Prozess um Absturz am Heiderhof: Angeklagte unter Mordverdacht am Tatort

16-jähriges Opfer tritt in den Zeugenstand

Prozess um Absturz am Heiderhof: Angeklagte unter Mordverdacht am Tatort
Foto: Roland Kohls

Bonn. Rot-weißes Absperrband in einem Waldstück auf dem Heiderhof: In Handschellen führen Justizwachtmeister zwei junge Männer (17 und 19 Jahre alt) zu dem Aussichtsplateau am Philosophenring.

Unter dem Schutz der Beamten und zwei Hundeführern mit ihren Tieren hat sich die Jugendschwurgerichtskammer des Landgerichts am Dienstag einen Eindruck von der Stelle gemacht, an dem eine 16-Jährige im Sommer fast 20 Meter in die Tiefe stürzte. Die Männer sind des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung angeklagt ( der GA berichtete).

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit war das Mädchen am Morgen in den Zeugenstand getreten. Laut Staatsanwaltschaft wurde es von den beiden 17 und 19 Jahre alten Angeklagten sowie einem bislang unbekannten dritten Täter beinahe getötet.

Wie Thomas Stollenwerk, Sprecher des Landgerichts, mitteilte, wurde die Schülerin nach eigenen Angaben von ihrem ehemaligen Freund Farid G. (Namen geändert) unter dem Vorwand, er habe für sie ein Feuerwerk organisiert, in das Waldstück am Heiderhof gelockt. In ruhiger sowie sachlicher Art und Weise soll die 16-Jährige geschildert haben, wie sie plötzlich von zwei maskierten Männern angegriffen worden sei.

Während ein Angreifer sie in den Schwitzkasten genommen habe, soll der unbekannte Dritte ihr in den Bauch getreten haben. Dann sei Farid G. gekommen, habe sich auf sie gesetzt und sie bis zur Bewusstlosigkeit mit beiden Händen gewürgt. Ihr sei schwarz vor Augen geworden, sie habe gedacht, sie müsse sterben. Erst während des fast 20 Meter tiefen Falls die Steilwand hinunter sei sie wieder zu sich gekommen.

Der Sturz wurde offenbar nur von kleinen Bäumen und Sträuchern gebremst. Verletzt schaffte es das Mädchen, sich zu Anwohnern zu schleppen. Obwohl auch der Hauptangeklagte Farid G. einen dritten Täter gesehen haben will, bestreitet der mitangeklagte 19-jährige Tamer H. bislang die Existenz eines weiteren Mittäters.

Während sich Farid G. von den Kameras und Fotografen ablichten lässt, zieht sich der mitangeklagte 19-Jährige zum Schutz die Kapuze seiner Jacke über den Kopf. Dann führt der 17-Jährige die Beteiligten unter den Augen seiner zahlreich erschienenen Freunde und Bekannten an die Stelle, an der er seine Ex-Freundin gewürgt haben soll. Nur wenige Meter neben dem Abgrund habe er die 16-Jährige attackiert und dann nach eigenen Angaben dort liegen lassen, bevor er gegangen sei.

Von zwei als Zeugen vor Ort vernommenen Polizeibeamten lässt sich das Gericht erklären,, wie der Tatort auf Spuren untersucht wurde: An Seilen gesichert ließen sich die Polizisten den Steilhang hinunter - und fanden in verschiedenen Höhen persönliche Gegenstände des Mädchens, unter anderem einen Schuh und einen Ohrstecker. Der Prozess wird fortgesetzt.

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