Rüngsdorfer Geschichten Als Kinder haben sie zusammen Streiche ausgeheckt

Bad Godesberg · Rita Heedt feierte am Donnerstag mit ihren Rüngsdorfer Freundinnen ihren 85. Geburtstag. Erinnerungen an fröhliche, aber auch schwere Zeiten kamen auf, der Gesprächsstoff ging den vier Rüngsdorferinnen nicht aus.

 Annemie Rentrop, Josefine Gottmann, Marianne Radermacher, Rita Heedt

Annemie Rentrop, Josefine Gottmann, Marianne Radermacher, Rita Heedt

Foto: MLH

Gute Zeiten, schlechte Zeiten – viele Erinnerungen an unbeschwerte Kindertage, aber auch an Krieg und Tod bestimmten am späten Nachmittag des Aschermittwochs die Gespräche unter vier älteren Damen aus Rüngsdorf, die anlässlich eines besonderen Geburtstages einer der ihren im Haus von „Geburtstagskind“ Rita Heedt im Pennenfeld zusammengekommen waren.

Bei Kaffee und Kuchen feierten die vier Rüngsdorferinnen, die sich zum Teil lange nicht mehr gesehen hatten, den 85. Geburtstag ihrer alten Freundin und Mitschülerin, einer geborenen Radermacher aus der gleichnamigen Schreinerfamilie aus Rüngsdorf. Gemeinsam hatten die vier in den 1930er Jahren ihre Kindergarten- und Schulzeit in Rüngsdorf miteinander verbracht. Eingefädelt hatte diese besondere Geburtstagsüberraschung der Sohn des Hauses, Wolfgang Heedt.

„Wir haben früher auch immer miteinander gespielt – und dieselben Streiche ausgeheckt“, erinnerte sich beispielsweise Josefine Gottmann, Mutter von Schlossermeister und Kunstschmied Günter Gottmann, der heute das Rüngsdorfer Traditionsunternehmen führt und Vorsitzender von Bad Godesberg Stadtmarketing ist. „Wisst ihr noch, wie wir im Winter die Treppenstufen zum Rheinufer an der Heisterbachstraße hinuntergerodelt sind?“, warf Rita Heedt ein: „Danach hat uns der Hintern von den vielen Stufen ganz schön wehgetan“, amüsierte sie sich.

„Und wisst ihr noch – die schönen Obstfelder im Pennenfeld, das waren schöne Zeiten“, sagte Annemie Rentrop, Witwe des vor einem Jahr verstorbenen ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordneten Friedhelm Rentrop. „Da war das ganze Pennenfeld noch nicht bebaut“, ergänzte Josefine Gottmann, die in diesem Zusammenhang auch an einstige Rüngsdorfer „Biotope“ wie beispielsweise „Beckers Garten“ erinnerte. „Es ist sehr schade, dass das jetzt alles bebaut wird.“

Kein Gespräch natürlich unter alten Rüngsdorfern, in denen das Rheinhotel Dreesen nicht vorkommt. „Wenn die Damen und Herren zum Tanztee gingen, war das für uns die reinste Modenschau“, erzählte Rita Heedt, die das einst aus ihrem Elternhaus, einem hübschen Fachwerkhaus in der Rheinstraße 22, beobachten konnte, was ihre Schwägerin Marianne Radermacher, die mit am Geburtstagstisch saß und heute noch in dem Haus am Brunnenplatz wohnt, lebhaft bestätigte.

„Und irgendwann sollte das Haus weichen, weil die Nazis eine Prachtstraße für Hitler runter zum Dreesen bauen wollten. Aber zum Glück kam dann der Krieg, sodass daraus nichts wurde“, so Heedt. Leise wurde es, als Josefine Gottmann vom Tod ihres Vaters in der Godesberger Innenstadt berichtete. „Es war der 7. März 1945, der Tag, an dem die Amerikaner in Godesberg einrückten, als ich meinen Vater das letzte Mal gesehen habe.“ Dass die alten Freundinnen nach dieser heiter-nachdenklichen Geburtstagsrunde ein Wiedersehen fest im Blick haben, machte eine Bemerkung von Rita Heedt deutlich: „Den nächsten Geburtstag feiern wir wohl im Vinzenzhaus“, meinte sie mit einem Augenzwinkern.

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