Gelände an der Kennedyallee Keine Mehrheit für Bürgerantrag zu Bonner Neubauprojekt

Plittersdorf · Bürger befürchten, dass sie beim Neubauprojekt an der Kennedyallee zu wenig Mitspracherecht haben. Einen entsprechenden Antrag zu Baudichte und Art der Wohnungen hat die Politik aber abgelehnt.

Die Diskussionen um den geplanten Neubau an der Kennedyallee 62-70 reißen nicht ab: Knapp 150 Anwohner des Flussviertels sehen weiterhin ihre Bedürfnisse im derzeitigen Bebauungsplan nicht berücksichtigt und kamen mit ihrem Bürgerantrag samt Änderungswünschen noch einmal in die Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg am Mittwochabend.

Es geht um den von der Postbank genutzten Komplex, die von dort 2021 in Richtung Bundeskanzlerplatz (ehemaliges Bonn-Center) umziehen will. Das Ensemble gehört nun der Gerchgroup, die an der Allee 40.000 Quadratmeter bebauen und dafür 130 Millionen Euro investieren will. Zur Kennedyallee hin sind Büros und ein Kindergarten geplant. Entlang der Ahrstraße sollen Wohnungen entstehen, ein Großteil davon mit sozialer Förderung.

Die Bürger forderten die Verwaltung dazu auf, die neuen Wohngebäude mit Blick auf den Klimaschutz nicht höher als drei Stockwerke zu bauen, um einen Hitzestau im Sommer zu vermeiden. Zusätzlich sollten sämtliche Bäume auf dem Gelände erhalten bleiben. Hinsichtlich der Verkehrsbelastung auf der B9 riefen die Antragsteller dazu auf, die Zufahrt zu Büros im neuen Gebäudekomplex lediglich über die Ahrstraße zu ermöglichen.

Weiterhin solle der Umfang der geplanten Sozialwohnungen verringert werden, da es in der näheren Umgebung bereits entsprechende Bauvorhaben gebe, so etwa in der amerikanischen Siedlung. Die Antragsteller lehnen außerdem Geschäfte an der Kennedyallee ab.

Anwohner: "Wir fühlen uns nicht ernstgenommen"

Bei den Politikern kamen sie damit erst einmal nicht weiter, diese lehnten den Antrag mehrheitlich ab. Lutz Beine (SPD) erklärte: „Wir brauchen im Stadtgebiet dringend neue Wohnungen und Büros. An dem Bauvorhaben im Flussviertel habe ich nichts auszusetzen.“ Dies bestätigte Nicole Unterseh (Grüne) und wies darauf hin, dass die Kritik des Bürgerantrags ihrer Ansicht nach nicht gerechtfertigt sei: „Auf die Wünsche der Anwohner wird im Bebauungsplan sehr wohl eingegangen.“

Anders äußerte sich Marcel Schmitt (Bürger Bund Bonn): „Die Neubauten werden zu dicht und zu hoch geplant.“ Ralf Jochen Ehresmann (Linke) betonte hingegen, dass an der Kennedyallee höhere Häuser entstehen sollten: „Wir brauchen Wohnraum, der in die Höhe geht.“ Anders könne der Bedarf nicht gedeckt werden.

Die Bezirksvertretung bestätigte mit ihrer Entscheidung die Stellungnahme der Verwaltung, in der bereits auf die Wünsche der Anwohner reagiert wurde. Darin betonte die Stadt unter anderem, dass Gutachten zu Klima- und Umweltschutz sowie zur Verkehrssituation im Flussviertel ohnehin fest eingeplant seien und durchgeführt würden, sobald ein Baukonzept für die Kennedyallee vorliege. Man befinde sich derzeit noch am Anfang der Planungen.

Die Anwohner des Flussviertels meinten dazu: „Wir fühlen uns nicht ernstgenommen.“ Es sei unverständlich, wieso der Umweltschutz in Plittersdorf nicht großgeschrieben werde. „Nur weil die Stadt viele Baustellen hat, müssen wir nicht hinten angestellt werden.“

Für die Neugestaltung des Areals läuft derzeit ein Architektenwettbewerb. Die Jury wird den Siegerentwurf an diesem Freitag auswählen. Danach will die Verwaltung sämtliche Gutachten zum Bauvorhaben in die Wege leiten. Außerdem seien eine Informationsveranstaltung sowie die Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß Baugesetzbuch geplant.

Die Postbank gibt stadtweit acht von neun Standorten auf, um den Großteil der Mitarbeiter an der Reuterbrücke unterzubringen. Baubeginn an der Kennedyallee soll 2021 sein.

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