Produktionsstätte in Mehlem SGL Group investiert 13 Millionen in neue Werkshalle

Bad Godesberg · Die SGL Group möchte ihre Produktion um das Dreifache erhöhen und baut eine neue Werkshalle. Am Freitag war der Spatenstich. Über vier Jahre hinweg fließen 25 Millionen Euro in den Standort Bonn.

 Und noch 'ne Schippe drauf: Spatenstich bei der SGL Group mit (v.l.) Adi Woizenke, Stefan Sauerborn, Heiko Hippler, Stefan Schulte, Simone Stein-Lücke, Burkhard Straube, Peter Zimmer und Michael Winter.

Und noch 'ne Schippe drauf: Spatenstich bei der SGL Group mit (v.l.) Adi Woizenke, Stefan Sauerborn, Heiko Hippler, Stefan Schulte, Simone Stein-Lücke, Burkhard Straube, Peter Zimmer und Michael Winter.

Foto: Friese

Ein bisschen wie ein Propeller sieht der kleine Rotor für eine Flügelzellenpumpe aus. Da er aus Graphit besteht, ist das Präzisionsbauteil für die Autoindustrie federleicht. Die SGL Group möchte die Produktion in diesem Segment um das Dreifache erhöhen und baut nun hinter dem Mehlemer Bahnhof auf 2000 Quadratmetern eine neue Werkshalle. Am Freitagvormittag war erster Spatenstich auf der schon planen Fläche an der Drachenburgstraße.

Zur Schaufel griffen dabei neben den SGL Führungskräften auch Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke und Stefan Sauerborn vom Amt für Wirtschaftsförderung. Einige Mitarbeiter kamen ebenfalls zur kleinen Feier.

In den Hallenbau investiert das Unternehmen 13 Millionen Euro. Über vier Jahre hinweg fließen sogar 25 Millionen Euro in den Standort Bonn, um die Fertigungskapazitäten zu erweitern. „Nächstes Jahr im April müssen wir die ersten Teile liefern“, sagte Projektleiter Michael Winter. Am 80 mal 25 Meter großen Bau, acht Meter hoch, ist die Briloner Firma BMS Industriebau beteiligt. „Wir haben drei herausfordernde Jahre hinter uns“, meinte Burkhard Straube, Leiter des Geschäftsbereichs Graphite Materials & Systems. Sie seien auch schwierig gewesen. 2017 sei nun die Neuausrichtung des Unternehmens abgeschlossen worden. Es sei mittlerweile kein reiner Materiallieferant mehr. „Wir bieten heute kundenspezifische Lösungen.“ Mit andere Worten: Die Rotoren und Trennschieber werden individuell nach Wunsch der Abnehmer angefertigt. Laut Winter handelt es sich um hochpräzise Bauteile im Mikrobereich – da kommt es also auf den tausendstel Millimeter an.

Hohe Nachfrage nach Spezialgraphit

Flügelzellenpumpen sitzen zum Beispiel im Gehäuse der Verteilereinspritzpumpe eines Autos. Sie saugen den Kraftstoff aus dem Tank durch den Filter an und fördern ihn in den Pumpeninnenraum.

Jetzt schon, aber vor allem später in der neuen Halle kommt Graphit zum Einsatz, „ein hochveredelter Kohlenstoff“, wie es Straube vereinfacht erklärt. So ein Rotor werde kalt gepresst und komme dann bei 1000 Grad in den Ofen. Zu den nächsten Arbeitsschritten gehören dann Drehen, Schleifen und Polieren – Endarbeit auf engsten Toleranzen.

Nach Angaben von SGL kommt der Boom dadurch zustande, dass es seitens der Automobilindustrie derzeit eine erhöhte Nachfrage nach Produkten auf der Basis von Spezialgraphiten gebe. In Mehlem strebt man eine hohe Wirtschaftlichkeit an, was über Modernisierung und Automatisierung erreicht werden soll, so Straube.

Im südlichen Teil des SGL-Werks wird isostatischer Spezialgraphit verarbeitet, der 3000 Grad Hitze benötigt. Die Produkte sind wichtig bei der Photovoltaik, bei LEDs und der Halbleiterproduktion. Sie sind später allerdings irgendwo verarbeitet und „beim Endkunden nicht so sichtbar“, sagte Werksleiter Thomas Metzinger. Das Wachstum und die Veränderung der vergangenen Jahre hätten sich auch viel in den Köpfen und Herzen der Mitarbeiter abgespielt. „In ein bis zwei Jahren werden wir sehen, was die Anstrengung und der Aufwand gebracht haben.“

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