Roland Emmerichs "The Day After Tomorrow"

Hollywood darf alles. Und man könnte es sich einfach machen: Der Regisseur ist ein Faktenverbieger, und sein Film hat mit Wissenschaft so viel zu tun wie Astrologie mit Astronomie

Aber wenigstens der Kern des Streifens ist wissenschaftlich. Da deckt sich Hollywood - ausnahmsweise - mit einer Studie des Pentagons. Wenn der Golfstrom abreißt, kann das Eiszeit bedeuten, aber keine von heute auf morgen wie bei Emmerich. Der Dauerfrost käme in Nordamerika und -europa in Jahrzehnten herangekrochen.

Der Golfstrom fördert tropische Wärme in der Größenordnung von 500 000 Atommeilern nach Norden. So ist es in Europa um bis drei Grad Celsius wärmer als in Neufundland. Die Strömung wird von einer "Pumpe" angezogen. In der Grönland-See kommt der Golfstrom abgekühlt an, sein Wasser ist extrem salzhaltig und damit schwer. Es sinkt. Folge: Oberflächenwasser strömt nach, daraus resultiert die Pumpfunktion.

Die Dimension ist gigantisch: 100 Millionen Liter rauschen pro Sekunde in die Tiefe. Das ist 20 Mal so viel wie die Abflüsse aller Flüsse auf der Erde. Und genau dieses Süßwasser bedeutet Gefahr: Wenn alles - Inlandsgletscher, Grönland - schmilzt und es im Norden mehr regnet, gelangt mehr Süßwasser in den Nordatlantik und senkt den Salzgehalt. Das Wasser wird leichter, es sinkt nicht mehr.

Das könnte das Ende des Golfstroms bedeuten, aber nicht eine Eiszeit. Denn alle Forscher-Expertisen halten zwar das Versiegen des Golfstroms nach 2050 für möglich, aber die globale Erwärmung wäre der überlagernde, stärkere Effekt. Insofern bleibt Kino Kino.ww

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