Evakuierung in Muffendorf 12.000 Liter Wasser gegen das Pestizid

MUFFENDORF · Mit einer Art Beregungsanlage soll das Pestizid "Selinon" neutralisiert werden, das in der vergangenen Woche in einem ehemaligen Hühnerstall an der Martinstraße gefunden wurde. Am Dienstag beginnen die Experten mit der Bergung von zwei der vier Zehn-Liter-Eimer, am Donnerstag sollen die Arbeiten weitergehen.

Ein Dutzend Kunststoffbehälter, die jeweils 1000 Liter Wasser fassen, transportieren die Experten zu dem zweistöckigen Gebäude, das sich hinter dem Wohnhaus befindet. Ob sie alle gebraucht werden, steht aber noch nicht fest. "Zunächst wird der untere Raum gereinigt", erläuterte Chemiker Stefan Weißgräber von der Firma artea, die mit dem Unternehmen Buchen die Bergung durchführt.

Pestizid soll neutralisiert werden

Das vier mal drei Meter große Zimmer wird mit kaltem, sehr fein zerstäubten Wasser "abgeduscht". So soll das Pestizid neutralisiert werden. "Es ist dann immer noch gefährlich, aber nicht mehr explosiv", sagte Weißgräber. Das Wasser-Pestizid-Gemisch wird in einem unter dem Raum aufgestellten Behälter aufgefangen. "Dann geht es in die Sondermüllverbrennung." Ist das erledigt, wird die Prozedur im oberen Raum wiederholt.

Sind die ersten beiden Eimer - der eine ist komplett korrodiert, der andere offen - entsorgt, wird das Dach abgedeckt. So bekommen die Experten freie Sicht auf die anderen beiden, (noch) verdeckten Behälter. Laut Weißgräber sind noch zwei Dinge zu klären: Ob sich wirklich in allen vier Eimern das gleiche Pestizid befindet und ob die hinteren Behälter transportfähig oder ebenfalls korrodiert sind.

Steht das fest, wird am Mittwoch der zweite Teil der Bergung geplant. Und wenn alles gut geht, kann am Donnerstag endgültig Entwarnung gegeben werden. Teile des Gebäudes müssen übrigens nicht verstärkt werden - wohl aber die laut Weißgräber morsche Dielendecke, die die beiden Räume trennt.

200 Anwohner müssen ihre Häuser verlassen

[kein Linktext vorhanden] Rund 200 Muffendorfer müssen am Dienstag in einem Radius von 100 Metern um den Fundort der Chemikalien ihre Häuser verlassen, etwa 30 von ihnen werden den Tag im Pfarrheim St. Martin in der Nähe des Remi-Baert-Platzes verbringen, sagt Stadtsprecher Marc Hoffmann. Dort werden sie von der Feuerwehr versorgt, die ihre Zelte auf dem Platz aufgeschlagen hat. Wie lange die Anwohner dort ausharren müssen, steht noch nicht fest.

Sollten die Muffendorfer im Pfarrheim übernachten müssen, "werden wir zügig Betten aufstellen", verspricht Hoffmann. Allerdings gehen die Experten davon aus, dass das nicht nötig sein wird. "Wir hoffen, dass die Bergung gegen 18 Uhr abgeschlossen ist." Eventuell müssen die Gebäude am Donnerstag erneut evakuiert werden. Dann aber laut Hoffmann vermutlich in einem kleineren Radius.

Informationen erhalten Anwohner ab 8 Uhr bei der Einsatzleitung auf dem Remi-Baert-Platz und am Bürgertelefon unter Tel. 0228/7175.

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