Umweltschutz in der Formel 1

In Zusammenarbeit mit den Automobil-Herstellern soll die Königsklasse des Motorsports nicht nur günstiger, sondern auch sauberer und nahbarer werden

  Die Erde  wurde von Honda auf dem Formel-1-Renner verewigt.

Die Erde wurde von Honda auf dem Formel-1-Renner verewigt.

Foto: dpa

Bonn. Umweltschutz und Formel 1 lassen sich nur schwer vereinbaren. Auch am Wochenende werden Fernando Alonso und Co. wieder ihre Runden drehen und dabei rund 1 500 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, bei einem Verbrauch von 80 bis 100 Litern auf 100 Kilometer. Der Kohlendioxidausstoß liegt damit neun Mal höher als bei jedem Pkw.

Dennoch hat man in der Königsklasse des Motorsports die Zeichen der Zeit erkannt und begonnen, sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen. "Es geht darum, der Formel 1 ihr Dinosaurier-Image zu nehmen", erklärte Max Mosley, Präsident des Automobil-Weltverbandes (Fia). In Zusammenarbeit mit den Automobil-Herstellern soll die Formel 1 nicht nur günstiger, sondern auch sauberer und nahbarer werden. "Der Benzinverbrauch soll drastisch sinken", sagte Burkhard Göschel.

Er war einst Entwicklungsvorstand bei BMW und ist nun Interessenvertreter der in der Formel 1 engagierten Autohersteller (GPMA). Emotionsgeladen soll das Spektakel dennoch bleiben, aber zeitgemäß. Hersteller und Fia verständigten sich im vergangenen Jahr auf einen Maßnahmenkatalog. Vom Jahr 2009 an soll beispielsweise die beim Bremsen verlorene Energie zurückgewonnen werden. Dann soll die Hitze, die ungenutzt durch den Auspuff entweicht, in Vortrieb umgewandelt werden.

Mosley denkt zudem an eine Rückkehr der Turbo-Motoren ab 2011, die wesentlich effizienter arbeiten. "Wenn man eine Drei-Liter-Maschine mit 800 PS, die nur den Treibstoff verbrennt durch einen Zwei-Liter-Motor mit 650 PS ersetzt, der die anderen 150 PS durch Rückgewinnung erzielt und dadurch auch noch den Kohlendioxid-Ausstoß verringert, hat man wirklich etwas erreicht", meint Mosley.

Vor der aktuellen Saison verblüffte Honda mit der Enthüllung seines neuen Boliden. Dem hat man das Thema Umweltschutz quasi aufs Chassis geschrieben - als Karte des Erdballs statt der Logos verschiedener Sponsoren. "Wir sind in der Formel 1 nicht ganz unbeteiligt an der Klimaveränderung", meinte der Teamchef von Honda, Nick Fry. Das neue Kleid soll ein Appell an alle sein, mehr für den Umweltschutz zu tun. Mit einer Spende an eine Umweltorganisation kann jeder seinen Namen auf dem Chassis verewigen lassen.

Mit dieser Aktion setzt Honda darauf, die Umweltprobleme der Öffentlichkeit und vor allem den nicht unbeteiligten Fans bewusst zu machen. Sie verursachen an einem Renn-Wochenende 99 Prozent des Gesamtausstoßes an CO2, etwa dadurch, dass sie mit dem Auto zur Strecke kommen.

Mario Theissen, Motorsport-Chef von BMW Sauber, sieht den Motorsport überhaupt als wichtigen und nicht wegzuleugnenden Bestandteil der Unternehmenskultur. Er gibt zu: "Motorsport ist nicht unbedingt die Speerspitze bei der Entwicklung umweltfreundlicher Technologien." Das Reglement sei die entscheidende Stellschraube. Theissen: "Wir unterstützen sehr wohl, dass auch im Motorsport Reglements so gefasst werden, dass man dort mit umweltfreundlichen Technologien einen Wettbewerbsvorteil hat."

Der Dieselmotor sei allerdings im Gegensatz zu Einsätzen bei 24-Stunden-Rennen wie in Le Mans in der Formel 1 undenkbar. "Ein Dieselmotor dreht mit unter 10 000 Umdrehungen pro Minute, die Energiedichte ist kleiner und die Antriebseinheit größer. Man kommt automatisch zu größeren Autos, wenn man eine bestimmte Leistungsklasse erreichen will. Das ist unverträglich mit der Formel 1", sagte Theissen. Das Spektakel soll nicht verloren gehen. "Die Formel 1 darf ruhig unvernünftig sein, das ist kein Widerspruch", formuliert es Göschel.

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