Wasserschutzpolizei in Bonn Streife auf dem Rhein

Bonn · Als sie die Beueler Rheinpromenade betreten, ziehen Michael Adler, Thomas Isselbächer und Carlo Poth neugierige Blicke auf sich. Weiße Hemden, Aktenkoffer und dunkle Sonnenbrillen lassen die drei Männer wie Piloten aussehen. GA-Mitarbeiter Jens Kleinert war mit der Wasserschutzpolizei auf Streife.

 Die Wasserschutzpolizei bei der Arbeit: Die WSP-5 hat an der "Esmee" angelegt, Polizist Thomas Isselbächer überprüft das Frachtschiff.

Die Wasserschutzpolizei bei der Arbeit: Die WSP-5 hat an der "Esmee" angelegt, Polizist Thomas Isselbächer überprüft das Frachtschiff.

Foto: Jens Kleinert

Doch kein Flugzeug, sondern ein Boot wartet am Anleger zwischen Kennedybrücke und Bahnhöfchen - die Bonner Wasserschutzpolizisten sind auf dem Weg zu ihrer täglichen Streife auf dem Rhein. "Bis zu zweimal fahren wir am Tag raus, je nachdem, wie wir personell besetzt sind", sagt Isselbächer. "Wir überprüfen dann Transportschiffe, aber auch Sportboote oder Jetskis."

Erster Anlaufpunkt dafür ist heute der Rheinabschnitt zwischen Hersel und Rheidt. Nachdem die Polizisten die Motoren überprüft und die Bundesflagge am Heck befestigt haben, lösen sie die Taue. In gemächlichem Tempo legt das Boot mit der Kennung "WSP-5" ab. Erst in der Flussmitte - Anlieger könnten sonst gegen die Ufermauer geschleudert werden - nimmt die Yacht kurzzeitig ihre Spitzengeschwindigkeit von etwa 38 Stundenkilometern auf.

Das milde Wetter hat an diesem Tag viele Menschen an den Fluss gezogen. Schwimmer sind keine zu sehen. Doch zwei Jetski-Fahrer - weißes Kleid und Anzug verraten, dass es sich um ein Brautpaar handelt - ziehen unter dem Applaus von Zuschauern an der Nato-Rampe ihre Kreise. Immer wieder lassen sie die Motoren aufheulen.

Präventionsarbeit seit 2004

"Eigentlich ist das ist hier nicht erlaubt", sagt Isselbächer. "Normale Touren sind okay, aber so gibt es schnell Beschwerden." Das scheinen auch die Fahrer zu wissen: Beim Anblick des Polizeibootes drosseln sie ihr Tempo. Nach kurzer Rücksprache mit den Polizisten dürfen sie die "Hochzeitsrunde" aber beenden.

Auf der anderen Rheinseite liegt das Herseler Werth in Sicht. 2004 ertrank ein Junge bei dem Versuch, zu der Flussinsel zu schwimmen. Tage später wurde er, abgetrieben von der Strömung, in Düsseldorf gefunden. "Damals haben wir unsere Präventionsarbeit begonnen", sagt Adler.

Inzwischen besuchen die Polizisten regelmäßig Schulen und Kindergärten der Umgebung. Ihr Empfinden sei, dass sich seither weniger Badeunfälle, insbesondere mit Kindern, ereignet hätten. Für 2015 bestätigt das die Statistik: Die Wasserrettungen, zu denen Polizei und Feuerwehr bislang ausrückten, wurden alle von Erwachsenen ausgelöst.

Kernaufgabe der 13 Bonner Wasserschutzpolizisten ist jedoch die Kontrolle der Schifffahrt auf dem rund 37 Kilometer langen Abschnitt zwischen Porz und der rheinland-pfälzischen Landesgrenze. Vier- bis fünftausend Frachter sind laut Adler täglich auf dem Rhein unterwegs. "Wenn man will, findet man da immer etwas", so Isselbächer, "und wenn es der Rettungsring ist, auf dem Markierungen fehlen."

Auf dem Fluss laufe die Polizeiarbeit aber kooperativer ab: "Wir helfen auch mal, wenn ein Mechaniker übergesetzt oder ein Schiff freigeschleppt werden muss", sagt Adler. Die Schiffer wiederum lamentierten bei Verstößen nicht lange: "Wenn wir etwas anmahnen, zeigen sich die meisten einsichtig."

Erneuerung der Rheinflotte in den nächsten 15 Jahren

Auch bei René van Olphen stoßen die Polizisten auf Verständnis. Der Steuermann der "Esmee" ist auf dem Weg nach Mannheim und soll dort ein tonnenschweres Windkraftanlagenbauteil abliefern. Dass Isselbächer in Höhe des Alten Zolls an Bord kommt und die Schiffspapiere überprüft, begrüßt er: "Ich finde das gut. Mein Chef hält sich an die Ruhezeiten, andere nicht."

Isselbächer bestätigt das - "auch wenn es nicht mehr so viele sind, wie es einmal waren". Etwa alle drei Monate wird jedes Schiff kontrolliert, werden Ausstattung, Fracht, Patente sowie Fahrzeiten der Besatzung überprüft. An der "Esmee" haben die Beamten nichts auszusetzen.

Die Streife der Wasserschutzpolizisten endet nach drei Stunden. Wie lange sie in Bonn ihrer Aufgabe noch nachgehen werden, ist nach den Schließungsplänen ihrer Behördenleitung ungewiss. Laut Wolfgang Beus, Sprecher des Innenministeriums für Polizeiangelegenheiten, sei zwar "weder organisatorisch noch was die Standorte angeht, etwas entschieden", und das Behördenpapier stelle "höchstens eine Verhandlungsbasis" dar. Dennoch kündigte er eine gründliche Prüfung an. Die Erneuerung der Rheinflotte, die dabei einen Kernpunkt darstellt, solle in den nächsten 15 Jahren erfolgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-Bilanz Erfolg bemisst sich an Taten
Zum Thema
Aus dem Ressort