Lärm nervt Anwohner Fans der Bonn Capitals dürfen nicht mehr trommeln

PLITTERSDORF · Nachdem Anwohner der amerikanischen Siedlung sich mit einem Schreiben an die Stadt Bonn gewendet haben, untersagt diese dem Verein, Trommeln im Stadion zu nutzen.

Wie lebt es sich neben einer Baseballanlage? Bis vor zwei Jahren hätten Elke Wanner und Hubert Vianden die Frage wohl mit „gut“ beantwortet. Die beiden wohnen seit 14 Jahren in der amerikanischen Siedlung, in unmittelbarer Nähe des Stadions der Bonn Capitals. Probleme habe es nie gegeben, so Vianden.

Jubelrufe, Anfeuerungen oder sonstiger sportlicher Lärm während der Spiele „haben uns nie gestört“. Nun aber seien während der Saison regelmäßig Trommler im Stadion, um die Baseballer anzufeuern – teilweise permanent und stundenlang, beschreiben Wanner und Vianden. Fanfaren täten ihr Übriges.

Die Folge: Wenn die Trommeln im Einsatz sind, könnten sie ihren Balkon nicht mehr nutzen, beschreibt Vianden. Denn Unterhaltungen seien nicht mehr möglich. In der Wohnung zeigt sich laut Wanner ein ähnliches Bild. „Der Lärm dringt durch die geschlossenen Fenster.“ Das mache im Sommer „das Leben in der Siedlung deutlich weniger lebenswert“, stellt Vianden fest.

Mit ihrer Einschätzung sind sie nicht alleine, der Frust in der Nachbarschaft sitzt tief. „Das Gesamtpaket stimmt nicht mehr“, sagt Anwohnerin Annette Hach. Lautstärke bei den Spielen, Parkplatzchaos während der Flohmärkte – all das sei in Ordnung gewesen. Doch der Trommellärm sei zermürbend, monoton und nicht zu ertragen.

Das finden auch zahlreiche andere Anlieger, die sich auf einer Unterschriftenliste verewigt haben. Diese ist mit einem Begleitschreiben an Stadt, Verein und den Vermieter, die Vebowag, gegangen. Das Ziel: Es soll nicht nur Abhilfe geschaffen werden, man wolle sich außerdem zusammensetzen und eine gemeinsame Lösung finden.

Lärmbelästigung sei viel zu hoch

Bisher aber, so Wanner, sei es dazu nicht gekommen. Von der Stadt habe es zwar eine Eingangsbestätigung gegeben. Auch habe man sich mit Ute Heid, Vize-Vorsitzende der Capitals, auf dem Gelände getroffen. „Sie hat uns Mithilfe signalisiert, aber uns gleichzeitig gesagt, dass sie keine Handhabe hat.“ Danach aber habe man nichts mehr gehört, so Vianden. Weder von den Capitals, noch von der Stadt.

Dort ist man auf jeden Fall tätig geworden. „Wir haben Messungen durchgeführt“, teilt Isabel Klotz vom städtischen Presseamt auf GA-Anfrage mit. Das Ergebnis: Die Lärmbelastung sei viel zu hoch. „Deshalb haben wir das Trommeln untersagt“, so Klotz. Das habe man dem Verein Anfang August mitgeteilt.

Normale Geräusche, wie sie bei Sportveranstaltungen üblich sind, seien in Ordnung. Die Trommeln aber überstiegen laut Klotz „das Maß an Lärm, das man als Anwohner hinnehmen muss“.

Dass die Nutzung der Trommeln untersagt wurde, stößt bei den Capitals auf wenig Begeisterung. „Arme Sportstadt Bonn“, heißt es seitens des Vereins. Der zunächst darauf verweist, dass die Bundesligasaison nun ja ohnehin vorbei sei. Darüber hinaus widersprechen die Sportler der Darstellung der Anwohner. Zunächst habe man lediglich Kontakt zu Wanner und Vianden, nicht aber zu weiteren Anwohnern gehabt. Nach einem regen E-Mail-Kontakt habe sich Heid dann mit den beiden Anwohnern gezielt auf dem Sportplatz verabredet.

Bei dem Gespräch habe die Zweite Vorsitzende erklärt, „dass die Fans ihr Team anfeuern wollen“. Außerdem fänden es die Spieler toll, „dass nun auch Trommeln zum Einsatz kommen“. Es könne keine Rede davon sein, „dass das sieben Stunden am Stück der Fall ist“. Heid habe einen Kompromiss vorgeschlagen: Die Fans trommeln nur noch bei den Playoff-Spielen, „und auch dort nur in spannenden und wichtigen Spielphasen“. Das sei an höchstens sechs Nachmittagen pro Jahr für ein bis eineinhalb Stunden der Fall. „Die beiden Anwohner haben das kategorisch abgelehnt“, so der Verein.

„Wir finden es sehr schade und bedauerlich, dass Sportfans, die ihre Mannschaft unterstützen wollen, dies nicht zum Ausdruck bringen dürfen, und dass Anwohner sich über den friedlichen und unterhaltsamen Enthusiasmus von Sportfans beschweren“, heißt es von den Capitals. Dies sei vor allem schade für das Team „und die tolle Atmosphäre im Stadion Rheinaue“.

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