Der Regenkreislauf um die Erde

Wundersamer Wasserdampf: Alle zehn Tage wird das verdunstete Wasser in der Atmosphäre einmal ausgetauscht

Der Regenkreislauf um die Erde
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Wasserdampf ist ein Verkleidungskünstler: Muss Luft, weil sie sich abgekühlt hat, Wasserdampf abladen (kondensieren), erlebt der Mensch täglich im globalen Wetter eine Vielzahl von Niederschlagsformen. Ein sanfter Landregen erfreut den Bauern, gegen Hagel oder Graupel muss er sich versichern, und rieselt der Wasserdampf als Schnee, erfreut das von Kindern bis Liftbetreibern viele Menschen. Auch deren Atmungsorgane, denn Regen reinigt die Luft, wäscht nicht nur Staub aus, sondern auch Stickstoff, Schwefel- oder Salpetersäure.

Regen kann zudem nieseln, prasseln oder „wie aus Gießkannen“ schütten. Platzregen, Eisregen, Wolkenbruch, Sprühregen: Der Sprachschatz des Menschen weiß den Regen – nach Tropfengröße – zu unterscheiden. Seitdem feststeht, dass die Temperatur auf der Erde steigt, und mit einer wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent die Treibhausgase des Menschen das verursachen, interessiert nicht nur die Frage „Wie wird’s morgen?“, sondern auch das Klima der nahen Zukunft. Und: Verändert der Klimawandel schon heute das Wetter?

Dahinter steckt die physikalische Gesetzmäßigkeit, dass wärmere Luft mehr Wasser verdunsten lässt und die Meere von oben nach unten erwärmt, was wiederum die Verdunstung fördert. Unterm Strich bedeutet das mehr Wasserdampf und mehr Niederschläge. Die Daten von Satelliten berichten, dass der Wasserdampfgehalt von Luftschichten über Ozeanflächen seit 1988 um 1,3 Prozent pro Dekade zugenommen hat. Dass in einigen Regionen die Regenmenge steigt, ist eine Folge davon, auch die Beobachtung, dass die Zahl von Starkniederschlägen zunimmt, was wiederum – mehr Regen pro Zeiteinheit – mit Erdrutschen und Überflutungen einhergeht.

Auch meteorologische Großereignisse, wie Wirbelstürme, stehen mit den Veränderungen in der Atmosphäre in Verbindung. Nach heutigem Wissensstand lassen die komplexen Auswirkungen der globalen Erwärmung nicht erwarten, dass die Zahl der Hurrikans zunimmt, aber hat sich einmal ein Wirbelsturm der Kategorie eins gebildet, würde „das immer größere Angebot an Hurrikan-Treibstoff“ (wärmere Meere und zusätzlicher Wasserdampf) ihn „so mästen“, dass bald zu einem der Kategorie fünf hochgestuft würde, schreibt der australische Forscher Tim Flannery.

In der wissenschaftlichen Diskussion spielt der Wasserdampf aus zwei Gründen eine besondere Rolle: Einmal ist er selbst ein Treibhausgas, zum anderen bildet er Wolken, die den Treibhauseffekt verstärken oder schwächen können. Studien belegten schon vor 20 Jahren, dass die tropischen Ozeane nur deshalb nicht überhitzen, weil tiefliegende Wolken häufig Schatten spenden und somit kühlen. Zugleich reflektieren sie an ihrer Oberseite die kurzwellige Sonnenstrahlung sofort wieder ins All zurück. Fernab vom aktuellen Klimawandel sind Wasserdampf und die von ihm gebildeten Wolken ein Segen für den Planeten.

Rund 15 Billionen Tonnen gasförmiges Wasser – rund das 300-fache Volumen des Bodensees – rotieren ständig via Wolken um die Erde. Sie tragen das über Seen, Flüssen, Meeren und Wäldern verdunstete Wasser fort und verteilen es neu. Ein riesiger Wasserkreislauf, der permanent in Bewegung ist. Seine kostbaren Süßwasserspenden für ausgedehnte Landflächen ermöglichen Leben und halten es aufrecht. Forscher haben ausgerechnet, dass das verdunstete Wasser in der Atmosphäre im Durchschnitt alle zehn Tage einmal ausgetauscht wird.

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