Flüchtlingshilfe Friesdorf Integriert dank Arbeitsplatz

Bad Godesberg · Eine Initiative bringt Experten zusammen, die Unternehmen und Organisationen wertvolle Tipps gibt und zum Beispiel aufzeigt, wie Flüchtlingen der Weg ins Arbeitsleben geebnet werden kann.

 In seiner Friesdorfer Bäckerei bietet Juniorchef Michael Markmann (l.) den geduldeten Flüchtlingen Ridoy und Marko (r.) eine Ausbildung.

In seiner Friesdorfer Bäckerei bietet Juniorchef Michael Markmann (l.) den geduldeten Flüchtlingen Ridoy und Marko (r.) eine Ausbildung.

Foto: Friese

Als Ridoy Hossain vor 15 Monaten aus seiner Heimat Bangladesch floh, ging es für ihn erst mal ums Überleben. Dass er in Deutschland die Chance auf eine Ausbildung erhalten würde, hätte der 22-Jährige nicht zu träumen gewagt. Dass der Wecker nun täglich um 5 Uhr klingelt, verdankt Ridoy – im positiven Sinne – der Bäckerei Markmann aus Friesdorf. Denn hier lernt er gemeinsam mit Marko aus Serbien, ebenfalls ein geduldeter Flüchtling, das Bäckerhandwerk.

Ihre Erfahrungen gaben alle Beteiligten am Dienstag bei einem Infoabend der Flüchtlingshilfe Friesdorf im Gustav-Stresemann-Institut weiter. „Der Weg in die Berufstätigkeit ist für die allermeisten Flüchtlinge die größte Herausforderung“, begründete Karin Schüler die Einladung an Friesdorfer Betriebe und Organisationen. Seit zwei Jahren koordiniert sie die Flüchtlingsarbeit, derzeit kümmern sich die Ehrenamtlichen um 250 Kinder und Erwachsene.

Als „Türöffner“ wollten Schüler und ihre Mitstreiter den Abend verstanden wissen und hatten drei Experten zu Kurzvorträgen gebeten. Den Anfang macht Alexandra Leipold von der Kausa Servicestelle Bonn/Rhein-Sieg in Trägerschaft der Otto Benecke Stiftung. Diese informiert zum Beispiel Jugendliche mit Migrationshintergrund über die duale Ausbildung oder berät Unternehmen, die von Migranten geleitet werden. „Wenn wir die Kenntnisse und Fähigkeiten der Flüchtlinge in den Fokus nehmen, können davon auch Mittelstand und Handwerk profitieren“, so Leipolds These. Wichtig sei das „Matching“, also das richtige Zusammenbringen von Unternehmer und Geflüchtetem.

Eine ganze Präsentation, die er auch per E-Mail versendet, hatte Martin Andrés vom Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters dabei. „Drei Fünftel aller Geflüchteten sind jünger als 35 Jahre“, sagte Andrés. Seine wichtigste Info an interessierte Unternehmer: Die Bedingungen für die Beschäftigung von Menschen, deren Asylverfahren noch laufe oder abgelehnt sei (sie also geduldet sind), habe sich erheblich vereinfacht. „Die sogenannte Vorrangprüfung ist weggefallen, jetzt muss nur eine Erlaubnis der Ausländerbehörde und die Zustimmung der Agentur für Arbeit eingeholt werden“, so Andrés. Was seine Behörde angehe, sei das innerhalb von 48 Stunden möglich; geprüft werde vor allem, ob ein ortsüblicher Lohn und ein Vertrag vorliege. Eine Hospitation ohne aktive Mitarbeit sei ohne Kenntnis der Behörden möglich, ein Praktikum hingegen nicht.

Berufsvorbereitende Maßnahmen

Der Teamleiter der Arbeitsagentur in Bonn ermunterte potenzielle Arbeitgeber auch, Förderprogramme in Anspruch zu nehmen. Bei einer berufsvorbereitenden Maßnahme, der Eignungsqualifizierung, gebe es zum Beispiel 231 Euro plus 117 Euro zur Sozialversicherung dazu. Dass Unternehmer nicht alleine gelassen werden, machte auch Sara Ben Mansour vom Godesberger Verein „Ausbildung statt Abschiebung“ (AsA) deutlich. „Wir betreuen während einer Ausbildung weiter, bieten unter anderem Nachhilfe an“, so Ben Mansour. Derzeit betreut der Verein mit 70 ehrenamtlichen und fünf hauptamtlichen Mitarbeitern 200 Jugendliche mit unsicherer Bleibeperspektive. 40 davon seien in Ausbildung. „Wir vermitteln die Sprache sowie eine Berufsorientierung und leisten Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte Ben Mansour.

Markmanns Schützlinge absolvieren beim AsA zwei Mal die Woche einen Sprachkurs. „Den brauchen wir, in der Berufsschule ist alles auf Deutsch“, sagte Marko, der vor elf Monaten aus Serbien geflohen ist. Dort hat der 27-Jährige sieben Jahre lang in der Bäckerei seiner Eltern gearbeitet. Über beide ist Markmann voll des Lobes: „Sie sind sehr motiviert, wir würden es immer wieder tun.“ Der 26-Jährige will nicht nur beide in sein 90-köpfiges Team übernehmen, sondern Ostern einem 40-jährigen Syrer ein Praktikum ermöglichen. Die Deutsche Post, die Hilfsorganisation Care, die Freiwillige Feuerwehr, ein Umzugsunternehmer und andere dürften von dem Abend viele positive Eindrücke mitgenommen haben.

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