Türkische Partnerstadt Yalova 50.000 Euro für Inklusionsprojekt

BONN/YALOVA · Die Partnerschaft zwischen Bad Godesberg und dem türkischen Yalova ist bald um ein Vorzeigeprojekt reicher: Nach intensiver Vorarbeit auf beiden Seiten wird im Juli der erste inklusive Ausbildungsbetrieb eröffnet.

 In diesem Gebäude in Yalova, hier vor dem Umbau, wird das inklusive Café eröffnet.

In diesem Gebäude in Yalova, hier vor dem Umbau, wird das inklusive Café eröffnet.

Foto: Ulrich Hauschild

Im Restaurant „Café Engelsiz“ lernen behinderte und nicht behinderte Jugendliche gemeinsam. Motor des Projekts auf deutscher Seite ist Ulli Hauschild, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins und Mitglied im Rotary Club Bonn-Museumsmeile. Die Rotarier fördern das Projekt, das ein Gesamtvolumen von rund 50.000 Euro hat.

Es fehlte nämlich noch die Inneneinrichtung: Maschinen, Küchenausstattung, Theke, Tische und Stühle sowie Dekoration. Der Bonner Club spendete knapp 13.000 Euro, der Club aus Yalova ebenso viel. Der gesamte Betrag wurde dann durch „Global Grants“ der Rotary Foundation verdoppelt, die große, internationale Aktivitäten mit nachhaltigen, messbaren Ergebnissen fördert.

„Ich hatte das Versprechen von Bürgermeister Vefa Salman, dass er ein Haus zur Verfügung stellt“, berichtete Hauschild. Das Restaurant zieht nun in den Club der städtischen Pensionäre ein, mitten in der Stadt. Das Gebäude wird zurzeit umgebaut, es bekommt zum Beispiel einen Fahrstuhl. Innen wird eine moderne Restaurantküche eingebaut, und die luftige Terrasse dürfte Lieblingsplatz der Gäste werden.

„Wir wollen nicht die Rathäuser zusammenbringen, sondern die Leute“

Bad Godesberg und die Stadt am Marmarameer hatten 1969 vor allem den Kurbetrieb rund um ihre Heilquellen gemeinsam. „Wir wollen nicht die Rathäuser zusammenbringen, sondern die Leute“, lautete von Anfang an die Devise des Partnerschaftsvereins. Das klappt nicht nur beim Jugendaustausch und unter Jägern, sondern auch bei den Rotariern. Unter der Devise „Hilfe zur Selbsthilfe“ unterstützen sie die Stadt Yalova bei der Eröffnung des Behinderten-Restaurants. Ähnliche Einrichtungen gibt es bereits in Istanbul, Adana, Ankara und Bursa.

Wie Ulli Hauschild berichtete, gibt es in Yalova eine Hotelfachschule und sechs Behindertenorganisationen. Sie werden ihr Fachwissen bei der Ausbildung der jungen Leute einbringen. Das Restaurant soll nicht nur den Mitarbeitern zu mehr Selbstständigkeit verhelfen. Die Einnahmen sollen auch die laufenden Kosten decken.

Anfängliche bürokratische Hindernisse sind überwunden. „Es ist schön, wenn man sieht, dass sich die Arbeit lohnt“, sagte Hauschild. Er wird das Projekt im Länderausschuss Türkei-Deutschland der Rotarier präsentieren, dessen Mitglied er ist. Anhand dieses Beispiels kann er sich vorstellen, „dass Behinderte einen anderen Stellenwert bekommen“.

Dass das noch nicht so ist, verdeutlichte er mit Zahlen aus einer türkischen Umfrage. Demnach wurde 17 Prozent der Behinderten schon der Zugang zu einem Kino oder Café verweigert. 59,2 Prozent der Befragten ohne Handicap konnten sich nicht vorstellen, einen Partner mit Behinderung zu heiraten. Die Rotarier und ihre türkischen Partner werben deshalb für einen respektvollen Umgang.

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