Verkehrsunfallstatistik für 2017 Zahl der Unfalltoten verdoppelt sich in Bonn und der Region

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Die Polizei hat am Freitag die Verkehrsunfallstatistik für das vergangene Jahr vorgestellt. 2017 gab es in Bonn und der Region mehr als 26.000 Unfälle. Vor allem Kinder waren im Vergleich zum Vorjahr häufiger darin verwickelt. 22 Menschen kamen dabei ums Leben.

Mehr Verkehrsunfälle, dafür weniger Unfälle mit Personenschaden lautet die Bilanz der Bonner Polizei für das vergangene Jahr. In einer Verkehrsunfallstatistik haben die Beamten die Zahlen für die Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis Stadt Bonn und die Kommunen Königswinter, Bad Honnef, Wachtberg, Rheinbach, Swisttal, Meckenheim, Bornheim und Alfter vorgestellt.

"Insgesamt hat sich die Unfallzahl leicht erhöht", sagte Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa am Freitag. Die Bonner Polizei ist für die Stadt Bonn und die Kommunen Königswinter, Bad Honnef, Wachtberg, Rheinbach, Swisttal, Meckenheim, Bornheim und Alfter zuständig. "Erfreulicherweise ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden gesunken", sagte Brohl-Sowa weiter. Im gesamten Verbreitungsgebiet wurden 2017 17.293 Unfälle registriert, im Vorjahr waren es nur 17.056 Unfälle. Dabei ist vor allem die Zahl der Bagatellunfälle gestiegen, von 10.753 Bagatellfällen im Jahre 2016 auf 11.205 Fälle. Von einem Bagatellunfall gehen die Beamten aus, wenn kein Personenschaden entstanden, kein Bußgeld erhoben und keine Strafanzeige gestellt wird.

Zahl der Verkehrstoten hat sich verdoppelt

Bei den Unfällen mit Personenschaden konnte die Polizei einen deutlichen Rückgang von 5,7 Prozent verzeichnen. Hier sank die Zahl von knapp über 2000 Unfällen auf 1.887 Unfälle in 2017. Insgesamt verunglückten 2381 Menschen (2016: 2405) in Bonn und der Region.

Während weniger Menschen verletzt wurden, verdoppelte sich die Zahl der Verkehrstoten. Im gesamten Gebiet kamen 13 Menschen ums Leben. Das waren sieben Pkw-Fahrer, ein Radfahrer, zwei Motorradfahrer, ein Pedelec-Fahrer und zwei Fußgänger. Bei zwei Unfällen kamen zwei Menschen ums Leben. Unter den Opfern war auch ein 13-jähriger Junge, der Ende Dezember am Bahnübergang am Kappellenweg beim Überqueren des Bahnübergangs bei geschlossenen Schranken von einem Zug erfasst wurde. Seit 2013 war es das erste Kind, das im Straßenverkehr in der Region ums Leben gekommen war.

Kinder wurden häufiger verletzt

Vor allem Kinder sind 2017 im Straßenverkehr zu Schaden gekommen, auch auf dem Schulweg. Während 2016 182 Kinder verunglückten, waren es 211 Kinder in 2017. "Mit dieser Entwicklung sind wir nicht zufrieden, vor allem weil wir in Bonn unter dem Landesdurchschnitt lagen", sagte Alberto Coppola, Leiter der Direktion Verkehr. Die Polizei will in diesem Jahr daher einen Fokus auf die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr und die Prävention an Schulen legen. Bei den anderen Altersgruppen wurde jeweils ein Rückgang an Verletzten verzeichnet.

Bei der Statistik wird auch die Zahl der Unfallfluchten erfasst: Im vergangenen Jahr beging jeder Vierte eine Unfallflucht. Insgesamt waren es 4269 Fälle (2016: 4391), in denen sich Verkehrsteilnehmer unerlaubt vom Unfallort entfernten. In 45 Prozent der Fälle konnten die Personen dennoch ausfindig gemacht werden. "Eine Unfallflucht ist eine Straftat und nicht mehr ein Verkehrsvergehen", betonte Coppola.

Bei Verkehrskontrollen wurden 258 Menschen mit Alkohol am Steuer erwischt, 312 Personen hatten Drogen konsumiert. 40.677 Geschwindigkeitsüberschreitungen wurden erfasst. Zum Vergleich: im Vorjahr waren es noch mehr als 47.000 Tempoverstöße. Während weniger Personen mit dem Handy am Steuer erwischt wurden, telefonierten 226 Fahrradfahrer bei der Fahrt.

