Bonner Polizei auf Facebook Baby Paul sorgte für 100.000 Besuche

BONN · "Guten Morgen an alle Verkehrsteilnehmer. Hier die heutigen Kontrollstellen der Bonner Polizei: ..." So lautet ein typischer Post, wie ihn die Bonner Polizei regelmäßig bei Facebook einstellt.

Seit dem 24. März ist die Behörde in dem sozialen Netzwerk vertreten, und Pressechef Robert Scholten, der den Auftritt gemeinsam mit seinen Kollegen betreut, zieht eine durchweg positive Bilanz der Startphase: "In den knapp vier Monaten, die wir mit unserer Seite online sind, haben bereits 750.000 Nutzer die Seite besucht. Eine tolle Zahl! Auch mit der Anzahl der Reaktionen sind wir zufrieden: Offenbar wird das Angebot von den Bürgern angenommen." Dass Kollegen die Seite auch privat kommentieren, sei selten, komme aber auch vor und sei natürlich ausdrücklich erwünscht.

Die Polizei Bonn war die elfte der insgesamt 46 Polizeibehörden in NRW, die mit einer eigenen Facebook-Seite online gegangen ist. Die Seite ist als Zusatzangebot zum Presseauftritt des Präsidiums gedacht und dient außer der Information über Tempomessstellen vor allem der Prävention und Personalwerbung.

"Prävention ist ein hartes Brot", bedauert Scholten: "Wir hoffen, dass wir da mit unserer Seite ein bisschen mehr und direkter aufklären können, als das über die konventionellen Wege möglich war." Knapp 4000 "Likes" konnte die Seite bis Mitte Juli einsammeln: "Wir haben die Seite öffentlich eingestellt", erklärt Scholten.

Das bedeutet einerseits, dass jeder den Auftritt komplett sehen kann, ohne bei Facebook angemeldet zu sein. Auf der anderen Seite können aber nur angemeldete Nutzer die Seite mit "gefällt mir" markieren oder kommentieren.

Die bislang stärksten Reaktionen verzeichneten die Polizisten bisher im Fall des ausgesetzten Babys Paul. "Allein 100.000 Zugriffe gehen auf das Konto dieser Meldung." Scholten und sein Team legen Wert darauf, keine Zensur ausüben zu wollen: "Meinungsäußerungen muss man aushalten, auch wenn man komplett anderer Ansicht ist. Bei uns wird nichts gelöscht oder bearbeitet."

Beleidigungen und Verlinkungen zu extremistischen Seiten werden jedoch schnell und kommentarlos entfernt, ebenso wie "epische Kommentare in Fremdsprachen". "Wir haben einfach nicht die Ressourcen, lange Texte in Sprachen, die wir nicht verstehen, inhaltlich auf mögliche unpassende Inhalte für eine Behördenseite zu prüfen", erklärt Scholten. "Die Ultima Ratio wäre die Sperrung eines Mitglieds. Bislang mussten wir aber noch keinen Gebrauch von dieser Möglichkeit machen."

Die Nutzerstruktur entspricht noch nicht ganz den Erwartungen: Mit 52 Prozent Frauen und 48 Prozent Männern ist das Angebot bei beiden Geschlechtern zwar ungefähr gleich beliebt. Bei den Nutzern unter 25 Jahren, die die Bonner insbesondere in Hinblick auf die Personalwerbung gerne verstärkt ansprechen möchten, besteht noch Nachholbedarf: Ihr Anteil liegt aktuell bei 20 Prozent. Vielleicht ändert sich das ja durch kleine Aktionen wie die nach dem Sieg der deutschen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft. "Noch am selben Abend haben wir unserem Logo vier Sterne hinzugefügt", sagt Scholten lachend.

Info

Der Facebookauftritt der Polizei Bonn ist seit 24. März online und kann mit oder ohne Anmeldung genutzt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort