Monsignore Wilfried Schumacher: "Stadtdechant war nicht mein Traumjob"

Beim "Talk im Stiefel" plaudert Wilfried Schumacher aus dem Nähkästchen und trinkt "Fastenzeitbier".

Monsignore Wilfried Schumacher: "Stadtdechant war nicht mein Traumjob"
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Er hat drei Jobs und kaum Privatleben: Monsignore Wilfried Schumacher ist Münsterpfarrer, City-Seelsorger und zugleich als Stadtdechant oberster Repräsentant der katholischen Kirche in Bonn.

Ein Superposten? Keineswegs, denn beim "Talk im Stiefel" am Montagabend sagte er: "Als das auf mich zukam, habe ich nicht gesagt: ganz toll. Stadtdechant war nicht mein Traumjob. Ich hätte eigentlich lieber ein Haus geleitet, wo man Exerzitien machen kann."

Aber wenn die Kirche ruft, ist Schumacher da. "Es gehört dazu, dass man verfügbar ist", sagte er und nippte am "Fastenzeitbier", wie er sein Mineralwasser nannte. Da müsse man die eigenen Interessen hintenan stellen.

Die rund 100 Zuhörer im "Stiefel" - diesmal etwas weniger als sonst, obschon die Talkrunde ihren ersten Geburtstag feierte - staunten nicht schlecht, als der Stadtdechant zugab, er sei auch einmal verliebt gewesen, in jungen Zeiten in Endenich: "Aber ich sage nicht den Namen."

Und der Zölibat? Da müsse man realistisch sein, dass "dieser Papst" daran nicht rütteln werde. Ihm selbst sei die Enthaltsamkeit in jungen Jahren nicht so schwer gefallen, Diskussionen über das zölibatäre Leben habe es zu der Zeit ja noch nicht gegeben. "Aber je älter man wird, desto schwieriger wird das."

Überhaupt ist der Mann mit Privatleben nicht gesegnet. Ja, es sei schwierig, einen netten Bekanntenkreis zu finden. Er könne auch nicht irgendwo hingehen, ohne dass ihn jemand kennt und "die Leute gucken, wann der lacht". Aber es sei nun mal so: Je höher man klettere, desto dünner werde die Luft. Gleichwohl besuche er in seiner Freizeit gerne mal die ein oder andere Kneipe. "Denn ich bin ein Netzwerker, der die Menschen ins Gespräch bringt." Und das kann auch beim Feierabendbier sein.

Auch ließ er anklingen, dass er nicht immer einer Meinung mit seinem Bistum ist - zuletzt bei den Versetzungen des Personals in Friesdorf und Pützchen. "So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben", sagte er. "Aber ich hatte sie gewarnt." Und bei der Entscheidung, nun einen runden Tisch mit allen Beteiligten zu installieren, bei dem alle Seiten ins Gespräch kommen, habe er "einige" zum Jagen tragen müssen. Wen? "Rheinabwärts", sagte Schumacher nur, und jeder wusste, wen er meinte.

Eher zurückhaltend bei der Jubiläumsausgabe des "Talks" zeigte sich dagegen Stadtkämmerer Ludger Sander. Der Sparkommissar der Stadt wollte noch nicht verraten, wo angesichts der städtischen Finanzprobleme der Sparhammer zuschlägt, kündigte aber an: "In den nächsten Tagen kommt eine ganze Palette von Vorschlägen, die alle Bereiche umfassen."

Man könne sich in Bonn nicht mehr alles leisten, und auf die Frage von Moderator Wolfgang Zimmer, wie viele Schwimmbäder die Stadt in fünf Jahren noch habe, antwortete er: "Nicht mehr so viele wie jetzt."

Ebenfalls eher im Verborgenen wirkt Elisabeth Lauer. In den 13 Jahren bei der Telefonseelsorge kannte kein Anrufer ihren Namen. Lediglich die Familie wusste Bescheid, was sie da tat. "Anfangs bin ich da immer mit einem Zittern hingegangen", räumte sie im Gespräch ein. "Denn ich hatte Angst vor einem Suizid der Leute."

Bei rund fünf Prozent der 17 000 Anrufe in einem Jahr gehe es darum, dass Menschen aus dem Leben scheiden wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort