Römerplatz in Bad Godesberg Letzte Arbeiten am "schiefen Kreisel" Rüngsdorf

Rüngsdorf · Die Stadt testet Gussasphalt – anstatt des üblichen Asphaltbetons – auf dem Römerplatz in Bad Godesberg. Die Rüngsdorfer hoffen indes weiter auf ein altvertrautes Detail auf dem neu errichteten Kreisel.

Einmal blinzeln und mit den Augen Maß nehmen: Nach der Eröffnung des neuen Kreisverkehrs in Rüngsdorf am Wochenende ging es am Montag nun an die restlichen Markierungen. Zwei Arbeiter wandten sich erst der Zufahrt an der Konstantinstraße zu, wo sie den Straßenbelag mit Krepp abklebten, damit die weiße Farbe nur an die richtigen Stellen kommt. Nachmittags kam dann die Einmündung Ubierstraße dran. Während der Verkehr schon rundlief, gingen die Meinungen zur Gestaltung des Römerplatzes auseinander. Wie berichtet, kam es während der Bauzeit auch zu Verzögerungen.

„Das ist besser als die Ampeln“, sagte Leni Lindlahr. „Man kommt auch viel schneller über die Straße.“ Doch nicht nur sie findet, dass die alte Standuhr fehlt. Lindlahr zog 1962 nach Rüngsdorf und kennt den Platz gar nicht ohne. So wie auch Inna Nikolau, Inhaber des Mykonos-Grills, der gerade seine beiden großen Terrassenschirme aufspannte. Er würde gerne aus der Kreiselmitte heraus die Zeit ablesen können. Früher konnte er seinen Gästen nur einen Parkplatz im Freien zum Sitzen zur Verfügung stellen – nicht mehr als 16 Menschen passten da drauf. Nun gibt es Stühle für 40 Kunden, allerdings noch keine neuen Möbel. Die will Nikolau im nächsten Jahr aufstellen. Dazu auch Blumen und Abtrenner – „wie ein kleiner Garten“, sagte er. Er und seine Gäste seien zufrieden mit dem neuen Platz am Kreisel, von dem nebenan auch das Bistro L'Unico profitiert.

Weniger begeistert ist Helmut Nolden, Inhaber der Apotheke Am Römerplatz. Denn vor dem Geschäft würden nun vier Parkplätze verschwinden. Und: „Niemand fragt, wie Leute mit einem Rollator, die schlechter hören und sehen können, über die Straße kommen.“ Er denke dabei vor allem an die Alten und Kranken. Vor seiner Apotheke sieht man auch den Übergang von den alten, rauhen Gehwegplatten zu den glatten, glänzenden rund um den Kreisverkehr. Nolden kann sich vorstellen, dass man auf denen bei Regen und erst recht bei Eis leicht ausrutschen könne. Er fürchtet auch, dass es mehr Verkehrsunfälle geben werde. Für seinen Geschmack sind die Zebrastreifen auch zu nah am Kreisel gebaut. Doch bei aller Kritik: „Es sieht toll aus“, so Nolden.

Standuhr kommt wohl nicht zurück

Ein zu weicher Boden und die aufwendige Verlegung von Wasser- und Elektroleitungen haben nach Angaben der Stadt zu Verzögerungen geführt. Vor allem sei aber die Baufirma zu langsam gewesen und habe fehlerhafte Arbeiten ein zweites Mal ausführen müssen. Das führte laut Tiefbauamt zu Mehrkosten, für die man eine Vertragsstrafe geltend machen wolle. Mittlerweile spricht man in Rüngsdorf auch vom „schiefen Kreisel“: Das liegt daran, dass die Karl-Finkelnburg- und die Rüngsdorfer Straße auf der einen Seite wesentlich tiefer als die Rheinstraße gegenüber liegen. Jetzt folgen noch Fugenvergussarbeiten.

Manchem Autofahrer fallen Hubbel auf. Das liegt am Gussasphalt, den die Stadt dort testet. „Da dies im Handeinbau geschieht, ist die Oberfläche in der Tat nicht ganz so eben wie bei einer Asphaltbetonfläche, dafür aber erheblich standfester“, sagte Tiefbauamtsleiter Peter Esch. Es werde besser, wenn der Splitt abgefahren ist.

Da Standuhren kein Bestandteil des Werberechtsvertrages mit der „Deutsche Städte Medien GmbH“ sind, kommt der geliebte Zeitmesser wohl nicht zurück. Nach Beschluss der Bezirksvertretung Bad Godesberg prüft die Verwaltung derzeit, ob eine andere Uhr aufgestellt wird. Die kommt aber nicht auf den einsamen Mast am Kreisverkehr. Auf dem werde nämlich die Technik für die Bluetooth-Reisezeitmessung angebracht, so Esch. Apotheker Nolden sagt seinen Kunden: „Ich habe selbst eine Uhr. Schauen Sie bei mir.“

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