Friedliche Demonstrationen in Bad Godesberg 400 Menschen trauern um Niklas P.

Bad Godesberg · Die beiden Demonstrationen in Bad Godesberg sind am Samstagnachmittag friedlich verlaufen. Den etwa 50 fremdenfeindlichen Demonstranten standen rund 400 Teilnehmer des Bündnisses "Bonn stellt sich quer" gegenüber.

Für den Mittag und Nachmittag waren am Samstag in Bad Godesberg zwei Demonstrationen anlässlich der tödlichen Attacke gegen den 17-jährigen Niklas P. angekündigt. Beide verliefen nach Angaben der Polizei friedlich Ohne besondere Vorkommnisse sind am Mittag schon in Sichtweite der Bad Godesberger Rheinallee die Demos angelaufen. Laut Polizeiangaben sind um 14 Uhr zwei Dutzend Personen dem Aufruf der Rechtextremen Melanie Dittmer gefolgt und standen an der Hinterseite des Godesberger Bahnhofs. Die Gruppe hat die Tat unter dem harmlosen Motto „Stoppt die Gewalt“ für fremdenfeindliche Hetze genutzt.

Um 15 Uhr korrigierte die Polizei die Zahlen auf 50 Rechtsradikale und 400 Gegendemonstranten. Während die Rechten rassistische Reden führten, sangen die Gegendemonstranten „We shall overcome“. Die Rechten starteten zu einem Marsch durch das Villenviertel.

Das friedenspolitische Bündnis "Bonn stellt sich quer" stand mit einer Gegendemonstration gegen Rassismus in Höhe der Sparkasse KölnBonn an der Rheinallee. Eingereiht hatten sich Vertreter der Bonner Parteien, des DGB und der evangelischen Gemeinden. Laut Polizeiangaben waren hier über 300 Menschen versammelt. Man wolle jedoch primär den Tod des 17-Jährigen betrauern, so Bündnis-Sprecher Martin Behrsing. In Gedenken an Niklas wurde die Musik von Samuel Barber: „Adagio for strings“ gespielt um den Gefühlen der Trauernden einen Ort geben.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan betonte in den Reihen des Bündnisses "Bonn stellt sich quer", dass man dem getöteten Jugendlichen hier an diesem Ort die Ehre erweisen und den Platz nicht den Rechten überlassen wolle. „Es ist abscheulich, dass die Rechten an diesem Ort nur einen Vorwand für ihre Fremdenfeindlichkeit suchen. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam trauern, damit dieser Ort nicht noch weiter entwürdigt wird.“Das fremdenfeindliche Vorgehen der Rechten sei besonders perfide. Der getötete Jugendliche habe nämlich als besten Freund einen muslimischen Jugendlichen gehabt. Ein weiterer muslimischer Freund habe ihn am Tatort vor den Angreifern zu schützen versucht und sei selbst verletzt worden, erläuterte Sridharan dem GA.

„Wir werden in der nächsten Woche auf höchster Ebene darüber beraten, welche Konsequenzen wir hier in Bonn aus dem Vorfall ziehen müssen“, sagte der Oberbürgermeister. Man müsse darauf hinarbeiten, in dieser Stadt gerade über die Schulen alle Jugendlichen zu erreichen und präventiv zu wirken, damit eine solche Tat nicht mehr geschehe. „Auf keinen Fall dürfen wir das Thema den Rechten überlassen.“

"Die Rechtsextremen betreiben Missbrauch mit dem Tatort, indem sie hier, wo der 17-Jährige starb, Rassismus verbreiten“, erklärte Bündnis-Sprecher Martin Behrsing. 400 Bürger seien gekommen, damit von diesem Platz kein Zeichen des Hasses, sondern des Friedens ausgehe.

Demonstrationen in Bad Godesberg

Melanie Dittmer, ehemaliges Mitglied der rechtsextremen Parteien NPD und Pro NRW und „Bogida“ und „Dügida“-Organisatorin, war kürzlich vom Amtsgericht Düsseldorf wegen Volksverhetzung zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Verwaltungsgericht Köln hatte am Freitat kurzfristig noch einmal das Redeverbot für Dittmer in Bad Godesberg bestätigt. Dafür sprach die Nürnberger Rechtsextremistin Ester Seitz.

Um 12 Uhr hatten im Gedenken an Niklas. P. schon wie am Freitag die Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen in Bad Godesberg geläutet. „Dem Tod von Niklas werden wird man nicht gerecht, wenn man ihn politisch instrumentalisiert und ein falsches Wir-Gefühl: Wir Deutschen gegen die mit dunkler Hautfarbe propagiert“, schreibt der evangelische Pfarrer Jan Gruzlak in den sozialen Medien. Positive Neugier sei pfingstliche Geisteshaltung. „Nicht den Rechten überlassen wir Niklas, sondern wir trauern um ihn mit allen seinen Angehörigen.“

Der Busverkehr an der Rheinallee war ab 13 Uhr vollkommen zum Erliegen gekommen. Die Kreuzung war abgesperrt. Es kam zu Sperrungen im Bereich der Rheinallee, der Rüngsdorfer Straße und der Friedrichallee, die gegen 17 Uhr aufgehoben und die Straßen für den Fahrzeugverkehr wieder freigegeben werden konnten.

Täterbeschreibungen

Zu den drei Tätern ist bislang folgendes bekannt:

1. Person

- 17-21 Jahre
- zwischen 1,80m - 1,85m
- brauner, dunkler Hauttyp
- stämmige Statur
- schwarze Haare, Seite kurz, oben länger, nach hinten gegelt
- schwarze Jacke (u.U. Lederjacke)
- Jeanshose
- weiße Schuhe
- sprach akzentfrei deutsch

2. Person

- 17 - 20 Jahre
- kurze schwarze Haare
- ca. 1,80m - 1,85m groß
- brauner Hauttyp
- normale Statur
- weiße Jogginghose
- weißer Pullover (Adidas oder Nike), ggfs. mit Reißverschluss
- weiße oder graue Kappe
- führte unter Umständen eine schwarze Tasche mit
- sprach akzentfrei Deutsch

3. Person

- älter als 18 Jahre
- lange Haare
- schwarze lockige Haare, an den Seiten kurz rasiert, nach oben und winkelartig nach hinten frisiert
- schmale Statur
- schwarzer Vollbart
- schwarze Lederjacke
- Jeans
- kleiner als die anderen beiden Tatverdächtigen
- massives Schuhwerk

Die Ermittler bitten um Hinweise und fragen: Wer hat das Tatgeschehen oder die drei Tatverdächtigen beobachtet und/oder kann Angaben zur Identität der Verdächtigen machen? Hinweise zu dem Fall nimmt die Mordkommission unter der Rufnummer 0228 - 150 entgegen.

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