Notunterkunft in Bonn Wohnungsamt wies Vater und Vierjährigen ab

BONN · Ein Vater und sein vierjähriger Sohn, die - mittel- und wohnungslos - in ihrem Auto schlafen müssen: Das klingt nach amerikanischen Fernsehserien. Aber Guido-Marlon Fieber ist offenbar genau das passiert. Nicht in den fernen USA, sondern in Bonn. Wie der 44-Jährige berichtet, sei er am Montag mit dem Auto aus England gekommen, wo der gebürtige Kölner und deutsche Staatsbürger die vergangenen acht Jahre gearbeitet und gelebt hat.

Er sei seit Anfang April arbeitslos, habe deshalb aus seiner Wohnung in London ausziehen müssen und gehofft, in Deutschland mit seinem Sohn Gabriel erst einmal in einer Notunterkunft unterzukommen. Hier wollte er nach Arbeit und einer Wohnung suchen.

Am frühen Montagnachmittag habe er beim Wohnungsamt in Bonn vorgesprochen. Dort sei er mit dem Hinweis, alle Notunterkünfte seien für Flüchtlinge reserviert, abgewiesen worden. "Bevor ich vor 20 Jahren ins Ausland gegangen bin, habe ich in Deutschland Steuern gezahlt, ich bin Staatsbürger - ich bin zutiefst enttäuscht, dass der deutsche Staat mir jetzt nicht helfen will", sagt Fieber.

Nach seinen Schilderungen hat die Mitarbeiterin im Wohnungsamt ihn nicht auf andere Hilfsangebote hingewiesen. Auch in Köln, wo er danach hingefahren sei, hätten ihm die Behörden nicht helfen wollen. So sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als mit seinem Sohn zwei Nächte im Auto zu übernachten. Die Mutter des Kindes befinde sich noch in England, da sie Brasilianerin sei und noch auf ein Visum für Deutschland warte.

Bei der Stadt konnte der Vorgang binnen eines Tages nicht rekonstruiert werden. Nach einer GA-Anfrage am Dienstag sagte eine Mitarbeiterin des Presseamtes am Mittwoch, dass man bislang nicht bestätigen könne, dass Fieber beim Wohnungsamt vorgesprochen habe.

Zwar handele es sich um einen Sonderfall, da viele Angebote sich nur an Frauen mit Kindern oder alleinstehende Männer richteten. Das erkläre aber nicht, warum für Fieber und seinen Sohn kein Dach über dem Kopf gefunden worden sein sollte, hieß es. Am Mittwoch handelte das Sozialamt und brachte den 44-Jährigen und seinen Sohn erst einmal in einer Pension unter. Eine dritte Nacht im Auto gibt es für die beiden also nicht.

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