Wildkatzen in Bonn Auf leisen Pfoten durch den Wald - Elf Wildkatzen leben im Kottenforst

BONN · Der Kottenforst gilt seit Montag wieder offiziell als Wildkatzen-Areal. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft haben am Montag im Forsthaus Schönwaldhaus in Villiprott erste Ergebnisse der bundesweiten Forschungsstudie "Wildkatzensprung" vorgestellt.

 Selten, scheu und sensibel: Wo die Wildkatze sich wohlfühlt, sind die Lebensbedingungen auch für andere Waldbewohner gut.

Selten, scheu und sensibel: Wo die Wildkatze sich wohlfühlt, sind die Lebensbedingungen auch für andere Waldbewohner gut.

Foto: BUND

Demnach leben elf Wildkatzen, sieben männliche und vier weibliche, in den Wäldern zwischen Bonn, Bornheim und Meckenheim. "Wir sind schon seit einiger Zeit davon ausgegangen, dass Wildkatzen im Kottenforst wieder zu hause sind. Aber uns hat bislang der eindeutige Nachweis dafür gefehlt", sagte gestern Forstdirektor Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamtes. Jäger hätten nach Einbruch der Dämmerung immer mal wieder Katzen im Wald gesehen.

"Selbst für Fachleute ist es nahezu unmöglich, Wild- von Hauskatzen optisch zu unterscheiden. Letztlich ist das nur durch einen genetischen Nachweis möglich", erklärte der Forstexperte.

Seit November 2011 zählt der Kottenforst zu bundesweit 17 Waldflächen, die mittels des sogenannten Lock-Stock-Verfahrens untersucht werden. Dabei machen sich die Forscher die Vorliebe von Wildkatzen für Baldrian zunutze. Holzpflöcke werden mit Baldrian besprüht und im Wald als Lockstock in den Boden gerammt.

Besonders in der Paarungszeit von Januar bis März werden die Wildkatzen durch den Geruch angelockt und reiben sich am rauen Holz. Dabei hinterlassen sie Haare, die genetisch untersucht werden. Ziel ist der Aufbau einer Online-Gendatenbank für Wildkatzen.

Das in Bonn ansässige BfN fördert das Projekt Wildkatzensprung mit 3,8 Millionen Euro. Weitere 1,2 Millionen Euro steuert der BUND bei. Von diesem Geld sollen unter anderem bundesweit fünf Waldkorridore für Wildkatzen und andere scheue Waldlebewesen wie Luchs, Baummarder und Haselmaus entstehen. Die bis zu 50 Meter breiten Passagen aus Bäumen und Büschen werden isolierte Waldgebiete verbinden.

Vision des BUND: Langfristig sollen Deutschlands Wälder auf einer Länge von insgesamt 20.000 Kilometern miteinander vernetzt werden. "Die Wildkatze ist ein Sympathieträger für den deutschen Naturschutz", erklärte BfN-Präsidentin Beate Jessel.

Horst Becker, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium, kündigte an, dass künftig die Waldbewirtschaftung und auch die Jagdinteressen an die Erfordernisse des Wildkatzenschutzes angepasst werden. "In NRW kommen 40.000 Pflanzen- und Tierarten vor. Die Hälfte davon steht auf der Rote Liste und ist vom Aussterben bedroht. Wenn wir jetzt nicht einschreiten, löschen wir die Festplatte der Natur."

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