Schneekanonen drohen Alpen auszutrocknen

Klimatologen und Hydrologen warnten in Wien vor Plänen, die Fläche für die künstlichen Beschneiung in den kommenden Jahren zu vervierfachen

WIEN. Die künstliche Beschneiung von Skipisten droht die Alpen auszutrocknen. Davor warnt die deutsche Wissenschaftlerin Carmen de Jong vom Hochgebirgsinstitut der Universität von Savoyen.

Insgesamt würden rund 24 000 Hektar Skipisten pro Jahr mit rund 95 Millionen Kubikmetern Wasser beschneit. Das entspreche dem Wasserverbrauch einer Großstadt mit 1,5 Millionen Einwohnern, betonte de Jong bei der Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Vereinigung (European Geosciences Union) in Wien. Die Kosten der Beschneiung lägen bei rund drei Milliarden Euro.

Die schon jetzt sichtbaren Folgen für die Umwelt: In den französischen Alpen etwa führen betroffene Flüsse in den Wintermonaten bereits bis zu 70 Prozent weniger Wasser als vor Einführung der Schneekanonen. Erklärungen der Tourismus-Industrie, wonach die künstliche Beschneiung keinen Einfluss auf die Umwelt habe, wies de Jong zurück. Bereits bei der Beschneiung selbst verdunsteten bis zu 30 Prozent des Wassers. Nur ein Teil falle als Schnee auf die Pisten.

Um das Wasser im Winter aus den Reservoirs pumpen zu können, würden diese künstlich eisfrei gehalten, was zusätzlich große Mengen verdunsten lasse. Gletscher-Forscherin Astrid Lambrecht von der Universität Innsbruch ergänzte, diese Situation werde noch verschärft, da jetzt auch die Gletscher als Wasserreservoirs spürbar schrumpften.

Bisher hätten die riesigen Eisflächen Hitze- und Trocken-Perioden teilweise ausgleichen können. Die Klimatologen und Hydrologen warnten in Wien vor Plänen, die Fläche für die künstliche Beschneiung in den kommenden Jahren zu vervierfachen. dpa

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