48 i-Dötzchen starten einen Tag früher

Aller Anfang ist schwer. Vor allem, wenn man erst fünf, sechs Jahre alt ist und jetzt jeden Morgen um acht in der Schule sitzen muss. Ab sofort ist das Alltag für rund 3 000 Jungen und Mädchen, die in den 51 Bonner Grundschulen eingeschult werden.

 Gespannt warten diese i-Dötzchen darauf, nach der Begrüßung in der Turnhalle mit ihrer Lehrerin in die Klasse gehen zu dürfen.

Gespannt warten diese i-Dötzchen darauf, nach der Begrüßung in der Turnhalle mit ihrer Lehrerin in die Klasse gehen zu dürfen.

Foto: Volker Lannert

Bonn. Aller Anfang ist schwer. Vor allem, wenn man erst fünf, sechs Jahre alt ist und jetzt jeden Morgen um acht in der Schule sitzen muss. Ab sofort ist das Alltag für rund 3 000 Jungen und Mädchen, die am Donnerstag in den 51 Bonner Grundschulen eingeschult werden.

48 i-Dötzchen erlebten ihren ersten Schultag bereits am Mittwoch: Sie besuchen die evangelische Elsa-Brändström-Schule in Tannenbusch. Sie hat als einzige Grundschule in Bonn die Einschulung auf den ersten offiziellen Schultag nach den Sommerferien vorverlegt und will das künftig auch so beibehalten.

Scervice Alle Schulen in Bonn und der Region im Portrait"Ich habe ein recht junges Kollegium, alles Frauen", erklärt Schulleiterin Barbara Bößmann. Und weil einige von ihnen jetzt ihre eigenen Kinder bei der Einschulung in einer Grundschule oder weiterführenden Schule begleiten wollen, habe sie diese pragmatische Lösung gewählt.

Obwohl die Elsa Brändström-Schule eine Konfessionsschule ist, an der ausschließlich evangelischer Religionsunterricht erteilt wird, haben viele nicht-christliche Eltern ihre Kinder dort angemeldet. Die Hälfte der Kleinen sind Bößmann zufolge muslimischen Glaubens. Auch die benachbarte katholische Paulus-Grundschule sei bei vielen muslimischen Familien beliebt, weiß sie.

Gut besucht war auch der ökumenische Gottesdienst zur Einschulung in der evangelischen Apostelkirche. "Der gemeinsame Anfang in der Kirche war natürlich allen freigestellt. Trotzdem freue ich mich, dass auch viele muslimische Familien teilgenommen haben." Bößmann würde gern Islamkunde Unterricht anbieten, ein entsprechender Antrag liege dem NRW-Schulministerium bereits vor.

"Das Problem ist, dass dafür ausgebildete Lehrkräfte fehlen", bedauert die Schulleiterin. Seit 1999 gibt es in Nordrhein-Westfalen den Schulversuch "Islamkunde in deutscher Sprache" als religionskundliches Angebot. 80 Lehrkräfte unterrichteten nach Angaben des NRW-Schulministeriums im Schuljahr 2009/2010 an 133 Schulen mehr als 10 000 Schüler. Mehr Lehrer könnte Bößmann für den muttersprachlichen Unterricht an ihrer Schule gebrauchen.

Sie bietet Arabisch an, "da ist die Nachfrage enorm groß." 65 Prozent der 196 Kinder stammen aus Familien nicht deutscher Herkunft, die meisten sind arabischer Abstammung. 25 Kinder sind sogenannte Integrationskinder, das heißt, sie müssen aufgrund einer Behinderung besonders gefördert werden.

Jeder Klassenlehrerin stehen stundenweise Förderschul- oder Sozialpädagoginnen zur Seite. In der 1 b bilden Lehrerin Sarah Grins und die Pädagogin Justina Wyppler das Leitungsteam. Bei einem Kind hat Wyppler schon in der ersten Stunde eine Muskelschwäche der linken Hand erkannt.

Nach der ersten Schulstunde nehmen die Eltern ihre Kinder wieder in Empfang. Stolz setzen sie ihre neuen, von den Stadtwerken gespendeten orange-farbenen Kappen auf den Kopf. Bürgermeister Helmut Joisten hat sie persönlich zum Schulstart vorbeigebracht.

Die Kinder freuen sich auf ihre Schultüten: "Ich krieg einen MP-3 Player", verkündet Nico (6) stolz. Und seine neue Klassenkameradin Klara weiß, dass sie neben Schokolade auch eine Barbie in der bunten Tüte finden wird.

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