Tierschutz Zurück in die Freiheit

Wildvogelhilfe Rhein-Sieg in Eitorf pflegt verletzte und junge Vögel, um sie bald wieder fliegen lassen zu können.

 Hier geht es lang: Angelika Bornstein lässt den Schwan frei, der sich vorher auf eine Autobahn verirrt hatte.

Hier geht es lang: Angelika Bornstein lässt den Schwan frei, der sich vorher auf eine Autobahn verirrt hatte.

Eigentlich ist Wochenende. Doch in der Wildvogelhilfe Rhein-Sieg des BUND in Eitorf geht es gerade zu wie im Taubenschlag.

Fast gleichzeitig treffen Besucher aus der Region auf dem Hof von Angelika Bornstein ein und bringen verletzte Vögel, darunter einen noch jungen Sperling, der zuvor von einer Katze gefangen und verletzt worden war. Im Karton der anderen Besucher befindet sich ein junger Mauersegler, der flugunfähig auf dem Boden gefunden wurde.

Die 2004 von Angelika Bornstein mit Unterstützung ihres Mannes Dieter zunächst privat initiierte Wildvogelhilfe läuft seit 2012 unter ihrer Leitung in der Trägerschaft des BUND und ist eine Auffangstation für verletzte, verwaiste und kranke Wildvögel. Inzwischen werden jährlich rund 800 Tiere gebracht, gepflegt und gepäppelt.

Etwa 15 Ehrenämtler helfen hier täglich in zwei Schichten, außerdem zwei junge Leute, die ihren Bundesfreiwilligendienst hier absolvieren. Sie füttern, pflegen und reinigen die Volieren. 70 Prozent der Tiere werden in den Sommermonaten gebracht. Die Kosten müssen vorwiegend durch Spenden gedeckt werden. Angelika Bornstein und ihre Helferin kümmern sich sofort um die gebrachten Vögel.

„Weil der Sperling von der Katze verletzt wurde, muss er unbedingt ein Antibiotikum erhalten, sonst stirbt er innerhalb der nächsten Tage“, erklärt die Vogelschützerin. Denn der Speichel der Katze enthalte Bakterien, die sich automatisch bei einer Bissverletzung übertragen. Unbehandelt habe der Vogel keine Chance, auch wenn die Verletzung an sich harmlos ist. Bornstein untersucht das Tier und desinfiziert die kleine Bissverletzung am Bauch.

Ansonsten scheint der Kerl Glück gehabt zu haben, er zeigt keine weiteren Verletzungen auf. Nach der Versorgung setzt sie ihn in einen Vogelkäfig mit jungen Blaumeisen, die ebenfalls noch Medikamente benötigen und kontrolliert gefüttert werden.

Der Mauersegler wird auch gleich untersucht: Er scheint unverletzt, möglicherweise ist er wegen der Hitze vorzeitig aus seinem Nest geklettert. Auch er kommt zur Beobachtung zunächst in einen kleineren Vogelkäfig mit anderen Mauerseglern. Die Unterbringung mit Artgenossen ist für die Pflege und Aufzucht der Wildvögel ganz wichtig, sonst gewöhnen sie sich zu sehr an den Menschen und können nicht mehr ausgewildert werden.

Während Bornstein und ihre Helferin die Aufnahmen der Tiere und deren Behandlung dokumentieren, fliegen derweil junge Mehlschwalben frei durch die Krankenstation und machen Jagd auf Fliegen. „Das ist ganz gut, so können sie schon trainieren, ihr Futter selbst zu fangen“, so Bornheim. Die sechs Schwalben sehen zwar aus als stammten sie alle aus einem Nest, es ist aber ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Findlingen, die hier in Eitorf gesund gepflegt und aufgezogen werden.

Ihr Umzug in eine Außenvoliere steht an. „Dort sollen sie sich an die Außentemperaturen gewöhnen, das Fliegen und die Jagd nach Insekten weiter trainieren“, sagt Bornstein. Sie hofft, sie noch pünktlich auswildern zu können, damit sie wie ihre Artgenossen ins Winterquartier ziehen können. Nur wenige Vögel der Station schaffen es nicht.

Einige sind aber so gehandicapt, dass sie dauerhaft in einer Voliere bleiben. Manche wurden auch durch falsche Aufzucht von Privatleuten fehlgeprägt, so eine kleine Blaumeise und ein junger Sperling, die keinerlei Scheu vor Menschen haben und deren Nähe geradezu suchen.

Während sie bleiben, machen sich andere Patienten wieder auf den Weg. Viele Vögel bleiben noch einige Zeit in der Nähe der Station, wo sie das ganze Jahr über ausreichend Futter finden.

Andere suchen schnell das Weite, so beispielsweise auch ein Schwan, der sich auf eine Autobahn verirrt und unter Schock gestanden hatte. Nach kurzem Aufenthalt ließ ihn Bornstein nun wieder an der Agger frei.

Info: Wildvogelhilfe Rhein-Sieg, Uckerather Str. 10, Eitorf, (02243) 8473555 und www.wildvogelhilfe-rsk.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort