Schäden halten sich in Grenzen Der Rhein zieht sich in Bonn wieder zurück

Bonn/Region · Das Hochwasser des Rheins hat am Montagnachmittag mit 8,21 Meter seinen Höchststand erreicht. Nun zieht sich der Rhein allmählich zurück. Am Dienstag sank er wieder unter die Acht-Meter-Marke.

Bei einem Pegel von 8,21 Meter hat der Rhein am Montagmittag Halt gemacht. Damit ist das Hochwasser niedriger ausgefallen als erwartet und liegt knapp über einem Zwei-Jahres-Ereignis. Die Promenaden in Bonn, Beuel und Bad Godesberg sind zwar überflutet, die Schäden halten sich allerdings in Grenzen. Grund dafür ist auch die Hochwasserschutzplanung der Stadt Bonn. Im Laufe des Dienstags sank der Pegel wieder auf unter acht Meter.

Doch es bleibt noch eine Menge zu tun: So stockt der Bau einer zweiten Hochwasserschutzlinie in Beuel. Laut Experten ist zu erwarten, dass Hochwasser öfter und stärker kommen. Zuletzt gab es am 5. Januar 2003 mit 9,09 Meter einen höheren Pegelstand. Die Prognose für Montag sah vor, dass der Pegel seinen Höchststand erreicht und anschließend wieder zurückgeht. In Köln lag die Marke um 5 Uhr morgens bei 8,71 Metern, wie das Hochwassermeldezentrum Rhein in Mainz angab.

„Einsätze, die unmittelbar mit dem Hochwasserereignis in Verbindung stehen, sind in Bonn bislang keine bekannt“, heißt es in einer ersten Bilanz der Bonner Feuerwehr. In Einzelfällen habe man Sandsäcke für die Bevölkerung vorbereitet, so zum Beispiel in Mehlem. Dort waren die Betriebe direkt am Rheinufer gut auf das Hochwasser vorbereitet. „Wir haben bereits am Donnerstag die Schotten im Keller geschlossen“, sagt Lydia Lohmeier vom Restaurant Kleinpetersberg. Ihr Lokal liegt direkt neben dem Fähranleger, den das Wasser bis auf Straßenschild-Niveau angehoben hat. Bei Lohmeier ist es aber größtenteils trocken geblieben. „Unser Haus liegt in einer Betonwanne. Trotzdem ist das Wasser an unserer Kellertür angelangt. Wir haben die Türen deshalb zusätzlich mit Sandsäcken abgedichtet.“ Vorsichtshalber räumte sie die Terrasse leer. Ein großer Blumentopf, der zu schwer zum Tragen war, wurde von den Wassermassen einfach weggeschwemmt.

Hochwasser in Bonn und der Region
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Schutzmaßnahmen gegen zukünftige Hochwasser

Nach Einschätzung des Hochwasserexperten Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung werden die Hochwasser an Intensität und Anzahl zunehmen. „Diese Projektionen für die Zukunft machen wir mit komplexen Klimamodellen“, erklärt er. Besonders die Städte am Rhein seien gefährdet. „Es reicht deshalb nicht, den Hochwasserschutz an vergangenen Ereignissen zu bemessen.“ So addiert das Land Bayern beispielsweise einen „Klimazuschlag“ von 15 Prozent bei allen Planungen.

Beuel ist nach Investitionen in Millionenhöhe an der ersten Verteidigungslinie nahe der Promenade bis zu einem Pegel von 9,50 Meter geschützt. Davor griffen die Maßnahmen nur bis etwa 8,65 Meter. Für die tiefer liegenden rückwärtigen Bereiche des Altrheinarms von Ramersdorf bis Schwarzrheindorf ist eine zweite Verteidigungslinie aus Spundwänden geplant, die noch nicht komplett fertiggestellt ist. Aktuell kann dort mit mobilen Schutzwänden einem Pegelstand von 10,55 Meter getrotzt werden. Erst wenn der südliche Abschnitt dieses zweiten Bollwerks gesichert ist und damit über die Hermannstraße sowie den Konrad-Adenauer-Platz der Rhein nicht mehr durch die Hintertür eindringen kann, wird das Elf-Meter-Schutzziel erreicht. Beim Bau hat sich die Stadt an Hochrechnungen der Bezirksregierung Köln orientiert: Sie gibt 10,71 Meter Bonner Pegel für ein 100-jährliches Hochwasser und 11,18 Meter Bonner Pegel für ein 200-jährliches Hochwasser vor.

