"Interessengemeinschaft Kurfürstenbad" Eigenes Personal spart Kosten

BAD GODESBERG · Wenn drei Sportvereine unter Federführung des Internationalen Schwimmvereins Bad Godesberg (ISV) das Kurfürstenbad übernehmen, dann könnte die Stadt Personalkosten in Höhe von rund 540.000 Euro pro Jahr sparen.

Die Gespräche über das Betreiberkonzept, das der ISV, die Bonner DLRG und der Godesberger TV entwickeln wollen, stünden aber noch ganz am Anfang. berichtet Udo Lehmann, erster Vorsitzender des ISV, dem GA.

Der Stadtrat hatte im Juli 2013 zwar entschieden, das Kurfürstenbad zu erhalten. Ob in privater oder städtischer Form, war damals aber noch völlig offen. Die städtischen Kassen sind leer, und der Verkauf des Bades an einen Investor steht aktuell nicht mehr zur Debatte. Die Stadtverwaltung sieht kaum Chancen für eine Vermarktung. "Bevor das Bad den Bach runtergeht, soll es lieber bei uns bleiben", formuliert es Lehmann pragmatisch.

Das städtische Bädergutachten (siehe auch Text unten) listet für das Kurfürstenbad jährliche Kosten von rund 940.000 Euro auf, davon sind 57 Prozent Personalkosten. Hier setzt das Engagement der Sportvereine an, die das Bad in Eigenregie und mit eigenem Personal betreiben wollen. Der Stadtsportbund Bonn und der Stadtschwimmverband haben angekündigt, die "Interessengemeinschaft Kurfürstenbad" bei der Entwicklung des Betreiberkonzepts tatkräftig zu unterstützen.

Vorbild könnte das Schwimmbad im Sportpark Nord sein, das unter Regie der Schwimm- und Sportfreunde Bonn (SSF) steht. "Die Stadt ist Eigentümer, wir sind Betreiber", erläutert SSF-Geschäftsführerin Maike Schramm das Modell. Das Hallenbad mit 50-Meter-Becken ist ein reines Schul- und Vereinsbad. Die Stadt ist für Bauunterhaltung und Energiekosten zuständig, der Verein übernimmt alles, was mit dem Betrieb zusammenhängt, wie Hygienemessungen, Reinigung und Aufsichtspersonal. "Wenn die Stadt das Bad betreiben würde, wäre das viel teurer", sagt Schramm.

Eines hat der Sportpark Nord mit den städtischen Hallenbädern gemeinsam: Es gibt einen erheblichen Sanierungsstau. Inzwischen ist aber für die SSF Land in Sicht. Das Planungsbüro ist beauftragt, die Arbeiten sollen voraussichtlich im Frühsommer beginnen. Das Hallenbad im Sportpark Nord ist bis auf drei Wochen ganzjährig geöffnet und laut Schramm an sieben Tagen in der Woche von früh morgens bis in den Abend voll ausgelastet. Ganz vergleichbar sind die Vereine nicht: Die SSF haben insgesamt 9000 Mitglieder, bei den Godesberger Schwimmvereinen trainieren, je nach Rechnung, 400 bis 600 Sportler.

Wie das Training im Kurfürstenbad aussehen wird, steht noch nicht fest. Der Internationale Schwimmverein nutzt das Kurfürstenbad zurzeit in der Wintersaison jeden Tag bis auf Dienstag und Sonntag. Im Sommer findet das Training im Freibad Rüngsdorf statt. Der Verein zahle ein Nutzungsentgeld von rund 18.000 Euro pro Jahr an die Stadt, so Lehmann.

Es wäre zu überlegen, so der ISV-Vorsitzende, das Kurfürstenbad in einem neuen Betreibermodell wie den Sportpark Nord ganzjährig zu öffnen. Es gebe Argumente für und gegen ein durchgängiges Hallentraining, die Frage sei noch nicht geklärt. Öffentliche Badezeiten, zu denen jeder Besucher kommen kann, sind unter Vereinsregie wohl nicht möglich. "Wir werden aus versicherungstechnischen Gründen Wege finden müssen", sagte Lehmann.

Nach dem Motto "wenn, dann alles" haben die drei Vereine auch Interesse an der Sauna im Kurfürstenbad. "Wenn man da ein schönes Angebot macht, funktioniert das", sagt Lehmann. Auch hier stehen die Überlegungen noch ganz am Anfang.

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