"Friesi ist Heimat" Freibad-Freunde Friesdorf sind Retter in der Not

Friesdorf · Die Freibad-Freunde Friesdorf gründeten sich vor 25 Jahren, weil ihr geliebtes Friesi geschlossen werden sollte. Auch heute ist ihr Engagement unverzichtbar.

Sie wissen es gar nicht mehr so ganz genau, wie oft sie schon das Friesdorfer Freibad gerettet haben. „Bestimmt vier Mal. Das stand schön öfters auf der Kippe, und wir haben oft gezittert“, sagt Ulrike Storck-Sarter, von Anfang an Mitglied der Freibad-Freunde Friesdorf. Die gründeten sich vor 25 Jahren, weil ihr geliebtes Friesi geschlossen werden sollte. Auch heute ist ihr Engagement unverzichtbar. Am letzten Öffnungstag der Freibadsaison, am kommenden Sonntag, feiert der Verein nun sein Jubiläum – mit einer Expertenrunde und viel Unterhaltung.

„Meine Kinder sind hier groß geworden“, sagt Vorsitzender Stephan Eder, der das Amt im Mai von seinem Vorgänger Boris Krickow übernommen hatte. Die Identifikation der Friesdorfer mit ihrem Dorfbad sei enorm groß. Es diene bei Groß und Klein dem Zusammenhalt. Frühschwimmer, Spätschwimmer, Familien und natürlich die vielen Schüler in den Ferien ziehen ihre Bahnen, planschen und springen von Einer und vom Dreier.

So war es auch kein Wunder, als sich am 11. Mai 1993 einige Leute um die mittlerweile gestorbene Lisa Spieker zusammentaten, um das Bad vor der Schließung zu bewahren. „Wir brauchen unser Freibad – deshalb gründen wir einen Verein“, lautete damals der Aufruf. „Ich war, weiß ich wie viel, rumgelaufen, um Unterschriften zu sammeln“, sagt Storck-Sarter, heute eine von Eders Stellvertretern. Mehr als 6000 kamen damals zusammen.

Verein fördert ideell und materiell

Laut Satzung fördert der Verein ideell und materiell. So finanzierte er anfangs etwa einen eigenen Bademeister für das Frühschwimmen, erkämpfte 1996 einen Schwallwasserbehälter und schafften eine gummierte Bodenplatte für den Basketballkorb an. Geld floss in die Solaranlage, die jetzt wieder erneuert werden soll. Auch das Sonnensegel sowie Tische und Bänke sind Aushängeschilder für die Arbeit des Fördervereins. Jedes Jahr zahlt er außerdem 20 000 Euro fürs Friesi an die Stadt. „Das senkt die Betriebskosten des Bades. Denn es soll möglichst wenig der Allgemeinheit auf der Tasche liegen“, sagt Eder. Vieles sei über die Jahre auch schon auf dem kleinen Dienstweg erreicht worden.

2010 und 2011 waren wegen der desolaten Finanzlage der Stadt noch einmal einschneidende Jahre: „Der Verein hatte alles vorbereitet und sich darauf eingestellt, das Bad zu übernehmen“, so der Vorsitzende. Die Stadtwerke Bonn seien damals aus einem Beteiligungsmodell ausgestiegen, ein geplantes Blockheizkraftwerk kam nicht zustande. 2013 zahlten die Freibad-Freunde dann sogar 40 000 Euro für den Erhalt des Bades, hatten den Betrag dann später wieder gesenkt. Die Saisonkarte wurde eingeführt, für die sich Jahr um Jahr mehr Mitglieder interessieren. Später kamen die Filmnächte hinzu, die vor kurzem erst wieder mit riesigem Andrang zu Ende gegangen sind. „Wir wollen zeigen, dass Kultur und Sport auch zusammen funktionieren“, sagt Eder.

Ebenfalls 2013 übernahm der Verein den Kiosk, das „Rettungsboot“, den mittlerweile aber mit Dietmar Staade eine ehemaliger Friesdorfer Gastwirt gepachtet hat. Fürs Ehrenamt war die Logistik des Betriebs einfach zu aufwendig geworden. Solange die Traglufthalle für den Winter aufgebaut wird – geplant ist bis 2021 –, macht sich der Vorstand erst mal keine Sorgen mehr. Anfang September soll es ein Gespräch mit der Verwaltung geben, bei dem über die Modalitäten für das öffentliche Schwimmen geredet werden soll.

Vereinszuschuss erhöhen

Mit dem Bürgerentscheid gegen das Dottendorfer Schwimmbad werden die Karten wieder neu gemischt. Den Vorschlag der CDU, aus dem Friesi ein Kombibad zu machen, findet Eder interessant. „Den muss man sich aber genauer ansehen“, sagt er. Es handele sich um einen Prüfauftrag. Für die Zukunft überlegt der Verein, was er alles noch leisten kann, um den Badbetrieb für die Stadt noch preiswerter zu machen. Freibad-Freunde und Verwaltung wollen eine Absichtserklärung unterschreiben, um einen Kooperationsvertrag aushandeln zu können. Das alles muss am Ende der Stadtrat absegnen.

Die Förderer wollen das Friesi allerdings nicht ganz übernehmen, weil das woanders auch nicht so gut geklappt habe. Sie können sich aber vorstellen, den Vereinszuschuss wieder zu erhöhen, Kassen- und Rettungsdienste zu übernehmen und bei der Grünpflege mit anzupacken. Einiges davon hat es laut Eder auch früher schon gegeben. „Wir sind für alles offen“, meint er. „Das Friesie ist Heimat“, sagt Storck-Sarter. Eder nennt es sein „zweites Wohnzimmer“. Und eine Schwimmerin schwärmt: „Das ist mein Himmel.“

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