Kulturpolitischer Aschermittwoch Sridharan will Beethoven 2020 gebührend feiern

Bonn · Bonner Oberbürgermeister legt beim Kulturpolitischen Aschermittwoch im Kunstmuseum die Koordinaten für 2020 fest und verkündet die Verlängerung der Verträge mit Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner und Theaterintendant Bernhard Helmich.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan (erste Reihe Mitte) mit Vertretern des Bonner Kulturkreises im Kunstmuseum: (von links) Stephan Eisel, Erika Coché, Ulrich Schlottmann, Ulrich Bumann und Marlies Schmidtmann.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan (erste Reihe Mitte) mit Vertretern des Bonner Kulturkreises im Kunstmuseum: (von links) Stephan Eisel, Erika Coché, Ulrich Schlottmann, Ulrich Bumann und Marlies Schmidtmann.

Foto: Thomas Kölsch

Der Aschermittwoch ist kein Tag für Sonntagsreden. Zumindest nicht für Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU). Beim Kulturpolitischen Aschermittwoch des Bonner Kulturkreises, der 62 Kulturfördervereine mit 25 000 Mitgliedern unter seinem Dach vereint, hielt Sridharan gestern Abend im Kunstmuseum eine richtungsweisende Rede, in der er vor etwa 140 Gästen die Perspektiven der Bonner Kultur für die kommenden Jahre skizzierte.

Dass er diesen – zumindest parteipolitisch – neutralen Boden nutzte, zwei zentrale Personalien ins Spiel zu bringen, dürfte viele der Gäste überrascht, manche vielleicht auch verwundert haben. Sridharan sprach sich ganz klar für Vertragsverlängerungen sowohl von Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner (bis 2020) als auch von Theaterintendant Bernhard Helmich (bis 2023) aus und kündigte an, diese dem Aufsichtsrat der Beethovenfeste und dem Rat vorzuschlagen. Wagner und Helmich nahmen die Worte mit einem zufriedenen Lächeln entgegen.

Nachfolge von Stefan Blunier noch nicht geklärt

Eine weitere Personalie aber sparte der OB noch aus: diejenige des künftigen Bonner Generalmusikdirektors (GMD), der 2017 die Nachfolge des bereits Ende dieser Spielzeit aus dem Amt scheidenden Stefan Blunier antritt. Sridharan sagte lediglich: „Ich werde in Kürze einen neuen GMD vorschlagen.“ Wie es aussieht, ist der Findungsprozess diesmal glücklicher verlaufen als beim gescheiterten Versuch im vergangenen Jahr.

Dass Sridharan das Beethoven-Jubiläum 2020 zu einem zentralen Punkt seiner Standortbestimmung machte, war zu erwarten. Schließlich hat er dieses Thema früh zur Chefsache erklärt. „In vier Jahren werden wir Beethovens 250. Geburtstag gebührend feiern“, versprach er. Ziel sei es, Bonn national und international mit herausragenden Veranstaltungen zu präsentieren und verwies auf die 3,7 Millionen Euro, die im städtischen Haushalt für die Planung eingestellt seien. Einen Zeitplan hat er auch: „Bis zu den Sommerferien wird ein Zeit-, Organisations- und Budgetplan vorliegen.“

Kein Intendant für die Vorbereitungen

Einen Intendanten für die Vorbereitungen wird es laut Sridharan nicht geben. Ihm ist bei der Gestaltung eine „nachhaltige Wirkung“ wichtig, die nicht nur bereits die 200. Wiederkehr von Beethovens Todestag im Jahr 2027 mit berücksichtigt, sondern Strukturen schafft, die auch darüber hinaus noch wirken. Bonn solle sich national und international als Ort der Beethovenpflege profilieren, sagte er. „Hierzu zählt auch die Erweiterung des einzigartigen Geburtshauses von Beethoven in der Bonngasse.“ Auch die Idee des angedachten Musikcampus „als lebendiger Ort der Beethovenpflege“ und die Investition in die Sanierung der Beethovenhalle finden in Sridharan einen Befürworter.

Dass Kultur in Bonn allerdings keine Monokultur ist, betonte der OB in seiner Rede nachdrücklich. Er erinnerte an den Erweiterungsbau für das August Macke Haus, der bis 2017 fertiggestellt werden soll, ebenso wie an die lebendige Chorszene, an Robert und Clara Schumann, das Jazzfest und an jüngste Bemühungen, der Pop- und Rockmusik in Bonn eine Heimat zu geben. Im Frühjahr werde das Hansa-Haus in Bad Godesberg als Zentrum für Rock- und Popmusik eröffnet, und der Vertrag mit den Investoren, die auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes in Endenich unter anderem eine Veranstaltungshalle für bis zu 1700 Besucher planen, sei „unterschriftsreif“, sagte Sridharan.

73,3 Millionen jährliche Ausgaben

Nicht unerwähnt blieben freilich die Kosten der Kultur. 73,3 Millionen Euro jährlicher Ausgaben stünden Einnahmen von insgesamt 16,6 Millionen Euro gegenüber. Konkrete Einsparungen seien beschlossen. Sein Ziel sei es jedoch, „nicht an der Kultur zu sparen, wenn sich die gleichen Einsparungen durch Veränderungen in den Strukturen erreichen lassen“. Dass die Intendanten des Theaters und des Kunstmuseums, Bernhard Helmich und Stephan Berg, dem Sport Räume zur Verfügung stellen, die diese wegen der Flüchtlingsunterbringung in Turnhallen dringend benötigen, wertet der OB als Signal, dass „Sport und Kultur sehr wohl harmonieren“.

Harmonisch eingestimmt wurde die Rede von sechs Musikern des Beethoven Orchesters, die mit melancholisch eingefärbter Eleganz zwei Stücke des Tango-Nuevo-Meisters Astor Piazzolla spielten.

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