Angst vor Altersarmut steigt

Sozialdezernentin Carolin Krause: Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.

 Der Weg zur Tafel ist für viele bedürftige Senioren die letzte Rettung: Wohlfahrtsverbände warnen vor wachsender Altersarmut.

Der Weg zur Tafel ist für viele bedürftige Senioren die letzte Rettung: Wohlfahrtsverbände warnen vor wachsender Altersarmut.

Foto: dpa

Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Deutschland immer weiter auseinander. Auf der einen Seite steigt die Zahl der Beschäftigten in Deutschland, auf der anderen Seite sind immer mehr Menschen von Armut bedroht oder leben am Existenzminimum. Besonders betroffen sind Rentner, Alleinerziehende und Kinder. Sie haben kaum Chancen, am Wohlstand teilzuhaben.

Dabei steigt das Armutsrisiko der Älteren stetig, stellenweise sogar drastisch, wie der Datenreport 2018 zeigt, den die Bonner Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt (Destatis), dem Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) kürzlich vorstellten.

Demnach ergaben sich Verschiebungen im Vergleich zu 2016 bei den höheren Altersgruppen: So haben sich die Armutsrisiken der Personen im höheren Erwerbsalter - zwischen 51 und 60 Jahren - verringert, die Armutsrisiken beim Übergang in den Ruhestand, also mit 61 bis 70 Jahren, aber erhöht.

Deutschland altert, gleichzeitig sei alarmierend, dass das Risiko der Altersarmut drastisch steige, warnt Thomas Krüger, Präsident der bpb. Eine steigende Zahl bedürftiger Senioren registriert die Stadt Bonn. Bis zum 31. Oktober bezogen 3765 Senioren Grundsicherung im Alter, so die Stadt. Waren es 2012 noch 2773, wurden 2013 schon 2774 und Ende des Jahres 2016 rund 3480 bedürftige Rentner aufgeführt. "Armut hat viele Gesichter und drückt sich nicht nur im reinen Bezug von Grundsicherungsleistungen aus. Es wird in Zukunft mehr ältere Menschen geben, mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen", sagt Carolin Krause, Sozialdezernentin der Stadt Bonn.

"Einige ältere Menschen wollen aktiv sein, andere benötigen Hilfe bei der Pflege, andere benötigen eine passgenaue, barrierefreie Wohnung. Wir müssen sicherstellen, dass die unterschiedlichen Bedarfe erfüllt werden. Für die Altenhilfe leitet sich daraus der Auftrag ab, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im Alter zu ermöglichen", berichtet Krause.

Diese Entwicklung werde sich fortsetzen. Außerdem steigt insgesamt die Zahl der Älteren in der Gesellschaft, so auch in Bonn: Rund 59 000 Menschen waren Ende 2017 65 Jahre und älter. Ende 2016 waren es noch rund 58 500.

"Eine der wesentlichen Aufgaben der politischen Bildung ist es, neue Gedanken über die gesellschaftliche Entwicklung entstehen und reifen zu lassen. Das gilt auch gerade im sozialen Bereich, der manchmal sehr unübersichtlich erscheint", erklärt bpb-Präsident Thomas Krüger.

Aber auch jeder Einzelne könne sich solidarisch für die Gemeinschaft engagieren: "Beispielhaft ist hier die Aktion Weihnachtslicht, in der sich Unterstützung in Spenden und Benefiz-Aktionen ausdrückt. Oftmals werden die Älteren der Gesellschaft vergessen, dabei haben sie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und den Aufbau unserer Demokratie geleistet und sollten im Alter nicht in finanziellen Notlagen leben", betont Thomas Krüger.

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