„Wichtig für den Hochwasserschutz ist die Zusammenarbeit von Kommunen, Ländern und auch Nationen“, sagt Ute Eifler von der Hochwassernotgemeinschaft Rhein, die sich 1996 nach den letzten großen Fluten gegründet hat. Am Hauptstandort in Koblenz betreiben die Ehrenamtlichen Lobbyarbeit für den Schutz der Ufer. „Das darf man nicht nur lokal sehen, denn das Wasser kommt immer von oben“, erklärt Eifler. Als bisher größte Errungenschaften gelten die Retentionsräume, die es in Rheinland-Pfalz und Bonn aufgrund fehlender Uferflächen kaum gibt. „Sie mussten deshalb weiter flussaufwärts eingerichtet werden.“ So gibt es beispielsweise in Baden-Württemberg Polder – niedrige Gelände, die große Wassermassen aufhalten und langsam abfließen lassen können.

Bei jährlichen Konferenzen tauschen sich die Experten über die Entwicklungen und Maßnahmen aus – zum Beispiel, ab welchem Pegel für einen Ort die Hochwassermarken erreicht werden. Die sind von Stadt zu Stadt unterschiedlich, weshalb es in Bonn einen eigenen Pegel gibt.

Rückblick auf das Hochwasser in Bonn und der Region

Während sich die Lage in Bonn am Montag absehbar entspannt hatte, hatte sie sich im Siebengebirge zunächst zugespitzt. In Bad Honnef war der Bahnhof zeitweise gesperrt, weil eine Unterführung überschwemmt war.

Das Sturmtief "Burglind" hatte vergangene Woche die Einsatzkräfte in Bonn und der Region auf Trab gehalten. Anschließend richteten sich die Augen auf die Pegelstände der Flüsse.

Der Pegel des Rheins hatte Sonntagmittag die Acht-Meter-Marke erreicht. Damit betraf das Hochwasser in Bonn Gaststätten und Häuser am Rheinufer. Die Betreiber und Anwohner hatten sich entsprechend vorbereitet. Viele Bonner wollten sich derweil die spektakulären Ansichten nicht entgehen lassen. An den Aussichtsplattformen und auf der Promenade waren am Wochenende Hunderte Menschen unterwegs.

Auf dem Rhein in Köln war in der Nacht zum Sonntag der bereits eingeschränkte Schiffsverkehr komplett eingestellt worden, nachdem der Pegelstand die kritische Marke von 8,30 Metern überschritten hatte. Die meisten Schiffsführer haben nach Auskunft der Wasserschutzpolizei Duisburg die Häfen entlang des Rheins flussaufwärts Richtung Köln angelaufen, weil es keinen Sinn mache, weiterzufahren. Wie lange der Schiffsverkehr in Köln eingestellt bleibt, hängt vom Fallen des Pegelstandes ab. Erst bei einem Pegelstand von 8,20 Meter gibt es nach offiziellen Angaben wieder freie Fahrt.

Was passiert bei welchem Pegelstand?

Seit der Silvesternacht war der Rheinpegel innerhalb weniger Tage um rund zwei Meter gestiegen. Während er Ende des Jahres 2017 wieder auf die Vier-Meter-Marke zurückgegangen ist, stieg er durch die heftigen Regelfälle schnell stark an. Über die Seite pegel.bonn.de teilt die Stadt in kurzen Abständen den aktuellen Pegelstand mit. Eine Karte klärt darüber auf, ab wann die Menschen in den unterschiedlichen Stadtteilen nasse Füße bekommen. Unter anderem informiert das Wasser- und Schifffahrtsamt, was bei welchem Pegelstand in Bonn, im Siebengebirge, Erpel und Unkel, Niederkassel, Bornheim-Hersel und Remagen passiert.

In der Vergangenheit sind der Rhein und seine Nebenflüsse bereits öfter über die Ufer getreten. Nicht selten haben die Wassermassen dabei großen Schaden angerichtet. In Erinnerung bleiben dabei besonders die Überflutungen im Februar 1970, in denen der Rhein einen Höchststand von fast zehn Metern erreichte sowie das Weihnachts-Hochwasser 1993.

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