Prozess startet am Freitag in Bonn Angeklagte in sogenanntem Sugardaddyfall vor Gericht

Bonn · In Bonn stehen zwei Männer und eine Frau wegen räuberischer Erpressung vor Gericht. Sie täuschten dem späteren Opfer die Entführung seiner Geliebten vor. Der Mann zahlte 80.000 Euro Lösegeld. Am Freitag startet der Prozess.

 Symbolfoto

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Foto: Benjamin Westhoff

Mehrere Jahre lang spielte eine 30-Jährige die Rolle einer treuen Geliebten. Dabei betrog sie ihren Partner, einen reichen Geschäftsmann (50), mit einem anderen Mann. Mit diesem und einem Komplizen gelang es der Frau, den 50-Jährigen zu erpressen und ihm 1,6 Millionen Euro aus der Tasche zu ziehen. Die Frau hat die Taten inzwischen gestanden und steht ab Freitag mit ihren beiden Komplizen vor der 3. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts. Den Termin teilte das Gericht an diesem Montag mit.

Sein großes Glück glaubte der Geschäftsmann gefunden zu haben, als er im Sommer 2014 in der Plattform „Sugardaddy“ auf die attraktive Frau aus Bonn stieß, die ihm gut gefiel. Ein Jahr lang genossen sie die „luxuriösen Seiten des Lebens“. Dabei entlohnte er die gewünschten Dienste der Frau großzügig. Im Sommer 2015 jedoch verliebte sich die heute 30-Jährige in einen jüngeren Mann; gemeinsam entwickelte das Paar und ein Komplize ein infames Erpressermodell, mit dem sie den 50-Jährigen zu ihrem regelmäßigen Zahlmeister machten. Nach zwei Jahren hatte das Trio dem Mann über 1,6 Millionen Euro herausgepresst. Dass seine Gespielin mit von der verbrecherischen Partie war, erfuhr er erst viel später.

Davon jedenfalls geht die Bonner Staatsanwaltschaft aus, die die 30-Jährige und ihre beiden Komplizen – 26 und 36 Jahre alt – wegen räuberischer Erpressung angeklagt hat, bestätigte Gerichtssprecher Edgar Panizza. Demnach soll das Trio im Juli 2015 dem Geschäftsmann per Kurznachrichten vorgetäuscht haben, seine Geliebte sei entführt worden, befinde sich in den Händen der Hells Angels und sei Vergewaltigungen sowie Misshandlungen ausgesetzt. „Ich bin mitgenommen worden,“ schreibt sie in WhatsApp. Oder: „Mir wurde die Nase gebrochen. Mach' nichts Falsches.“

80.000 Euro zahlte der 50-Jährige für die fingierte Entführung. Danach sei erst mal Ruhe gewesen. Aber dem Trio gelang es, die offenbar millionenschwere Quelle weiter für sich sprudeln zu lassen: So wurde dem Kavalier immer wieder mit der erneuten Entführung seines „Sugarbabe“ gedroht, wenn er nicht weiter zahle. Schließlich sei auch er gefährdet, Opfer einer Gewalttat zu werden.

Laut Anklage soll der Geschäftsmann zudem mit angeblich kompromittierenden Fotos oder Filmen erpresst worden sein. Das meiste Geld sollen sich die beiden Männer geteilt haben, in die Tasche der betrügerischen Kurtisane seien nur 30.000 Euro geflossen.

Aber die 30-Jährige gab nicht auf: Mit einem weiteren Mann, 32 Jahre alt, versuchte sie 2018, das erpresserische Modell fortzusetzen. Damals lockte sie den 50-Jährigen unter einen Vorwand in ihre Wohnung, wo zwei fremde Männer auf ihn warteten und ihm eine Pistole vorhielten. 250.000 Euro forderten sie und drohten damit, ihm einen Finger abzuschneiden. Als der Fall kurze Zeit später aufflog, gestand die 30-Jährige umfassend – und belastete damit auch ihre einstigen Komplizen schwer. Ein Urteil wird für Mitte Dezember erwartet.

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