Gewerbegebiet Weststraße in Bad Godesberg Moschee stößt auf Widerstand

Bad Godesberg · Uneinigkeit herrscht über die Pläne des Marokkanischen Kulturvereins, der in die Weststraße umziehen will.

Wie berichtet, plant der Bad Godesberger Verein, der an der Bonner Straße 93 die Al-Ansar-Moschee betreibt, in dem alten Stadtwerkegebäude ein Kultur- und Religionszentrum zu errichten, und hat eine Bauvoranfrage gestellt.

In der Bezirksvertretung, der Verwaltung und bei den Stadtwerken findet das Projekt viele Fürsprecher. „Die Moschee befindet sich zurzeit in einem Hinterhof, und da muss sie raus“, sagte Alfred Schmitt (CDU). „Wir haben zu wenig Jugendarbeit für muslimische Jugendliche, der Kulturverein leistet wertvolle Integrationsarbeit“, so Achim Schröder (FDP).

Bedenken an dem Projekt äußern hingegen der Bürger Bund Bonn (BBB) und ortsansässige Gewerbetreibende. Sie wollen, dass der Standort für wirtschaftliche Zwecke genutzt wird, und befürchten Verkehrschaos und Konflikte mit Besuchern des Kulturvereins. Die Kritik richte sich dennoch nicht gegen den Kulturverein, sondern gegen die Stadtwerke und die Verwaltung.

Laut dem Stadtverordneten Marcel Schmitt (BBB) käme eine Absage an die Moscheebetreiber aber einer Überraschung gleich, weil Politik und Verwaltung die Pläne zur Ansiedlung mehrheitlich begrüßen. „Wir sollten die ohnehin schon wenigen Gewerbegebiete, die wir haben, schützen“, so Schmitt. Der Stadtrat hatte zuvor den Vorschlag der BBB-Fraktion verworfen, für das Areal an der Weststraße den Bebauungsplan zugunsten eines Gewerbegebietes zu ändern. Die Entscheidung liegt nun bei Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

Betriebe kritisieren, erst spät von Plänen erfahren zu haben

Auf Nachfrage äußerten mehrere Unternehmen aus dem Umfeld des Grundstücks an der Weststraße, die allesamt ungenannt bleiben wollen, Bedenken. Sie kritisierten, erst spät von den Plänen erfahren zu haben, und zeigten sich irritiert darüber, dass sie in die Planungen der Verwaltung nicht einbezogen wurden. Ein Unternehmen gab an, seine Anfragen für den Standort seien nicht beantwortet worden. Die Verwaltung hatte in der vorangegangenen Sitzung der Bezirksvertretung anklingen lassen, dass für das Grundstück seit mehr als zehn Jahren kein Interessent gefunden worden sei.

Die Stadtwerke sagten allerdings auf Nachfrage, dass es immer wieder Interessenten gegeben habe, es aber nie zum Vertragsabschluss gekommen sei. Nach GA-Informationen soll der Kaufpreis des Kulturvereins deutlich über dem Marktwert liegen. Die Stadtwerke wollten sich dazu nicht äußern. Für den Verkauf habe es bereits einen internen Beschluss gegeben. Laut Moscheeverein liegt der Verkaufspreis bei knapp über einer Million Euro.

Bedenken, dass es ein Verkehrschaos an dem neuen Standort gegeben könnte, hält der Zweite Vorsitzende des Marokkanischen Kulturvereins, Mustapha Cadi, für unbegründet. Der größte Teil der Mitglieder würde in unmittelbarer Umgebung wohnen und mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen. Die geplanten 21 Parkplätze würden deshalb ausreichen.

Für den Kulturverein würde sich die Situation mit einem Umzug enorm verbessern. Die Räume in der Bonner Straße, die der Verein seit 1975 nutzt, seien für die 160 Mitglieder inzwischen zu klein. Zu Spitzenzeiten wie dem wöchentlichen Freitagsgebet erwartet der Verein 350 Besucher. „Wir wollen raus aus dem Hinterhof und uns nach außen präsentieren, um unsere Arbeit auszubauen und zu professionalisieren“, sagte Cadi.

Dazu soll das Gebäude an der Weststraße in Eigenregie umgebaut werden. Neben Gebetsräumen für Männer im Erdgeschoss und Frauen im Obergeschoss soll es weitere Räume, etwa für Schulungen, Sprachunterricht und eine Bibliothek, geben.

Laut Architekt Jan van Dorp eignet sich das Gebäude hervorragend für diese Nutzung. So würden etwa die Rundbogenfenster zur muslimischen Glaubensrichtung passen. „Es ist ein sehr schönes Stück Architektur, das wir für diesen Zweck sichtbar und nutzbar machen wollen.“

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