Zahlen aus Siegburg

Auch die Siegburger Polizei, die für den restlichen Rhein-Sieg-Kreis zuständig ist, stellte am Freitag die Unfallstatistik vor. „Unsere Verkehrssicherheitsarbeit zeigt Wirkung“, sagte Günter Brodeßer, Abteilungsleiter bei der Kreispolizeibehörde in Siegburg. Nirgendwo sonst in den 47 Landkreisen des Landes NRW seien die Verkehrsteilnehmer im Vergleich so sicher wie im Rhein-Sieg-Kreis. Das positive Fazit Brodeßers darf indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der Verkehrsunfälle im Vergleich zum Jahr 2016 gestiegen ist. Denn insgesamt verzeichnet die Kreispolizeibehörde 9418 Verkehrsunfälle, was einen Anstieg um 6,3 Prozent bedeutet. Die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer sank von zwölf auf neun Tote. Unter den Todesfällen ist auch ein Kind. „Weniger Tote heißt nicht, dass das gut ist. Es bleibt Ansporn, die Zahl weiter zu senken“, so Brodesser.

185 Personen wurden bei Unfällen schwer verletzt, was einen Anstieg um 15,6 Prozent bedeutet, 1141 Menschen erlitten leichte Verletzungen. „Insgesamt ist der Trend seit 2008 aber stabil“, sagte Rainer Müller, seit September 2017 Leiter der Direktion Verkehr in Siegburg. „Das Risiko, Opfer eines Unfalls im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde zu werden, liege aber zehn Prozent unter dem Landesdurchschnitt, gemessen an den Unfallhäufigkeitszahlen“, so Müller. Bezogen auf die Risikogruppen, zu denen Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Senioren zählen, zieht die Polizei eine positive Bilanz. Zwar sind im Jahr 2017 119 Kinder im Straßenverkehr verunglückt, was einen leichten Anstieg bedeutet. „Aber das Risiko für Kinder, im Rhein-Sieg-Kreis zu verunglücken, liegt 18,9 Prozent unter dem Landesdurchschnitt“, sagte Müller.

Leicht angestiegen ist die Zahl der verunglückten Jugendlichen. 73 wurden Opfer eines Verkehrsunfalls. Die meisten Unfälle ereigneten sich mit Rad (16) und Moped (19). Bei den verunglückten jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren – laut Müller die Problemgruppe – verzeichnet die Behörde ebenfalls einen leichten Anstieg um fünf auf 218 Unfälle.

Besonderer Fokus auf Senioren

Einen besonderen Fokus will die Polizei in diesem Jahr auf die Senioren richten. „Aufgrund des demografischen Wandels müssen wir mit einer Steigerung rechnen“, sagte Müller. Immer mehr Senioren seien mobiler und insgesamt nicht mehr so fit. Aber: Im vergangenen Jahr verunglückten mit 173 Senioren 15 weniger als 2016 – ein Minus von 7,9 Prozent. Auch dort liegt das Risiko im Kreis, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, laut Müller deutlich unter dem Landesschnitt.

Bei der Gruppe der Fußgänger zeigt sich eine positive Entwicklung. Deutlich weniger Radfahrer (124) waren 2017 in einen Unfall verwickelt als im Vorjahr (154). „Die Zahl ist auf einen der niedrigsten Werte in den vergangenen zehn Jahren gesunken“, sagte Müller. Traurig und tragisch allerdings: Drei Fußgänger kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Bei den Radfahrern blieb die Unfallzahl mit 272 nahezu konstant. Auffällig daran ist indes, dass mehr Senioren (56) an den Unfällen beteiligt waren als 2016 (48). „Das liegt auch daran, dass in der Gruppe mehr Pedelecs gefahren werden“, so Müller. Und damit schnell unterwegs sind. In der Gruppe der Mopedfahrer sind die Unfallzahlen von 56 auf 68 deutlich angestiegen (21,4 Prozent). Bei den Motorradfahrern verunglückten 2017 zehn Kradfahrer mehr als 2016, einer davon tödlich. 33 wurden schwer verletzt.

Keine Raserszene im Rhein-Sieg-Kreis

In Bezug auf schwer verletzte Unfallopfer und Todesfälle ist laut Müller unangepasste Geschwindigkeit die häufigste Unfallursache. „Das nimmt auch wieder leicht zu, aber wir haben keine Probleme mit irgendeiner Raserszene“, sagte Müller. Dass mehr kontrolliert wird, zeigt der Blick auf die sogenannten repressiven Maßnahmen, die Strafverfahren und Bußgelder zur Folge haben. „Das hat mit 44.967 Fälle um 13,5 Prozent deutlich zugenommen“, sagte Müller.

Das zeige aber auch: „Wir sind da, und wir kontrollieren“, kündigte Müller weiter eine starke Präsenz an: vor allem bezogen auf das Nutzen von Mobiltelefonen im Auto, das 2017 in 1707 Fällen geahndet wurde. „Whatsapp im Auto zu nutzen ist ein hohes Risiko und führt zu völlig unnötigen Unfällen“, sagte Müller.

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