noch einmal alle Betroffenen um Nachsicht. Danach, so kündigten sie an, wolle man sich an einen Tisch setzen. Giersberg wollte das so nicht gelten lassen und bat die Polizei, am Wochenende zu kontrollieren: „Das Problem besteht ja nicht erst seit dieser Woche.“ Die Polizei ließ offen, ob sie dem nachkommen werde.

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