Ausbildungsbörse in Bad Godesberg Jugendliche in Bonn sollten einen "Plan B" haben

Bad Godesberg · Etwa 3500 Schüler besuchten am Donnerstag die 21. Ausbildungsbörse in der Bad Godesberger Stadthalle. Viele freie Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt.

 Nach wie vor ist der Beruf der Friseurin auf dem Platz 1 der weiblichen Handwerksberufe.

Nach wie vor ist der Beruf der Friseurin auf dem Platz 1 der weiblichen Handwerksberufe.

Foto: Stefan Hermes

„Ich wusste absolut nicht, wonach ich gucken könnte“, sagte Malin Bertram (15), als eine von etwa 3500 Jugendlichen, die sich am Donnerstag auf der 21. Ausbildungsbörse „Berufsstart 2018/19“ in der Godesberger Stadthalle über ihre berufliche Zukunft informieren wollten. Nach Gesprächen mit Pflegeeinrichtungen, dem BKA und der Bundespolizei schienen sowohl die Abiturientin des Rhein-Sieg-Gymnasiums wie auch ihre Mutter froh zu sein, eine Zukunftsperspektive bei der Bundespolizei entwickeln zu können. „Ich würde gerne gegen Verbrechen ankämpfen“, war die Motivation von Malin, die sie in der Beratung für sich entdeckte.

Die von der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Kreishandwerkerschaft (KH) veranstaltete Messe bot den Jugendlichen mit 130 Betrieben und Institutionen an einem Ort die Gelegenheit, einen passenden Beruf für sich zu finden. Wer bei den Ausstellern nicht fündig wurde, hatte die Möglichkeit, sich bei dem Sofortservice der Arbeitsagentur über weitere 2000 offene Ausbildungsplätze zu informieren.

„Unsere Region bietet viele Chancen und braucht dringend Fachkräfte“, so Stephan Krause, der Vorsitzende der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg. Allgemein typisch sei es, dass es mehr unversorgte Bewerber als unbesetzte Stellen gebe. „In unserer Region ist das jedoch genau umgekehrt“, so Krause, „wir haben weitaus mehr unbesetzte Stellen als Bewerber.“

KFZ-Mechatroniker für junge Männer attraktiv

Sowohl Krause als auch Alois Blum, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkskammer, und Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK, waren sich einig, dass Betriebe und Institutionen mehr Werbung für ihre Ausbildungsplätze machen müssten. Sie beschrieben das Szenario, dass durch die Planung einiger neuer Hotels in Bonn in Zukunft ein großer Bedarf im Bereich der Dienstleistungen zu erwarten sei. „Doch erstmal müssen die Hotels gebaut werden. Wir haben auch einen akuten Fachkräftemangel im Baugewerbe“, so Blum.

Immer noch sei der KFZ-Mechatroniker für junge Männer der attraktivste Beruf. Doch schon für Nutzfahrzeuge sei es weitaus schwieriger, Interessenten zu finden. Für junge Frauen steht immer noch die Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation an erster Stelle. Im Handwerk ist der Friseurinnenberuf nach wie vor begehrt. Für viele Abiturienten beiderlei Geschlechts ist die Tischlerlehre gefragt.

Dabei sind sich die Berufsexperten einig, dass viel zu wenig Jugendliche einen „Plan B“, eine Alternative zu ihrem Berufswunsch haben. Für Krause liegt es nahe, dass sich Eltern, die ihre Kinder mit allem Einsatz zum Abitur gebracht haben, auch dafür einsetzen, dass nun ein Studium folgt. Blum beklagt, dass das duale Studium keine Alternative sei und deutlich an Attraktivität verloren habe. Es sei „total wichtig“, sagt Ralf Steinheuer von der Berufsberatung, „dass wir die Abiturienten nicht den Hochschulen überlassen, sondern diese jungen Leute auch in Handwerksberufen mit einem dualen Studium ausbilden.“ Die duale Ausbildung sei die ideale Möglichkeit, im Berufsleben voranzuschreiten.

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