Mindestens 22 Tote Attentäter von Teheran waren Iraner

Teheran/Berlin · Der iranische Geheimdienst beschwichtigt einen Tag nach den Anschlägen, es sei alles wieder unter Kontrolle: Angst vor weiterem Terror im Land müsse niemand haben.

 Polizisten vor dem Parlament in Teheran. Am Mittwoch erschütterten zwei Terroranschläge mit mindestens 18 Toten die iranische Hauptstadt.

Polizisten vor dem Parlament in Teheran. Am Mittwoch erschütterten zwei Terroranschläge mit mindestens 18 Toten die iranische Hauptstadt.

Foto: Erfan Kouchari/Tasnim

Fünf der sechs Attentäter von Teheran sind nach Angaben des iranischen Geheimdienstes identifiziert. Mehrere Hintermänner seien in Haft, sagte Geheimdienstchef Mahmud Alawi einen Tag nach dem Doppelanschlag.

"Wir haben allein in den letzten zwei Jahren über 100 Terroranschläge im Iran verhindert", ergänzte er. Davon bekämen die Menschen nichts mit, "aber wenn es knallt, dann hören es halt alle". Trotzdem bestehe kein Grund zur Angst vor einer weiteren Terrorgefahr im Iran.

Am Mittwoch hatten sechs Terroristen das Parlament und das Mausoleum des Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Chomeini in Teheran angegriffen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten für sich. Bei dem Doppelanschlag wurden laut jüngsten Medienangaben mindestens 22 Menschen getötet - darunter die sechs Attentäter - und über 50 verletzt. Nach Angaben des iranischen Sicherheitsrates waren die sechs Attentäter Iraner. Eine verdächtige Frau soll zum Verhör festgenommen worden sein.

Laut einem Geheimdienstbericht waren fünf der sechs Attentäter schon seit längerer Zeit für den IS tätig, auch in Syrien und Nordirak. Die Tasnim Nachrichtenagentur veröffentlichte Bilder ihrer Leichen mit ihren Vornamen. Vom sechsten Attentäter gab es keine Informationen. Wahrscheinlich handelt es sich um denjenigen, der sich im Mausoleum in die Luft gesprengt hatte und daher nicht zu identifizieren war.

Möglicherweise kamen die Attentäter aus der Provinz Sistan-Belutschistan im Südostiran. Dort kämpfen sunnitische Milizen der Drogenbande und Rebellengruppe Dschundullah gegen die iranischen Revolutionsgarden an der Grenze zu Pakistan und Afghanistan. Nach Bagdad, Kabul und London ist die Doppelattacke in Teheran bereits der vierte große Anschlag seit Beginn des Ramadans, den der IS für sich reklamiert.

Besonders vor dem Parlament und dem Mausoleum herrschten am Donnerstag verstärkte Sicherheitsvorkehrungen. Auch auf den größeren Plätzen in der Hauptstadt waren mehr Polizisten als üblich stationiert. Auch fast alle U-Bahn-Stationen in der Stadtmitte wurden von mindestens zwei bewaffneten Polizisten bewacht. Die sonst stets verstopften Straßen in der Hauptstadt waren am relativ leer.

Augenzeugen berichteten, zwei wie Belutschen gekleidete Attentäter seien in das Chomeini-Mausoleum eingedrungen. Sie hatten demnach Kalaschnikow-Schnellfeuergewehre und wollten sich am Grab des Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Chomeini in die Luft sprengen. Die Terroristen seien jedoch aufgefallen und es sei zu einer Schießerei gekommen. Dabei sei auch ein Mitarbeiter des Mausoleums getötet und fünf weitere Menschen seien verletzt worden.

Einer der Terroristen erhielt den Augenzeugen zufolge einen Kopfschuss. Der andere sei am Körper getroffen worden, was die Explosion seiner Bombe ausgelöst habe. Dabei seien weitere Menschen umgekommen.

Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour befürchtet nach den Terroranschlägen von Teheran eine Verschärfung der Konflikte im Mittleren Osten. Die iranischen Hardliner gingen davon aus, dass Saudi-Arabien hinter den Anschlägen stehe, sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion am Donnerstag auf radioeins des rbb. "Das wird sicher zu einer weiteren Eskalation führen."

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