Fotos Virtuelles GA-Heimatmuseum
GA-Redakteur Jörg Manhold: Die Zahl 657 hat für mich eine besondere Bedeutung. Sie symbolisiert Heimat. Es ist der Rheinkilometer 657. Ein Zeichen für die Schiffe, und eine Zäsur im Lauf des Flusses, der unserem Landstrich zwischen Koblenz und Düsseldorf seinen Namen gibt, der Verbindung zum Rest der Welt ist und zugleich zu vielen Zeiten eine Grenze war. Und er ist die goldene Mitte zwischen Quelle und Meer. Hier ist meine Heimat.
Ähnlich ist es mit dem Dicken Stein in Heimerzheim...
...und dem Eisernen Mann in Dünstekoven.
GA-Redakteurin Ulla Thiede: Jahreszeiten sind für mich Heimat: Reife Kastanien im Herbst, Raureif auf den Bäumen an einem kalten Wintertag. Damit verbinde ich Erinnerungen, die bis in die Kindheit reichen.
GA-Redakteurin Christiane Ruoß: Bis zum Abitur bin ich täglich mit der Straßenbahn an der Zeche Zollverein vorbeigefahren, meist ohne einen Blick für ihre architektonische Schönheit. Sie war halt einfach da und die Menschen im Essener Norden lebten mit und von der Zeche. 1986 wurde sie geschlossen - ein bitterer Moment für diesen ärmeren Teil der Stadt. Heute ist die „Kathedrale der Industriekultur“ ein viel besuchtes Unesco-Welterbe, auch wenn die neue Nutzung zwischen Kunst und Kultur kaum Arbeit für Ortsansässige gebracht hat. Seit meine Eltern Hilfe brauchen, fahre ich oft wieder mit der Straßenbahn daran vorbei - und jedes Mal geht mir das Herz auf. Das ist meine Heimat, auch wenn ich vor 36 Jahren gern weit weg gegangen und mehrfach umgezogen bin. Es berührt mich sehr, dass die „schönste Zeche des Ruhrgebiets" erhalten wird und heute so viele Menschen aus aller Welt begeistert.
GA-Redakteur Wolfgang Pichler: Das Richter-Fenster im Kölner Dom: Für mich einer der schönsten Beweise dafür, dass Tradition und Moderne im Rheinland miteinander bestens vereinbar sind. Dafür, dass Rheinländer wissen: Es kommt aufs Ergebnis an – nicht darauf, ob man den Urheber menschlich sympathisch findet. Dafür, dass Rheinländer nicht immer auf die Obrigkeit hören (selbst wenn die einen Erzbischof-Titel trägt). Und dafür, dass Rheinländer Sachen mögen, bei denen sich jeder Jeck etwas anderes denken kann.
GA-Redakteurin Sylvia Binner: Bei mir pflegt die Heimat eine direkte Nachbarschaft zum Fernweh. Meine "Dröppelmina", eine Kaffeekanne aus Zinn mit Zapfhahn, stammt aus dem Bergischen Land. Obwohl ich in Wuppertal geboren bin, reichen meine Wurzeln bis ins Schwäbische, wo die Familie meiner Mutter zu Hause ist und Omas Küche weit mehr zu bieten hat als Spätzle. Der Mönch aus Myanmar, der neben der Kanne auf dem Schrank steht, ist ein Mitbringsel aus einem meiner zahlreichen Urlaube und ein Beleg für meine Neugier auf die ganze Welt. Denn Heimat allein reicht nicht.
GA-Chefredakteur Helge Matthiesen: In der Stadt, aus der ich komme, gab es eine kleine Spirituosenfabrikation. Firma Germelmann warb seit dem späten 19. Jahrhundert unter anderem mit dem eingängigen Spruch: "Trinkst Du Grog, so denke dran, nimm den Rum von Germelmann". Täglich fuhr der Schulbus an dem kleinen Fachwerkhaus vorbei. Jeder in Stadt und Land kannte diese Firma und ihre Getränke. Es gibt sie jetzt schon lange nicht mehr. Unter dem Firmenschild residiert ein kleines Café, der Rum wird heute in der Nachbarstadt abgefüllt und das Grogtrinken ist auch aus der Mode. Bei einer Haushaltsauflösung fiel mir kürzlich ein Aschenbecher in die Hände, der für den Korn aus gleichem Haus wirbt. Da ich nicht rauche, ist er für mich eigentlich nutzlos. Aber er gehört in mein persönliches Heimatmuseum.