Großbaustelle in Bad Godesberg Die ersten Mieter können am Michaelshof einziehen

Bad Godesberg · Teilweise sind die Räume am Michaelshof in Bad Godesberg schon bewohnbar, teilweise befinden sie sich noch im Rohbau. Die Großbaustelle geht voran, allerdings nur in einzelnen Etagen.

 Der Fahrstuhl für Autos wird an der Rückseite des Gebäudes angebaut.

Der Fahrstuhl für Autos wird an der Rückseite des Gebäudes angebaut.

Foto: Horst Müller

Am einen Ende des Gebäudes gießen Arbeiter noch Beton, am anderen Ende probieren Kundinnen bereits zarte Sommerstoffe an: Die Großbaustelle am Michaelshof neben den Kammerspielen geht voran, allerdings in Abschnitten.

„Wir haben die Räume teilweise im Bezug, teilweise sind sie noch im Rohbau“, berichtete Projektsteuerer Martin Schommer von der Firma Revis. Die große Nachfrage nach Arztpraxen mit verbindlichem Fertigstellungstermin hat dazu geführt, dass die Arbeiter nicht wie zunächst geplant von der Kurpark-Seite Richtung Theaterplatz saniert haben. „Wir mussten den Bauablauf drehen“, erklärte Schommer.

Im fertiggestellten Bauteil gibt es neben den Geschäften im Erdgeschoss ausschließlich Arztpraxen und Büros. „Zu Augenärztin, Zahnarzt, Dermatologe und HNO-Arzt wird wahrscheinlich noch ein Orthopäde kommen“, berichtete Schommer. Von den Ladenlokalen sei bereits die Hälfte vermietet, unter anderem an einen Friseur und an das Sanitätshaus Orthomobil, das einen zweiten Standort einrichte. „Es laufen noch Gespräche. Unser Ziel ist, eine kleinteilige Vermietung hinzubekommen“, sagte Schommer. Bei den Wohnungen ist bisher nur die eine fertig, die als Baubüro dient. „Wir haben bereits eine stattliche Warteliste von Interessenten, aber ich möchte nicht Gefahr laufen, dass wir aus einem Grund nicht liefern können“, so der Projektsteuerer.

Der Rundgang mit Bauleiter Martin Kerkmann zeigt viele nackte Wände und staubige Treppenhäuser. Ein besonderes Detail ist der neue Autoaufzug: Ein Teil des Gebäudes wird nachträglich zum Parkhaus, was von außen künftig nur an den Luftschlitzen in den Fenstern zu erkennen sein wird. Weil die ehemaligen Büroetagen keine Rampen haben, werden die Fahrzeuge der Mieter per Lastenaufzug zu den Parkdecks gebracht, an die sich die Wohnflure anschließen.

Viel Zeit und Geld vergraben

3600 Quadratmeter stehen für rund 50 Wohnungen mit Größen von 50 bis 120 Quadratmeter zur Verfügung. „Wir sprechen eher Menschen an, die den dritten Lebensabschnitt vor sich haben und mit Aufzug mitten in der Stadt wohnen möchten. Wir wollen keine Kurzzeitvermietung und keine Untervermietung“, sagte Schommer. Im Herbst sollen auch die Wohnungen fertig sein, die alle einen Balkon oder eine Dachterrasse bekommen werden.

„Es ist wirklich ein dickes Brett, solch einen Bestandsbau zu transformieren“, sagte Schommer. Man habe „recht viel Zeit und Geld vergraben“, um das Gebäude nach heutigen Maßstäben erdbebensicher zu machen. Gebäudetrennfugen mussten verbunden und die alten Aufzugsschächte abgerissen und mit neuer Mauerstärke wieder aufgebaut werden. Die Lage des Altbaus in der Fußgängerzone macht eine gut getaktete Logistik erforderlich. „Wir lassen immer nur das anliefern, was in den nächsten Tagen verbaut werden kann“, berichtete Kerkmann. Insgesamt wird der Umbau fast zwei Jahre dauern. Das Gebäude soll laut Schommer anschließend im Bestand der Industriellenfamilie Runkel bleiben.

Augenärztin Ute Faller praktiziert bereits seit dem 15. Januar in ihren Räumen am Theaterplatz 11. „Es hat alles fantastisch geklappt. Morgens um sieben waren noch vier Gewerke da, aber um halb acht konnten wir aufmachen“, berichtete sie. Aus den alten Räumen am Fronhof ist sie ausgezogen, weil sie keinen Aufzug hatten. „Hier konnten wir uns vergrößern und für die Zukunft aufstellen. Die Patienten nehmen die neuen Räume gut an“, sagte die Augenärztin.

Kreischende Bohrer

Auch in den neuen Büroräumen der Barmer wurde bis zuletzt gearbeitet. Am Donnerstagmorgen hat der Bonner Hauptgeschäftsführer Marco Henn den Schlüssel an Regionalgeschäftsführer Thorsten Krumphaar übergeben. Er ist mit seinen zehn Mitarbeitern von der Alten Bahnhofstraße nun in die 300 Quadratmeter großen Räume auf der ersten Etage des Neubaus eingezogen. Bei der Einweihung mit Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke und Stadtmarketing-Chef Jürgen Bruder war gut zu hören, dass nebenan noch viel gearbeitet wird – dort kreischten die Bohrer. Krumphaar ist stolz auf das neue Beratungskonzept mit Betreuungslounges. „Man begegnet dem Kunden auf Augenhöhe“, sagte er. Die Barmer-Filiale ist für 20 000 von ihnen zuständig. Viele Ratsuchenden würden sich über Pflegeversicherung, Hilfsmittelversicherung oder zahnärztliche Behandlung informieren. Geöffnet ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 18.30 Uhr, Freitag von 9 bis 16 Uhr.

Auf Parterre hatte das Damenmodegeschäft Robert Ley am 17. März eröffnet. Es handelt sich um ehemals Edda Moden, das drei Jahrzehnte nebenan geöffnet hatte – während der Sanierung für ein Jahr gegenüber. „Es ist ein richtig schöner Standort und eine Bereicherung für die Innenstadt“, sagte eine Mitarbeiterin.

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