Salon Hagemann in Bonn 30 Flüchtlinge bekommen kostenlosen Haarschnitt

BONN · Die Initiative "Good Godesberg" ist ein Modellprojekt, das eine neue Willkommenskultur etablieren will. Sie sorgte dafür, dass 30 Flüchtlinge einen neuen Haarschnitt vom Fachmann bekamen.

 Kopf zurück und waschen: Die Mitarbeiterinnen des Friseursalons kümmern sich um die Haare der drei Asylbewerberinnen.

Kopf zurück und waschen: Die Mitarbeiterinnen des Friseursalons kümmern sich um die Haare der drei Asylbewerberinnen.

Foto: Roland Kohls

Anas sieht zufrieden aus. Der 25-jährige Syrer lächelt, als er der Friseurin erklärt, welchen Haarschnitt er sich wünscht. Seit etwas mehr als zwei Wochen ist er in Deutschland. Der Weg nach Bonn war für ihn nicht leicht. "Vier Monate hat die Flucht hierher gedauert - zuerst war ich zwei Monate in der Türkei, dann habe ich weitere zwei Monate gebraucht, um über Griechenland, Ungarn und Österreich nach Deutschland zu kommen." Für Anas ist es das erste Mal seit langer Zeit, dass er sich die Haare schneiden lassen kann. "Wenn man die Monate zuvor größtenteils auf dem Fahrrad oder zu Fuß verbracht hat, immer in der Angst, das Ganze nicht zu überleben, vergisst man das Frisieren der Haare", erzählt er in fließendem Englisch.

Das hat auch Simone Stein-Lücke dazu angeregt, die Aktion "Good Godesberg" zu starten und kostenlose Haarschnitte für Flüchtlinge zu organisieren. "Vor allem für die Frauen bedeutet der Haarschnitt ein Stück Lebensgefühl, und das wollen wir den Menschen zumindest für einen Moment zurückgeben", sagt die Bad Godesberger Bezirksbürgermeisterin.

Mit zahlreichen Friseursalons in Bad Godesberg hat Stein-Lücke bereits zusammengearbeitet. Michael Hagemann ist der erste Bonner Friseur, der sich an dieser Aktion beteiligt. 30 Asylbewerber sind an diesem Morgen eingeladen, sich von ihm und seinen Mitarbeitern die Haare schneiden zu lassen. "Wir haben aber auch zwei Visagisten eingeladen, welche die Damen noch schminken, falls sie das möchten. Es ist uns ein Anliegen, dass sie sich rundum wohl fühlen", berichtet Hagemann.

Simone Stein-Lücke sei vor wenigen Wochen auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er ein paar Flüchtlingen die Haare schneiden könne. "Lass uns doch gleich 30 Leuten die Haare schneiden. Dann haben mehrere etwas davon", meinte der Salonbesitzer. Bei ihrer Aktion konnte Simone Stein-Lücke auch auf die Hilfe der Leiterin des Flüchtlingsheims, Jana Biesenbach, bauen: "Die Zusammenarbeit mit ihr verlief grandios", berichtet sie erfreut. Das Lob kann diese nur zurückgeben. "Anfang Mai kam mir die Idee, so etwas anzubieten, nur drei Tage später hatte Simone Stein-Lücke die erste Zusage eines Friseurs aus Bad Godesberg. Wir haben uns also perfekt ergänzt." Ihr Wille, die Idee umzusetzen, sei entscheidend gewesen.

Asylbewerber wie Anas freut das: "Dank einer solchen Aktion haben wir die Möglichkeit, uns einmal wieder wirklich gut zu fühlen."

Die Initiative "Good Godesberg" ist ein Modellprojekt, das eine neue Willkommenskultur etablieren soll. Über alltägliche Dinge wie Essen und Haareschneiden soll der Kontakt zwischen Bürgern und Flüchtlingen erleichtert werden.

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