Baumfällung an der Godesberger Redoute 160 Jahre alte Blutbuche gefällt
Bad Godesberg · Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist am frühen Samstagmorgen die große Blutbuche im Vorgarten der Redoute gefällt worden. Der Baum war mit Pilzen befallen und stellte ein Sicherheitsrisiko dar.
Bereits um 6.30 Uhr war eine Kolonne von acht Arbeitern angerückt, um die Vorbereitungen für die Fällung durchzuführen. Zum Equipment gehörten ein 100-Tonnen-Kran, eine Hubarbeitsbühne sowie ein Großhäcksler.
Gegen acht Uhr war es dann soweit: Stück für Stück wurde die etwa 25 Meter hohe Blutbuche an der Ecke von Kurpark und Kurfürstenallee gefällt. Um 9.30 Uhr war nur noch der Stumpf des Riesenbaumes da. „Das ist immer traurig, wenn wir so etwas tun müssen“, meinte Rolf Dung vom Amt für Stadtgrün, der die Arbeiten leitete. „Aber wegen der Gefahr, die von dem Baum in letzter Zeit ausging, sind Emotionen eher fehl am Platz“, fügte er hinzu.
Der markante 25 Meter hohe Baum mit rund vier Metern Stammumfang war vermutlich in der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts von Victor Wendelstadt gepflanzt worden. „In den letzten Jahren zeigte der Baum eine mehr und mehr nachlassende Vitalität. Im vergangenen Sommer war die Krone im Vergleich zu gesunden Bäumen bereits sehr transparent. Außerdem hat die Blutbuche in der Vergangenheit schon zwei Äste über dem Gehweg abgeworfen“, berichtete Dung.
Pilz baut Holz ab
Grund dafür war eine seit längerer Zeit bekannte Infektion mit dem sogenannten Riesensporling. Der holzabbauende Pilz beeinträchtigt die Standsicherheit seines Wirtes und lässt ihn letztlich umstürzen. Ein Sachverständiger bestätigte die Einschätzung der städtischen Baumfachleute, dass die Buche wegen der massiven Schäden zur Verkehrssicherheit entfernt werden musste. „Der Fall ist eindeutig“, resümierte Dung. Und: „Das ist ein absolut natürlicher Vorgang. Außerdem ist das mit 160 Jahren wirklich ein richtig alter Baum.“
Zweimal war die Fällung in diesem Jahr bereits verschoben worden, weil das Wetter nicht mitgespielt hatte. Doch am Samstag war es soweit: Bei herrlichem Sonnenschein wurde der imposante Baum entsorgt. Neben einem älteren Godesberger Hobbyfotografen, der sich ganz auf seine Arbeit konzentrierte und sich nicht weiter äußern wollte, interessierte sich lediglich Sven Tolk für die Arbeiten, der mit seinen zwei kleinen Töchtern während der Fällarbeiten an der Redoute vorbeigefahren war.
„Der Baum hat uns lange begleitet“, berichtete er. „Wir fahren hier immer entlang, wenn wir aus Muffendorf in die Stadt fahren. Er wird uns jetzt natürlich fehlen. Aber wenn er eine Gefahr darstellt, muss er natürlich weg.“
Ersatzpflanzung 2017
Ausführlich nahm sich Rolf Dung die Zeit, der Familie anhand des in einzelne Teile zerlegten Baumes, die vorübergehend auf dem Bürgersteig gelagert wurden, den schlechten Zustand zu erläutern. „Hier sehen Sie den Pilzbefall, den wir diagnostiziert hatten“, meinte er, während er die kleinen Pilze vom Stamm entfernte. Der Stumpf des Baumes soll nun im Laufe des Jahres ausgefräst und entfernt werden, für 2017 steht eine Ersatzpflanzung in unmittelbarer Nähe an.
Was dann für ein Baum gepflanzt werden wird, steht noch nicht fest. „Ich könnte mir aber gut einen Tulpenbaum vorstellen. Der kann sich hier ideal entwickeln“, so Dung. „Solche Gärten leben von exotischen Bäumen.“
Bis zum Bezug des kurfürstlichen Hauses durch das Ehepaar Wendelstadt im Mai 1857 fanden einige Umbaumaßnahmen statt, im Zuge derer auch ein Rokokogitter aus dem Garten des zuvor für den neuen Hauptbahnhof abgebrochenen Kölner Jesuitenkollegs Tricoronatum angebracht wurde.
„Wichtig ist auch, dass die gesamte Anlage in ihrer historischen Funktion erhalten bleibt“, meinte Dung. Neben der gefällten Rotbuche zieren jetzt noch zwei weitere Buchen, eine Scheinzypresse, eine Tsuga sowie eine schlitzblättrige Rosskastanie und ein schönes Exemplar eines Ginkgos den Vorgarten der guten Stube Godesbergs.
