Bangkok: Fahnder suchen Mann mit Rucksack

Bangkok · Auf der Suche nach den Drahtziehern des schwersten Anschlags in der Geschichte Bangkoks haben Polizei und Militär eine erste heiße Spur verfolgt. Eine Videokamera filmte einen jungen Mann mit Rucksack in der Nähe des Tatorts.

 Ein Todesopfer am Tatort: Der oder die Attentäter schlugen am Erawan-Schrein zu, einer der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Bangkoks. Foto: Diego Azubel

Ein Todesopfer am Tatort: Der oder die Attentäter schlugen am Erawan-Schrein zu, einer der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Bangkoks. Foto: Diego Azubel

Foto: DPA

Er entfernte sich wenig später ohne Gepäck, wie auf Bildern aus einer Überwachungskamera zu sehen war. Die Fahndung lief auf Hochtouren. Bei dem Anschlag im Zentrum der thailändischen Hauptstadt waren am Montagabend 20 Menschen ums Leben gekommen und 125 verletzt worden. Am Dienstag detonierte ein zweiter Sprengsatz, der offenbar sein Ziel verfehlte, im Fluss. Niemand wurde verletzt.

Die Hintergründe des Anschlags lagen weiter im Dunkeln. Verantwortlich seien "Einzelpersonen oder Gruppen, die die Absicht haben, Thailand zu schaden", sagte Regierungschef Prayuth Chan-ocha in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. "Sie wollen unsere Wirtschaft und den Tourismus zerstören."

"Es ist noch zu früh, um über die Gruppe zu spekulieren, die dafür verantwortlich sein könnte", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Werachon Sukhondhapatak. "Wir rufen alle zur Ruhe auf, damit die Sicherheitskräfte ihre Arbeit machen können." In Bangkok seien 1160 zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz, sagte Prayuth. Er hatte als Armeechef im Mai 2014 die gewählte Regierung gestürzt. Vorausgegangen waren wochenlange politische Querelen und Demonstrationen. Prayuth ließ sich dann zum Regierungschef ernennen.

Der Verdächtige trug ein auffälliges gelbes T-Shirt. Er mischte sich am Erawan-Schrein direkt an der wichtigsten Einkaufsmeile Bangkoks unter Dutzende Einheimische und Touristen. Die Bilder waren sehr grobkörnig. Es war mit bloßem Auge nicht zu erkennen, ob es sich um einen Thailänder oder Ausländer handelte. Völlig unklar war auch, ob der Mann tatsächlich etwas mit dem Anschlag zu tun hatte. Bis Dienstag hat sich niemand zu der Tat bekannt.

An einem belebten Ausflugspier am Fluss Chao Praya gab es nach ersten Angaben der Polizei einen zweiten Anschlag. Ein Unbekannter habe eine Rohrbombe in die Menge schleudern wollen, sein Ziel aber verfehlt, sagte ein Polizeisprecher. Der Sprengsatz sei im Fluss gelandet und explodiert.

"Wir haben einen Knall gehört und eine Wasserfontäne gesehen", berichtete Musikproduzent Sean Carter, der in Bangkok lebt und in der Gegend war. "Ich dachte zuerst, es sei eine Fehlzündung an einem Bootsmotor gewesen." Der Pier ist bei Besuchern beliebt, weil dort Ausflugsboote für Fahrten zu den Touristenattraktionen ablegen. Luxushotels, die am Fluss liegen, holen dort mit kleinen Schiffen ihre Gäste ab.

Im forensischen Institut kamen schockierte Angehörige an, um umgekommene Verwandte und Freunde zu identifizieren. Unter den Toten waren mindestens fünf Thailänder, vier Chinesen, zwei Malaysier und eine Singapurerin. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Dienstag: "Uns liegen bislang keine Erkenntnisse vor, dass unter den Opfern auch deutsche Staatsangehörige sind."

Mehrere Dutzend Verletzte wurden teils mit schweren Verbrennungen und anderen Verletzungen im Krankenhaus behandelt. Viele waren nicht ansprechbar. "Bei zahlreichen Verletzten konnten wir die Nationalität noch nicht feststellen", sagte der Arzt Phetphong Kamjornjitjakarn. "Sie hatten keine Identifikationspapiere bei sich."

Die Kreuzung an dem Schrein wurde am Dienstag wieder für den Verkehr freigegeben. In den Einkaufszentren herrschte wieder Hochbetrieb. Touristen machten Sefies mit dem Schrein im Hintergrund.

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